Jagdunfall
Nach tödlichem Schuss – „Die Jäger gehen durch die Hölle“

08.10.2018 | Stand 13.09.2023, 0:51 Uhr
−Foto: n/a

Am 12. August starb ein 47-jähriger Beifahrer eines Fahrzeugs, das auf der B16 bei Nittenau unterwegs war, durch ein tödliches Geschoss aus einer Jagdwaffe. Jetzt hat die Polizei den Jäger identifiziert, der den Schuss abgab. Bei der Jägerschaft fühlt man mit dem Mann, aber auch mit der Familie des Opfers.

NITTENAU Die Kriminalpolizei Amberg hat einen Tatverdächtigen ermittelt, aus dessen Waffe ein Projektil stammt, das einen 47-jährigen Regensburger getötet hat. Das teilte das zuständige Polizeipräsidium der Oberpfalz am Donnerstag mit. Zeitintensive und aufwendige Gutachten hätten nun geklärt, aus welcher Waffe das Geschoss stammte. Am 12. August war der Regensburger als Beifahrer unterwegs zu einem Rennen, das in Nittenau an diesem Tag stattfand. Auf der B16 traf ihn plötzlich das Geschoß, er sackte zusammen. Der 61-jährige Beifahrer konnte seinen Schwager noch erstversorgen, doch der schwer verletzte Mann starb noch an der Unfallstelle.

Tief betroffen ist Otto Storbeck, der Vorsitzende der Jägervereinigung Nittenau. Nach seinen Angaben haben elf Jäger an der Jagd teilgenommen, die am 12. August stattfand. Fünf Jäger hatten ein Feld umstellt, auf dem eine sogenannte Erntejagd veranstaltet wurde. „Drei Jäger benutzten das Kaliber, das bei dem gefundenen Projektil festgestellt wurde“, schildert Storbeck dem Wochenblatt. „Sie können sich sicher vorstellen, welche Gefühle die drei Betroffenen in den letzten Wochen hatten“, so Storbeck. Die Ungewissheit, aus welcher Waffe das Projektil abgefeuert wurde, sei zermürbend gewesen.

Jetzt, nachdem offenbar von Seiten der Ermittler festgestellt wurde, aus welcher Waffe das tödliche Geschoss stammte, sei zwar Gewissheit da. Dass wegen fahrlässiger Tötung ermittelt wird, sei auch für den Vorsitzenden der Jägervereinigung ein ganz normaler Vorgang. „Aber was soll denn da bitteschön am Ende dabei herauskommen? Das war ein tragischer Unfall, wir sind in der Jägerschaft überzeugt davon, dass es hier keinerlei Schuldhaftigkeit des betroffenen Jägers gibt.“

In Frage kam von Anfang an ein so genannte Querschläger. Jäger suchen sich einen Schussfang hinter dem Wildtier, das sie erlegen wollen. Das ist auch der Grund, warum Jäger häufig von oben zielen, damit sich das Projektil, wenn es den Körper des Tieres durchdrungen hat, von der Erde aufgefangen wird. Zunächst war vermutet worden, dass beispielsweise ein Stein übersehen wurde von dem Schützen und das Projektil quasi abprallte und auf die B16 schoss. Die Straße befindet sich direkt neben dem Feld, auf dem die Drückjagd veranstaltet wurde.

Bei der Polizei wollte man Medienberichte nicht bestätigen, wonach es sich bei dem Geschoss nicht um einen Querschläger gehandelt habe. Das sei „sehr tatrelevant“ und habe Auswirkungen auch auf das Verfahren, sagte ein Polizeisprecher. Auch Storbeck wies darauf hin, „dass man zum jetzigen Zeitpunkt Spekulationen unbedingt vermeiden sollte, auch im Hinblick auf den Jäger, der ohnehin durch die Hölle gegangen ist.“ Das Mitgefühl der Jägerschaft sei bei der Familie des Opfers. „Mir tut das unheimlich leid und jeder Jäger, mit dem ich gesprochen habe, bedauert das Geschehene sehr“, so Storbeck. „Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass hier am Ende die Verurteilung eines Jägers steht, der nichts auf der Welt weniger wollte, als einen anderen Menschen zu verletzten oder gar zu töten“, schloss der Jagdvereinigungs-Chef aus Nittenau.

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