Verlobter vor Gericht
Prozess-Auftakt heute in Regensburg – wer hat Schuld am Tod von Maria Baumer?

01.07.2020 | Stand 13.09.2023, 0:29 Uhr
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Was ist damals Ende Mai 2012 passiert? Warum musste Maria Baumer sterben? Wer trägt die Verantwortung für ihren Tod? Dieser Frage geht ab Mittwoch, 1. Juli, die 2. Strafkammer des Landgerichts Regensburg unter dem Vorsitz von Richter Michael Hammer nach. Angeklagt ist der ehemalige Verlobte der jungen Frau – wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen.

Regensburg. Es ist ein Fall, der die Region bewegt hat – am 26. Mai 2012 verschwand die damals 26-jährige Maria Baumer. Die junge Frau stammte aus Muschenried im Landkreis Schwandorf, lebte seit etwas mehr als zwei Jahren zusammen mit ihrem Verlobten in einer Wohnung in Regensburg. Der Hochzeitstermin stand bereits fest – am 8. September 2012 sollte geheiratet werden. Nach einem gemeinsamen Abend auf einem Reiterhof in Bernhardswald sei man gemeinsam nach Regensburg zurückgefahren, berichtete der Verlobte damals – auch in„Aktenzeichen XY ungelöst“ wurde der Fall aufgegriffen.

Am nächsten Morgen sei er zum Joggen gegangen – als er zurückkehrte sei Maria verschwunden gewesen. Eine lange und aufwändige Suche begann. Bis auf den Jakobsweg gab es Spuren, den nämlich habe Maria gehen wollen, so die damaligen Informationen. Dann ging es nach Norddeutschland, hier wollten Zeugen Maria gesehen haben. Polizisten durchkämmten den Wald in der Nähe des Reiterhofes – doch keine Spur von der Vermissten. Bis zum 8. September 2013 – da fanden Pilzsucher die sterblichen Überreste der Frau im Kreuther Forst bei Bernhardswald.

Der damalige Verlobte geriet in Verdacht, wurde drei Tage nach dem Fund der Leiche in U-Haft genommen – und wieder entlassen. Immer wieder keimte der Verdacht neu auf, auch, als Christian F. wegen anderer Delikte vor Gericht stand. Er wurde am 15. Dezember 2016 wegen sexuellen Missbrauchs an zwei Schülern der Domspatzen und der Körperverletzung an einer Patientin des BKH zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Am Donnerstag, 12. Dezember 2019 dann die Wende – auf einer Pressekonferenz gaben Staatsanwaltschaft und Polizei bekannt, dass der ehemalige Verlobte erneut in U-Haft sitze. Man habe seitens der Staatsanwaltschaft erneut die Beweislage geprüft und die Polizei gebeten, die Ermittlungsgruppe „EG Maria“ wieder ins Leben zu rufen. Man sei einer Vielzahl an Spuren nachgegangen – mittlerweile sind es über 230. Zudem habe man die sterblichen Überreste Marias erneut einer chemisch-toxikologischen Untersuchung unterzogen – in einem neuen Labor. Hier sei in einem Haarbüschel der Toten der Wirkstoff Lorazepam nachgewiesen worden. Man gehe nun davon aus, dass Christian F. seiner Verlobten den Wirkstoff Lorazepam verabreicht hat. Wann und in welcher Dosis sei nicht nachzuvollziehen. Die junge Frau sei dann entweder an dem Medikament gestorben oder aber in betäubtem Zustand auf eine unbekannte Weise getötet worden. Dies stützt die Staatsanwaltschaft auf eine ganze Reihe von Indizien.

Der Sachbearbeiter des staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens, Thomas Rauscher, berichtete im Dezember, es sei in den Tagen vor der Tat mit dem Computer des jetzt Beschuldigten zu einer ganzen Reihe von Internetrecherchen gekommen. „An diesem Computer des Beschuldigten wurden insbesondere folgende Suchbegriffe gegoogelt: ,Lorazepam‘, ,letale Dosis‘ – und : ,der perfekte Mord‘“. Als Krankenpfleger habe der jetzt Beschuldigte Zugang zu entsprechenden Medikamenten gehabt, so die Informationen im Dezember 2019.

Ab Mittwoch muss sich der Ex-Verlobte nun vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich Christian F. in eine andere Frau – eine Patientin, die er als Gesundheits- und Krankenpfleger in einer Klinik betreut hatte, verliebt hatte, Maria sei ihm hier dann im Weg gestanden. In der Nacht vom 25. auf den 26. Mai 2012 soll er Maria dann die tödliche Dosis der Medikamente Lorazepam und Tramadol verabreicht haben. So sei es dann wohl zum Atemstillstand und letztlich zum Tod der damals 26-Jährigen gekommen. Die bewusstlose oder bereits tote Maria soll der Beschuldigte dann in den Kreuther Forst gebracht und vergraben haben.

Für den Prozess am Landgericht sind bis zum 2. Oktober 32 Verhandlungstage angesetzt. Es sind dafür insgesamt 65 Zeugen und 18 Sachverständigen geladen.

Regensburg