Bombenfund
Evakuierung eines Areals, das für die Nazis „kriegswichtig“ war

24.10.2018 | Stand 13.09.2023, 1:55 Uhr
−Foto: Foto: (c) Alexander Auer

Im Regensburger Westen findet man immer wieder Bomben. Kein Wunder, hier produzierten die Nazis ihre Kampfflugzeuge im Messerschmitt-Werk. Dass Regensburg dennoch nicht zerstört wurde, liegt vor allem an Chemiewaffen, fand eine Studie jetzt heraus.

REGENSBURG In der Killermannstraße wurde am späten Dienstagnachmittag eine amerikanische 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Um die Bombe zu entschärften, müssen im Regensburger Westen weitreichende Evakuierungsmaßnahmen in einem Radius von 500 Metern greifen. Diese Evakuierungsmaßnahmen werden am Donnerstag, 25. Oktober, ab 9 Uhr durchgeführt. Die Entschärfung der Bombe ist für den frühen Nachmittag geplant.

Nach Angaben der Stadt besteht aktuell keine Gefahr für die Bevölkerung und der Fundort ist rund um die Uhr abgesichert. Die Stadt hat dazu ein Bürger-Telefon eingerichtet. Hier sollen sich bitte die Bürgerinnen und Bürger melden, die am Donnerstag Hilfe benötigen, um ihre Wohnungen oder Häuser zu verlassen.

Das Bürger-Telefon wird am Mittwoch von 11 bis 18 Uhr und am Donnerstag ab 8 Uhr bis zur Bombenentschärfung besetzt sein. Die Telefonnummern werden Mittwoch in der Früh veröffentlicht. Der Schulbetreib an der Grundschule Prüfening ist am Donnerstag von der Evakuierung nicht betroffen.

Bei der Bombe dürfte es sich um ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg handeln, das viel über die Geschichte des Regensburger Westens aussagt. Dort standen die legendären Messerschmitt-Werke, in denen die Nazis Flugzeuge bauen ließen. Bereits seit 1938 wurden in den Messerschmitt-Werken Kriegsflugzeuge produziert, vor allem der Jäger Bf 109, von dem 10.700 Flugzeuge allein in Regensburg hergestellt worden sein sollen. Das Flugzeug-Werk im Regensburger Stadtwesten war zum damaligen Zeitpunkt angeblich das größte Flugzeug-Werk Europas. Zu einem ersten großen Luftangriff kam es dann auch am 17. August 1943, bei dem amerikanische Bomber versuchten, die Rüstungsproduktion Deutschlands zu treffen.

Forscher haben kürzlich übrigens in einer Studie belegt, warum Regensburg dennoch zu den Städten gehört, die im Krieg kaum zerstört wurden. Während sich die Amerikaner auf das Flugzeugwerk konzentrierten, war es gerade zu Kriegsende hin eine glückliche Fügung, die allerdings in einer absoluten Katastrophe hätte münden können. Die Nazis hatten Chemie-Waffen in Schierling bei Regensburg deponiert, dort gibt es bis heute ein Areal, das man Muna nennt und das lange als Munitionsdepot gedient hat. Als da kein Platz mehr war, verschiffte man die Chemiewaffen. Den Amerikanern war klar: Wenn sie diese treffen würden, dann wären Niederbayern und die Oberpfalz bis nach Böhmen und Österreich auf lange Jahre hinaus verseucht gewesen.

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