Amtsgericht Regensburg
McDonald‘s-Tresor leergeräumt – Mitarbeiter inszeniert Raubüberfall

02.08.2018 | Stand 13.09.2023, 0:48 Uhr
Verena Bengler
−Foto: n/a

Er hatte Schulden und große Angst. Sogar das Inkassobüro hatte sich schon angekündigt. „Da ist mir diese wirklich dumme Idee gekommen. Das war absoluter Quatsch“, erzählte der 20-jährige Angeklagte bei seinem Prozess am Donnerstag, 2. August, vor dem Regensburger Amtsgericht. Er und sein ebenfalls 20-jähriger Kumpel saßen wegen schweren Raubes auf der Anklagebank. Beide zeigten sich geständig.

OBERTRAUBLING Am 27. Dezember 2017 um 3 Uhr morgens stürmte einer der beiden Angeklagten mit einer echt aussehenden Spielzeugpistole und komplett vermummt in die McDonald’s-Filiale in Obertraubling, in der der zweite Angeklagte gerade arbeitete. Der vermummte Eindringling traf als erstes auf den 45-jährigen Hausmeister, der gerade damit beschäftigt war, die Dekoration des Weihnachtsbaums aufzuräumen. Weil der 45-Jährige die Pistole, mit der er bedroht wurde, für echt hielt, befolgte er die Anweisungen des Bewaffneten und kniete sich mit dem Rücken zum Büro auf den Boden. Danach richtete der Eindringling die Pistole zum Schein auf seinen Komplizen, den McDonalds-Mitarbeiter. Er ließ sich von ihm den Tresorschlüssel aushändigen, stahl die Tageseinnahmen in Höhe von knapp 10.000 Euro und machte sich durch die Hintertür aus dem Staub. Die beiden Täter trafen sich anschließend wie vereinbart in der Wohnung des McDondald’s-Mitarbeiters und teilten das Geld zu gleichen Teilen untereinander auf. Das Timing des kompletten „Überfalls“ war zwischen den beiden abgesprochen.

Während der Verhandlung entschuldigten sich beide Angeklagte und baten den Hausmeister um Verzeihung. „Sie sind beide jung und haben einen Fehler gemacht. Jeder kann Fehler machen. Ich hoffe, sie haben daraus gelernt“, zeigte sich der 45-jährige Hausmeister nachsichtig. In der Zeit nach dem Überfall ging der McDonald’s-Mitarbeiter ganz normal zur Arbeit – bis er schließlich geschnappt wurde. Die Polizei fand Schal, Handschuhe und Kappe, mit denen sich der Angeklagte, der den Part des Räubers übernommen hatte, maskiert hatte. Ein DNA-Abgleich führte die Polizei auf die Spur des 20-Jährigen. Facebook-Bilder, auf denen schließlich beide Täter gemeinsam abgebildet waren, machten dann auch den Mitarbeiter verdächtig. Bei einer Vernehmung bei der Polizei gestand dieser den Raub.

Das Gericht war weniger gnädig als der Hausmeister und sprach die beiden Angeklagten der Untreue und Nötigung beziehungsweise der Beihilfe zur Untreue und Nötigung schuldig. Beide Männer wurden zu einer Jugendstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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