Ansprechpartner bei der Polizei
Hier gibt es wichtige Hilfe, um die Spirale der Gewalt zu durchbrechen

04.07.2018 | Stand 13.09.2023, 0:17 Uhr
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452 Fälle der so genannten häuslichen Gewalt musste die Polizei im Jahr 2017 in Stadt und Landkreis Regensburg bearbeiten. In der Stadt waren es 258, im Landkreis 194. Barbara Arendt ist Beauftragte der Polizei für Kriminalitätsopfer (BPfK) am Polizeipräsidium Oberpfalz in Regensburg, zusammen mit ihrer Kollegin Alexandra Friedrich kümmert sie sich um diesen Bereich – sie geht von einer hohen Dunkelziffer aus.

REGENSBURG Die Geschichten, die Barbara Arendt in ihren Beratungen zu hören bekommt, zeigen nicht selten Abgründe auf – Opfer von Gewalt können hier ihre Erfahrungen schildern und so die Spirale der Gewalt durchbrechen. Die Beauftragten der Polizei für Kriminalitätsopfer (BPfK) an den Polizeipräsidien kümmern sich um Frauen und Kinder bei Gewalt im sozialen Nahraum, bei Gewalt in der Familie, in der Beziehung oder auch nach einer Trennung und bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Meist, so berichtet Arendt, sind es Frauen, die Opfer von Gewalt werden, selten kommt auch ein Mann und schildert seine Erlebnisse. Hier aber sei die Hemmschwelle noch zu groß. Männer, die Opfer von zum Beispiel häuslicher Gewalt werden, fühlen sich oft in ihrer Männerrolle als Versager und schweigen lieber, als den Schritt zur Polizei zu tun. Arendt betont, dass ihre Tür auch für Männer offen steht, die zum Beispiel die Übergriffe in einer Beziehung nicht mehr länger unter den Teppich kehren wollen.

Wenn ein Opfer sich an sie wendet, so kann Arendt aufklären über das weitere Vorgehen der Polizei nach einer Anzeigenerstattung – denn: Anonym kann niemand zu ihr kommen, wenn sie von Straftaten erfährt, muss sie Ermittlungen einleiten. Arendt kann aufklären über die Rechte und auch die Pflichten, die ein Opfer hat. Sie hat Infos über das Gewaltschutzgesetz und kann Kontakte zu anderen Stellen, wie zum Beispiel dem Verein „Frauen helfen Frauen“, dem Frauennotruf oder auch dem Weißen Ring, vermitteln. Am Schluss der Beratung steht die Dokumentation, die dann an die zuständige Dienstelle für die Ermittlungen geht. Die Taten, mit denen sich Opfer an die Beauftragte der Polizei für Kriminalitätsopfer wenden, sind breit gefächert: Es geht um Körperverletzungen wie zum Beispiel eine Ohrfeige, es geht um Beleidigungen, Bedrohungen oder Nötigung, um Sexualdelikte und auch um Tötungsdelikte. Und: Endlich haben auch Stalking-Opfer die Möglichkeit, frühzeitig Anzeige zu erstatten. Der Paragraph 238 im Strafgesetzbuch sei hier nachgebessert worden. Bei den Straftaten macht es kaum einen Unterschied, ob Opfer und Täter aus einer Stadt oder einer eher ländlichen Gegend stammt. Ebenso kommt es zu häuslicher und auch sexueller Gewalt in allen Altersstufen und Gesellschaftsschichten.

Wichtig sei, so Arendt, nicht wegzusehen. Als Nachbar oder Freundin, als Schwester oder Arbeitskollege – man soll seine Hilfe anbieten, nachfragen, was passiert ist, Telefonnummern weitergeben. Auch die Begleitung beim Gang zur Polizei kann eine wertvolle Unterstützung sein. Die Zahl der Anzeigen steige, so Arendt, dies könne man auch darauf zurückführen, dass „mehr hingeschaut wird“.

Opfer von häuslicher oder sexueller Gewalt sowie Opfer von Misshandlungen oder auch Stalking – oder auch Angehörige – können sich unter der Telefonnummer 0941/ 506-1333 an Barbara Arendt und Alexandra Friedrich wenden. Zusätzlich gibt es bei den Kriminalpolizeiinspektionen Ansprechpartnerinnen. Bettina Zankl und Marianne Kargl von der Kripo Regensburg sind unter der Nummer 0941/ 506-2727 erreichbar.

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