Prozessauftakt versuchter Totschlag
Junges Pärchen soll Mann brutal gestiefelt haben

12.12.2019 | Stand 31.07.2023, 14:27 Uhr
−Foto: n/a

Seit gestern stehen die 20-jährige Susanne G. und der drei Jahre ältere Johannes K. (Namen geändert) vor der Jugendkammer des Landgerichts Landshut. Die Vorwürfe gegen sie sind erschütternd: Sie sollen am 3. Mai einen Mann infolge eines Streites zusammen geschlagen und ins Gesicht und gegen den Kopf getreten haben. Die Staatsanwaltschaft Landshut wirft beiden versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in Mittäterschaft vor.

LANDSHUT Johannes K. räumte den angeklagten Sachverhalt zu Prozessbeginn ein, aufgrund der Menge an Alkohol die er zur Tatzeit intus hatte, könne er sich jedoch nicht mehr so gut erinnern, wie er zugab. Zudem habe er sich den Abend über hinweg immer wieder etwas Koks genehmigt.

Laut der von Staatsanwältin Sigrid Kolano vertretenen Anklage, hielt sich das befreundete Paar mit einem Freund zusammen kurz nach Mitternacht in der unteren Altstadt auf. Wie Johannes K. berichtete, drehte er mit seiner „guten Freundin“ erst eine Runde auf der Dult, dann spazierten sie in der Stadt umher. „Vor dem McDonalds stand dann einfach ein Stuhl. Den hat sie zur Bushaltestelle ein paar Meter weiter mitgenommen“, erzählte er weiter.

Zur gleichen Zeit etwa sollen sie auf den späteren Geschädigten getroffen sein. Erst habe man sich unterhalten, dann sei die Stimmung umgeschlagen und es kam zum Streit. Ob der mitgenommene Stuhl der Auslöser war, konnte der Angeklagte nicht sagen. Als der Geschädigte die junge Frau plötzlich als „Schlampe“ bezeichnet habe, sei es Johannes K. „zu viel geworden“. „Ich habe ihm seine Ansteckblume aus der Jacke gezogen und auf den Boden geworfen, dann hat er mich am Kragen gepackt und ich habe mit der Faust zugeschlagen – überall hin, wo ich getroffen habe“, so der Angeklagte. Es kam zu einem Gerangel und beide landeten auf dem Boden.

Auch Susanne G. hat sich laut Anklageschrift an der Schlägerei beteiligt und soll dem am Boden liegenden Mann wuchtig mit ihrem Fuß gezielt ins Gesicht und gegen den Kopf getreten haben, mindestens zwei bis dreimal. Nachdem Johannes K. aufgestanden war, habe auch er nochmals gezielt gegen dessen Kopf nachgetreten. Er habe „schon hingetreten“, gab der Angeklagte zu, jedoch nicht gezielt gegen dessen Kopf, wie er betonte.

Der am Boden liegende Mann habe anfangs noch versucht, sich zu wehren, soll aber schnell unterlegen gewesen sein und kurzzeitig sogar bewusstlos. Weil Zeugen und Passanten eingriffen und das wütende Pärchen wegzogen, konnte Schlimmeres verhindert werden. Das mutmaßliche Opfer erlitt unter anderem starke Schmerzen, Prellungen, Hämatome, Kratzer im Gesicht, blutende Platzwunden und eine dislozierte Kieferfraktur.

An Schläge oder Tritte seiner Freundin konnte sich Johannes K. in der Verhandlung nicht mehr erinnern, im Gegensatz zu seiner polizeilichen Vernehmung. „Es kommt der Verdacht auf, dass Sie ihre Freundin nicht belasten wollen“, wie ihm der Vorsitzende Richter Theo Ziegler vorhielt. Der Angeklagte wollte daraufhin keine Angaben mehr machen zur Beteiligung seiner Freundin am Tatgeschehen.

Auch Susanne G. verweigerte von Anfang an die Aussage. Von der zuständigen Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe war jedoch zu erfahren, dass diese ihr in einem Gespräch mitteilte, die Anklage würde nicht vollständig zutreffen: So habe sie den Mann nicht getreten oder geschlagen, sie wollte ihren Freund nur von dem Mann wegziehen.

Der Prozess wird heute fortgesetzt.

Landshut