Widerstand
Großes Interesse – Bürgerinitiative WAA NAA zeigte den Film „Wackersdorf“

19.10.2018 | Stand 03.08.2023, 3:11 Uhr
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Der Kinosaal war voll am Samstag, 13. Oktober. Über das starke Interesse an dem „Wackersdorf“-Spielfilm freuten sich nicht nur die Kinobetreiber, sondern auch die Veranstalter des anschließenden Filmgesprächs – die Weidener BI gegen die WAA ¨die BI WAA NAA, die einzige Oberpfälzer BI, die seit 1982 durchhält und aktive Antiatomarbeit betreibt.

WEIDEN Der Politthriller am Abend vor der Landtagswahl war nach Meinung der Veranstalter gut platziert, er zeigte nicht nur die demokratische Widerborstigkeit in der Oberpfälzer Bevölkerung in der nostalgischen Vergangenheit, sondern ermutigte auch für eine zukunftsorientierte Wahlentscheidung gegen fortgesetzte Vetterlespolitik und ökologische Ignoranz.

Im Anschluss an die Vorführung waren fast alle Besucherinnen und Besucher im Kinosaal verblieben, um sich über den Film und die eigenen Erlebnisse auszutauschen. Darunter bekannte Gesichter, auch Komparsen, die man im Film wiedererkannte. Wolfgang Herzer war einer der Laienschauspieler, er moderierte das Gespräch und konnte auch selber als Mitbegründer der Weidener BI 1982 und als Akteur des Widerstands von Anfang an so manches erzählen.

Der Film selber betrachtet den oberpfälzer Widerstand vor allem im Rahmen der Biographie des Landrats, des Landratsamtes und der Ministerien. Das von Anfang an perfekt funktionierende, bundesweit eingebundene Netzwerk der Oberpfälzer Bürgerinitiativen, das sich bereits 1981/82 auf dem politischen Boden der ganzen Region etabliert hatte, wurde nur angedeutet, es wäre Stoff für einen weiteren Film, war die Meinung mancher Kenner. „ Diesem Film könnte noch ein ebenso spannender Film folgen, der die gewaltige fast zehnjährige Arbeit der BIs zwischen Hoffen und Bangen schildert, das würde ich mir wünschen“, äußerte BI-Vorstandsmitglied Hilde Lindner-Hausner. Für die tragenden Personen dieser Zeit nannte man beispielhaft Rudolf Perthold, Horst Schmidt, Heinrich Schroeter, Maria Weber, Brigitte Hese, Reinhard Hese, Jost und Ursula Hess und Andreas Schlagenhaufer.

Die Parallelen zu den aktuellen Auseinandersetzungen zum Hambacher Forst waren für viele Besucher offensichtlich, schon in Wackersdorf vor 30 Jahren hätten die BIs ein Energiekonzept ohne Kohle und Atom vertreten, heute wie damals würde mit dem Arbeitsplatz- Argument die strukturpolitischen Versäumnisse zu Lasten der Umwelt kaschiert, aber ebenso wie damals gäbe es eine bundesweite ökologisch orientierte Bewegung, die Widerstand mit den Mitteln in der Tradition des zivilen Ungehorsams bietet und das Ökologie-Bewusstsein effektiv weiterträgt.

Folgende Punkte wurden in der Diskussion im Kinosaal angerissen: Mit dem Scheitern des deutschen WAA-Projektes war das Hauptproblem nicht gelöst, so die BI-Sprecher, die Frage der weltweiten Nutzung der Kernenergie und der Abkehr davon ist bis heute offen. Das Problem war ins Ausland (Frankreich und England) verlagert worden. Der anfallende Müll kommt nun zurück. Das Problem der Endlagerung wäre nach wie vor ungelöst, der Atomausstieg noch nicht vollzogen. Die Atomindustrie ließe sich hierfür von den Steuerzahlern bequem entschädigen. Von einem Atomausstieg könne man nicht wirklich sprechen, solange die Uranfabriken Gronau und Lingen weiter produzieren und Atomkraftwerke in den Nachbarländern beliefern würden. Mit der Abschaltung der letzten Kraftwerke 2022 müsste auch der Ausstieg aus den fossilen Energien einhergehen, der Ausbau der Erneuerbaren inklusive ihrer Speicher wäre dringend zu forcieren. Der richtige Weg: dezentrale Bürgerenergie nah am Verbraucher statt weiter Leitungen mit hohen Transportverlusten.

Weitere Hintergrundinfos gibt es im Internet unter www.biwaanaa.de.

Schwandorf