Demo in Regensburg
„Mit dem Lager in Moria brennt auch die Idee eines solidarischen Europas“

10.09.2020 | Stand 21.07.2023, 2:06 Uhr
−Foto: n/a

Die Initiative „Seebrücke Regensburg“ veranstaltete am Mittwoch, 9. September, die spontane Kundgebung „Moria brennt – Evakuiert die Lager. Jetzt.“, um auf die katastrophale Lager der Geflüchteten auf Lesbos aufmerksam zu machen.

Regensburg. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 8. auf 9. September, war in dem Flüchtlingslager Moria ein Feuer ausgebrochen, das das Camp nahezu vollständig zerstörte und fast 13.000 Menschen über Nacht auf die Straßen Lesbos setzte. Neben der „Seebrücke“ trugen weitere lokale Bündnisse und Initiativen mit Redebeiträgen zu der Kundgebung bei. Mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger Regensburgs schlossen sich der Kundgebung an, um sich mit den Geflüchteten auf Moria zu solidarisieren.

Adrian Kohl von der „Seebrücke“ kommentiert: „Mit dem Lager in Moria brennt auch die Idee eines solidarischen Europas. Monatelang wurde von uns und verschiedenen Hilfsorganisationen auf die katastrophalen Zustände im Camp aufmerksam gemacht, passiert ist jedoch nichts. Hunderte Städte und Kommunen in Deutschland haben sich zur Aufnahme von Geflüchteten bereit erklärt, aber unser Innenministerium lässt die Menschen in Moria im Stich. Wir haben Platz, und dafür wollen wir von der Seebrücke Regensburg auch weiterhin lautstark eintreten.“

„Was soll noch alles passieren, bis die Bundesregierung endlich aufhört das Leben Schutzsuchender als Spielball in einer menschenverachtenden Politik zu missbrauchen?“, kritisiert Emma Schneller von der „Seebrücke Regensburg“. „Schon vor dem Feuer war Moria eine Katastrophe – jetzt haben die Menschen dort nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf. Deutschland kann und muss handeln. Die Menschen müssen jetzt evakuiert werden.“

Die Situation für Geflüchtete in Moria sei schon seit Jahren katastrophal. In den letzten Monaten habe sich die Lage durch die Covid-Pandemie zusätzlich verschärft. Die medizinische Versorgung der Geflüchteten im Lager sei nicht gewährleistet. Letzte Woche habe sich die Sorge vor dem Ausbruch des Virus im Lager bewahrheitet – die ersten 35 Fälle wurden bestätitgt. Spätestens nachdem das Lager Moria nahezu vollständig zerstört wurde, sei die lange überfällige Evakuierung der Bewohnerinnen und Bewohner „die einzig humane Lösung“.

Lena Pessler von der „Seebrücke Regensburg“ fügt hinzu: „Was die Politik seit Jahren veranstaltet ist ein Trauerspiel. Wir sind enttäuscht und wütend, aber wir sind nicht machtlos: Wir können im Kleinen anfangen, Europa wieder nach seinen Werten zu gestalten. Wir können ,Space-Eye‘ bei ihrer Aktion unterstützen Schlafsäcke und Hygiene-Sets nach Moria zu bringen, an Hilfsorganisationen vor Ort spenden und weiterhin laut für unsere Idee eines solidarischen Europas einstehen.“

„Letztendlich ist aber die Politik gefragt. Liebe SPD, seid endlich sozial. Liebe CDU und CSU, wo ist eure christliche Nächstenliebe?“, wendet sich Johannes Rückerl, Anmelder der Kundgebung, an die Parteien der Großen Koalition. „Ihr seid an der Regierung und habt die Möglichkeit zu handeln. Schöne Worte helfen den Menschen, die nun auf der Straße schlafen müssen, nicht. Evakuiert Moria jetzt!“

Auf der Kundgebung sprachen Emma Schneller von der „Seebrücke Regensburg“ auch die Landtagsabgeordnete Margit Wild und Alexander Irmisch von der SPD, Quirin Quansah und Eliza von der AG Straßenumbenennung, J der Landtagsabgeordnete ürgen Mistol und Stefan Christoph von den Grünen, Hanna Röder vom AStA, Michael Buschheuer, Gründer von „Sea-Eye“ und „Second Life“, Bastian Käsbauer von den Jusos, Eva Konen von der Grünen Jugend und Ferdinand Klemm von „Fridays For Future“.

Regensburg