Hohe Umsatzeinbrüche
„Wir sind zum Zuschauen verdammt“ – wie Corona auch der Buchbranche schadet

02.04.2020 | Stand 13.09.2023, 0:34 Uhr
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Geschlossene Buchläden sorgen derzeit in der Corona-Krise für massive Umsatzeinbrüche bei vielen Verlagen. Die Buchbranche kämpft seit mehreren Jahren mit dem Medienwandel und große Online-Händler könnten durch die Schließung der Läden noch mehr Macht gewinnen. Wir haben mit dem Battenberg Gietl Verlag aus Regenstauf und Barbara Lang vom Buchmarkt des Kreativforums Regensburg gesprochen.

Regenstauf/Regensburg. „Am Montag hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder verkündet, dass die Kontaktsperre für weitere 14 Tage aufrecht erhalten wird. Damit werden es nun vier Wochen, in denen alle Buchhandlungen geschlossen bleiben müssen. Was für eine Katastrophe für den Buchhandel und auch für uns alle im Verlagsgeschäft!“, bedauert Verlagsleiter und Geschäftsführer des Battenberg Gietl Verlags, Josef Roidl. Das Jahr 2020 sei für den Verlag richtig gut losgegangen, „wir alle waren so optimistisch, dass die Talsohle negativer Ereignisse nun endlich überwunden wäre“, doch die Corona-Krise treffe den Verlag sehr hart. Für viele Verlage gehe es gerade ums Überleben.

Auf unbestimmte Zeit geschlossene Läden seien das Schlimmste, was der Branche passieren konnte, beklagen Verlage und Autoren in der Region, wie Barbara Lang vom Buchmarkt Regensburg mitteilte. Denn leider würden immer noch zu wenig Kunden wissen, dass auch online bei den meisten Geschäften direkt bestellt werden kann – schneller als bei Amazon. Hinzu komme natürlich die Ungewissheit, wann und wie es weiter geht. Von 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Battenberg Gietl Verlags arbeitet derzeit etwa ein Drittel im Home Office, einige Mitarbeiter seien außerdem in Kurzarbeit, beispielsweise der Vertrieb. Und wie stark die Umsatzeinbrüche sein werden, könne man aktuell noch nicht wissen, so Roidl. Sein Verlag habe zwar einen Online-Shop, die Lieferung der Bücher geht also weiter, doch kleine Verlage seien nun einmal schwer abhängig von der großen Marktmacht Amazon. Doch bis mindestens Sonntag, 5. April, bestelle Amazon keine Bücher mehr, wie Roidl berichtet.

Viele Verlage haben Vorschauen bereits gedruckt und die meisten Titel des Frühjahrsprogamms ausgeliefert, erklärt Lang. Man könne Titel zwar verschieben, aber dann gäbe es womöglich in der zweiten Jahreshälfte einen Überschuss, weil man momentan schlecht vorhersehen könne, was in der kommenden Zeit überhaupt seinen Weg zum Kunden findet. Die Verlage bemühen sich aber natürlich, so gut es geht zu unterstützen: „Auf der anderen Seite müssen wir aber als Verlage alles dafür tun, den Buchhandel so weit es geht zu unterstützen, um dann, wenn es wieder losgeht, die richtige Ware im richtigen Maße parat zu haben. Momentan werden viele dieser Entscheidungen mit Bauchgefühl getroffen, da es kaum verlässliche Zahlen oder Trends gibt, an denen man sich orientieren könnte.“

Die Unterstützung für Verlage selbst sei „im Augenblick eher chaotisch“, von einer Schnellhilfe sei „nichts zu merken“, so Roidl. Kredite müssten so unbürokratisch wie möglich vergeben werden, doch es gibt sehr viele Vorschriften. Die eh schon schwierige Situation verschärft sich. „Wir sind zum Zuschauen verdammt“, beklagt der Verlagsleiter. Hinzu kommen eine Vielzahl weiterer Probleme: Lesungen fallen aus und eine Terminplanung für die Zeit nach dem 19. April ist höchst unsicher, „weil man ja nicht weiß, ob und für welche Publikumsgröße Veranstaltungen stattfinden dürfen“, so Lang. „Es fehlen Werbe- und Präsentationsmöglichkeiten jenseits des Internets und der Austausch unter den Kolleginnen und Kollegen ist gehemmt, weil Begegnungsstätten geschlossen sind“. Die Bibliotheksschließungen behindern zudem die Recherchearbeit vieler Autorinnen und Autoren.

Doch eine Krise hat auch ihre guten Seiten, Kreativität und Solidarität werden gefördert. „Das Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unserer Leserinnen und Leser und auch unserer Autorinnen und Autoren gibt mir die Zuversicht, dass wir auch diese Krise meistern. Wir sind ja schließlich schon geübt, mit Krisen umzugehen“, so Roidl. „Bücher haben vielen Veränderungen der letzen Jahre getrotzt, wir hoffen einfach darauf, dass auch Covid-19 kein Gegner für das Buch sein wird“, so die Mitglieder des Regensburger Buchmarkts.

Regensburg