Schlauchboote entdeckt
Besatzung der „Alan Kurdi“ rettet 84 Menschen auf dem Mittelmeer

30.11.2019 | Stand 02.08.2023, 20:14 Uhr
−Foto: n/a

Die Crew der„Alan Kurdi“ fand am Donnerstag, 28. November, zwei Schlauchboote mit insgesamt 84 Menschen, darunter 30 Frauen, Kleinkinder und Babys.

REGENSBURG Am Donnerstagmorgen wurde das zivile Rettungsschiff „Alan Kurdi“ der Regensburger Organisation „Sea-Eye“ über den ersten Seenotfall informiert. Die Organisation „Watch the Med Alarm Phone“ kontaktierte die Einsatzleitung und übermittelte die Position. Die Einsatzleitung informierte die zuständigen Behörden und das Schiff nahm Kurs auf die kommunizierte Koordinate. Am späten Vormittag traf die „Alan Kurdi“ an dem seeuntauglichen Schlauchboot ein und evakuierte die 44 Menschen unverzüglich. Unter ihnen sind 21 Frauen, eine davon schwanger. Ebenfalls wurden ein Kleinkind und zwei Neugeborene geborgen, eines vier und ein anderes acht Wochen alt. Einige Frauen berichten dem Medizinerteam, dass sie bereits seit drei Jahren in Libyen festgesessen haben. An Bord des Schiffes wurden sofort alle Geretteten medizinisch betreut.

Zeitgleich wurde die „Alan Kurdi“ vom Alarmphone über einen weiteren Seenotfall informiert. Am Nachmittag wurde es schließlich vom zivilen Suchflugzeug „Colibri“ der französischen Hilfsorganisation Pilotes Volontaires entdeckt. Das „Sea-Eye“-Schiff erreichte die Position gegen 17 Uhr. Auch hier befanden sich drei Kleinkinder unter den Geretteten, Eine Frau wurde bewusstlos von Bord des Schlauchbootes geborgen und im Bordhospital behandelt Ihr Zustand ist instabil. Der Zustand eines Neugeborenen wird ebenfalls als kritisch beschrieben. Das Kind konnte zwei Tage nicht mit Wasser versorgt oder von der Mutter gestillt werden.

„Wir sind sehr froh, zur richtigen Zeit vor Ort gewesen zu sein. Die „Alan Kurdi“I ist in diesen Stunden das einzige zivile Rettungsschiff vor der libyschen Küste. Vor allem das Schicksal der sechs Kleinkinder, teilweise nur wenige Wochen alt, bereitet uns in diesen Stunden schwerwiegende Sorgen. Ein Schiff ist noch kein sicherer Ort für Gerettete und schon gar nicht für Neugeborene. Die Behörden müssen sofort handeln und Verantwortung übernehmen“, sagt „Sea-Eye“-Vorsitzender Gorden Isler.

„Sea-Eye“ hat bereits am Nachmittag um Zuweisung eines sicheren Hafens für die Geretteten der „Alan Kurdi“ gebeten, bisher ohne Antwort der europäischen Seenotleistellen. Die libyschen Behörden boten am Nachmittag wiederholt Tripolis als Ausschiffungshafen an. „Wäre Libyen ein sicherer Ort, dann hätten diese Menschen nicht ihr Leben riskiert, um diesen Ort zu verlassen“, sagt Isler weiter. „Sea-Eye“ lehnt es daher weiter kategorisch ab, Menschen zurück nach Libyen zu bringen.

„Es darf jetzt kein Geschacher um Menschen auf der Flucht geben. Das internationale Recht schreibt klar vor, dass die Geretteten in einen sicheren Hafen gebracht werden müssen und der kann nur in Europa liegen. Wir drängen deshalb darauf, schnellstmöglich einen sicheren Ort zugewiesen zu bekommen“, sagt „Sea-Eye“-Sprecher Julian Pahlke.

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