Drei Beispiele vorgeführt
Der Landkreis „fährt vorne mit“ – Digitalisierung war das Top-Thema beim Unternehmerempfang

14.11.2019 | Stand 03.08.2023, 4:08 Uhr
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Worauf gründet die Digitalisierungsoffensive im Landkreis Regensburg? Das konnte Landrätin Tanja Schweiger beim Unternehmerempfang des Landkreises Regenburg 2019 am Freitag, 8. November, in Barbing klar definieren: Solidarität unter den Gemeinden und ehrliches Engagement der Netzbetreiber beim Ausbau. 1,5 Millionen Euro, so erklärte sie vor zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmern, habe der Landkreis in die Hand genommen, um die Gemeinden bei der einstmals „schwierigen Gemengelage“ in diesem komplexen Thema zu unterstützen.

BARBING Und das hat Erfolge gezeitigt: „Wir haben heute einen doppelt so hohen Prozentsatz an ,Fiber-to-the-home‘-Anschlüssen, das heißt Glasfaser bis zur Wohnung, wie im bayerischen Durchschnitt. Unser konzertiertes Vorgehen im Breitbandausbau hat geholfen, auch einen nennenswerten Anteil eigenwirtschaftlichen Ausbaus der Netzbetreiber zu bekommen, aber die Digitalisierung ist ein immerwährender Prozess, dem man nicht nur hinterherlaufen darf. Wir müssen ihn mitgestalten.“ Dass der Landkreis hier „vorne mitfährt“, sehe man zum Beispiel am komplett digitalisierten Betriebsleitsystem des RVV. Mit der RVV-App könne man, so die Landrätin nicht ohne Stolz, sogar europaweit die individuelle Mobilität planen.

Ganz vorne mit dabei, das zeigten drei Beispiele des Abends, sind bei der Digitalisierung auch Unternehmen des Landkreises. Christoph Hilpert von der Firma IME GmbH erläuterte im Gespräch mit Moderator Christian Omonsky die Möglichkeiten des „Internet of things“ (IOT). Zusammen mit der Firma Meindl, deren Kunde IME selbst ist, habe man zum Beispiel die Papierpressen im eigenen Unternehmen vernetzt, sodass man nicht nur selbst wisse, wie voll die Pressen seien, ohne physisch nachschauen zu müssen, sondern die Firma Meindl komme auch automatisch zum Leeren. Hilpert lobte, dass mit dem öffentlichen Lowpowernetz der Firma Sigfox die Schwelle ins IOT für die Region sehr niedrig sei. Auch die Investitionen seien längst überschaubar. Neugierige Unternehmen könnten hier interessante Möglichkeiten wie Smart Parking für ihre Besucher oder smarte Energiesanierung von Altbauten austesten. Sogar vorausschauende Instandhaltung (Predictive Maintenance) im Maschinenexport sei weltweit möglich.

Sabrina Heerklotz von Innok Robotics Regenstauf hatte an diesem Abend den „Heros“ als Getränke-Butler dabei. Er und seine umgebungssensitiven Roboterbrüder, die über Laserscan und GPS gesteuert werden, sind sonst hauptsächlich als Werkzeugträger im Landschaftsbau oder als Friedhofsgärtner unterwegs, die zum Beispiel nachts autonom Gräber gießen – und das ohne fest installierte Führungsinfrastruktur.

„Ein 3D-Laserscan, der beim Einsatz auf der Baustelle die Umgebung in eine beliebig weiter verarbeitbare Datenwolke verwandelt, ist einer der Gründe, warum die Firma Stegerer Metallbau aus Regenstauf in vier Jahren in Folge unter die Top 100 der innovativsten Firmen Deutschlands gewählt wurde. Firmeninhaber Ingo Lederer ist beim Thema Digitalisierung auch entsprechend kompromisslos: „Digitalisierung ist kein optionales technisches Tool, sondern eine Einstellung. Entweder man will es oder nicht.“ Mit der digitalen Baustellenvermessung verschlankt der Metallbauer nicht nur die eigenen Konstruktionsabläufe, sondern bietet den Kunden zusätzlich ein völlig neues Produkterlebnis. Eine Hololense, die Lederer an diesem Abend dabei hatte, erlaubt es, sich auf der eigenen Baustelle den geplanten neuen Balkon an der analogen Originalfassade als „Augmented Reality“ von allen Seiten anzusehen und sogar zu verändern.

Macht die innovative Firmenphilosophie die Firma Stegerer für Metallbaufachkräfte attraktiver? Das bestätigte Lederer, musste aber einräumen, dass sich immer noch viele junge Menschen aus der Schule heraus im Handwerk bewerben, die nicht digitalaffin sind. „Mein Wunsch wäre deshalb, die Digitalisierung schon als Schulfach in der Grundschule einzuführen.“ Sabrina Heerklotz von Innok Robotics würde sich, passend zur bevorstehenden Weihnachtszeit, den schnellen Ausbau eines 5G-Netzes in der Region wünschen, das für den Außeneinsatz von autonomen Robotern unabdingbar sei. Dem konnte Landrätin Tanja Schweiger nur zustimmen: „Ich wünsche mir auch für jeden privaten mobilphone-Nutzer National Roaming, also kostenloses Telefonieren in allen Netzen, wie es für uns im Ausland längst üblich ist, damit wir auch international mithalten können und weiterhin attraktiv bleiben.“

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