Polittalk der CSA
Regensburg hat die Nase vorn auf dem Weg zur barrierearmen Stadt, aber es gibt noch einiges zu tun

27.10.2019 | Stand 03.08.2023, 2:10 Uhr
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Gemeinsam mit der Seniorenunion, der CSU-Stadtratsfraktion und dem Ortsverband Stadtamhof hatte die Christlich Soziale Arbeitnehmerunion, als Vertreterin der Interessen von Arbeitnehmern, Familien und Schwerbehinderten oft auch das „Soziale Gewissen“ der CSU genannt, in den barrierefreien Spitalgarten geladen.

REGENSBURG Nach einem Grußwort der CSU-OB-Kandidatin Dr. Astrid Freudenstein verwies die Moderatorin des Abends und Kreisvorsitzende der CSA, Stadträtin Dagmar Schmidl zunächst auf zahlreiche Anträge zur Barrierefreiheit, die sie mit ihren Vorstandskollegen der CSA, Hans Renter und Dr. Armin Gugau, in der laufenden Stadtratsperiode auf den Weg gebracht hat: die Absenkung von Bordsteinkanten an Bürgersteigen oder Bushaltestellen, die Förderung einer behinderten- und altersgerechten Stadt zum Beispiel durch Installation von Außenaufzügen an Altbauten der Stadtbau, den barrierefreien Ausbau des Friedhofs in Oberisling, die Installation einer Blindenampel in Burgweinting, die akustische Fahrplanansage an den Bushaltestellen, die Forderung von taktilen Modellen für das Weltkulturerbe, einen verminderten Tarif im Theater für Menschen mit Behinderung bereits ab einem GdB von 50 (statt erst ab 80) oder auch die Verbesserung der Barrierefreiheit am Bahnhof – eine Initiative zusammen mit Peter Aumer.

Mit dem Bezirksgeschäftsführer des VdK, Christian Eisenried, der Produktmanagerin Schwerbehindertenrecht beim ZBFS, Hildegard Seidl-Pangerl sowie dem Inklusionsbeauftragten der Stadt Regensburg, Frank Reinel, auf dem Podium und zahlreichen Gästen wurde diskutiert, wie barrierefrei Regensburg im öffentlichen Raum ist. Reinel konnte in seiner dreijährigen Amtszeit bei der Stadt Regensburg auf viele Verbesserungen im Bereich der Inklusion in verschiedenen Bereichen verweisen. Leuchtturm ist Regensburg insbesondere etwa bei den Regenrinnen in der Pflasterung, die den Blinden als Orientierung dienen oder bei dem neu herausgegebenen Ratgeber „Barrierefrei durch Regenburg“, der neben vielen anderen wichtigen Informationen und Hinweisen etwa auch über einen Pflasterplan verfügt. So ist für jeden, der in seiner Mobilität eingeschränkt ist, auf einen Blick erkennbar, welche Wege durch Regensburg ihm leichtfallen. Auch interessant ist, dass der Inklusionsbeirat gehört wird, bevor eine neue Pflasterung erfolgt, um zu vermeiden, dass zum Beispiel oft schwer zu bewältigendes Kopfsteinpflaster eine Hürde für Rollstuhlfahrer und Rollatoren darstellt. Dass das Zusammenspiel von Denkmalpflege im historischen Regensburg mit Barrierefreiheit nicht immer leicht ist, zeigt der barrierefreie Ausbau des Alten Rathauses, der lange auf sich warten ließ, jetzt aber beschlossene Sache ist. In der Diskussion mit den verschiedenen Verbänden wie zum Beispiel Vertreterinnen und Vertretern der Wohngruppe St. Klara der KJF, der KBN, der Johanniter oder des VdK kristallisierte sich aber insbesondere auch heraus, dass die Barrierefreiheit im Kopf beginnt. Klagen gab es etwa über genervte Busfahrer, wenn sie die Behindertenrampe ausziehen müssen oder die noch häufig nicht barrierefreien Zugänge zu Arztpraxen. Dass neben dem öffentlichen Raum auch Geschäfte und Lokale barrierefreier werden – sei es beim Betreten oder aber zum Beispiel beim Vorhalten einer Behindertentoilette - war insbesondere auch ein Anliegen des VdK-Vertreters Eisenried. Über die Nachteilsausgleiche, die Voraussetzungen für das Parken auf einem Behindertenparkplatz oder wann und wo man einen Euro-Toilettenschlüssel bekommt, informierte die Vertreterin des ZBFS die interessierten Zuhörer.

Dass auch der Arbeitsmarkt inklusiver werden soll, dafür wollen Stadt und Land sorgen und werden hierzu am 6. November eine gemeinsame „Regensburger Erklärung Inklusion“ abgeben. Denn während insgesamt in Regensburg Vollbeschäftigung herrscht, ist das bei gehandicapten Menschen noch lange nicht der Fall. Immerhin leben fast 24.000 Menschen mit Behinderung in Regensburg, jeder zehnte ist sogar schwerbehindert, hat also einen GdB von 50 oder mehr. Wie es diesen in unserer Stadt geht, zeigte anschaulich der Filmbeitrag von Max Drechsler, der auf spannende wie unterhaltsame Weise Einblicke in seinen Alltag als Rollifahrer gewährte. Gleichzeitig sensibilisierte er die Gäste für dieses wichtige Thema aus Sicht eines Betroffenen. „Mit dem ambitionierten Maßnahmenpaket, dem „Fokus Aktionsplan Inklusion“, der vor elf Monaten vom Stadtrat beschlossen wurde und Regensburg barrierefrei machen soll, sind wir auf einem guten Weg, auch wenn es noch viel zu tun gibt für eine inklusive und damit für alle lebenswerte Stadt!“, resümiert Schmidl und bedankte sich „für die Teilhabe“.

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