„Bereicherung im Mobilitätsmix“
E-Roller – IHK-Mobilitätsausschuss sieht Potential für Unternehmen und Pendler

15.10.2019 | Stand 03.08.2023, 1:01 Uhr
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Seit diesem Sommer haben E-Roller grünes Licht im Straßenverkehr. Die so genannte Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung sieht vor, dass solche Gefährte maximal 20 km/h schnell fahren dürfen. Darüber hinaus müssen sie eine Lenk- oder Haltestange, zwei Bremsen, Klingel und Beleuchtung aufweisen, um zugelassen zu werden. Die Nutzung ist erst ab 14 Jahren erlaubt.

REGENSBURG „In die bunte Welt der Elektro-Kleinstfahrzeuge bringt das nun etwas Ordnung“, sagte Wolfgang Inninger, Mobilitätsforscher vom Fraunhofer IML in Prien, bei einem Vortrag im Ausschuss Mobilität, Logistik und Infrastruktur der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim. Nicht alles, was verkauft wird, darf tatsächlich auf die Straße! Auf einer seiner Präsentationsfolien hat er die bunte Bandbreite an Innovationen und Spinnereien in diesem Mobilitätssegment als Collage zusammengefasst – vom motorisierten Skateboard über Segways bis hin zum E-Lastendreirad mit Aufbaubox und Neigetechnik, das locker ein paar hundert Kilo Waren ausliefern kann.

Sind die neuen „Mikromobile“ ein schnelllebiger Trend oder revolutionieren sie den Verkehr? Diese Frage stellten sich die Ausschuss-Mitglieder. „E-Roller und Co. können durchaus eine Bereicherung im Mobilitätsmix sein, zum Beispiel im betrieblichen Mobilitätsmanagement oder auf der letzten Meile ins Stadtzentrum“, fasste Ausschussvorsitzender Manfred Fichtl, Fichtl-Logistik-Services GmbH, die Diskussion zusammen. Auf großen Werksgeländen vereinfachten Elektrokleinstfahrzeuge die Laufwege der Mitarbeiter und erleichterten etwa den flexiblen Materialtransport. Im städtischen Raum wiederum verkürzen sie die letzte Meile für den Pendler vom ÖPNV zum Job, oder für den Kunden im Einzelhandel vom P+R-Parkplatz ins Stadtzentrum. Selbst der eine oder andere Reisebusunternehmer denke darüber nach, sich in den Gepäckraum ein paar E-Roller mit Ladestation zu packen. Dann könne er die seinen Fahrgästen diese als Zuckerl anbieten, zum Beispiel wenn er wie in Salzburg oder Regensburg historische Innenstädte nur zentrumsnah anfahren kann. „Betrachtet man den E-Roller isoliert, macht er wenig Sinn. Vernetzt mit den anderen Verkehrsträgern wird er zum kleinen Baustein in der Mobilität der Zukunft“, so IHK-Verkehrsexperte Manuel Lorenz.

Klimaschutz treibt Logistikbranche um

Bei der Verkehrspolitik werden die wichtigen Weichen oft in Berlin gestellt. Was beim Bund gerade auf der Agenda steht, darüber berichtete der Verkehrsexperte Dr. Patrick Thiele vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag DIHK. Von großem Interesse ist für die mittelständische Verkehrswirtschaft natürlich die Debatte um die CO2-Bepreisung von Fahrzeugen. „Der Klimaschutz wird in der Verkehrspolitik des nächsten Jahrzehnts das zentrale Thema sein“, prognostiziert DIHK-Mann Thiele.

Elektro, Wasserstoff, oder doch etwas anderes? So ganz sei heute noch gar nicht klar, auf welche Technologie Logistikunternehmen zukünftig setzen sollten. Man sollte auch Trends wie das Autonome Fahren nicht unterschätzen. Es bestünden hierbei durchaus Chancen für die deutsche Wirtschaft – Weniger Kraftstoffverbrauch, weniger Unfälle, erleichterte Mobilität für alle, weniger CO2-Belastung – bis zu 15 Milliarden Euro an positiven Effekten sind aus Expertensicht bis 2030 durch Autonomes Fahren zu erzielen.

Regensburg