2020 ist Schluss
Eine Legende hört auf – Pollinger tritt in Hemau nicht mehr als Bürgermeister an

01.02.2019 | Stand 03.08.2023, 6:06 Uhr
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Auf der Tagesordnung zur Hauptversammlung mit Neuwahlen im CSU-Ortsverband erscheint der Punkt „Vorbereitung der Kommunalwahlen 2020“ unscheinbar. Aber als Bürgermeister Hans Pollinger das Wort ergreift wird es spannend: Er wird im kommenden Jahr nach dann 24 Jahren als Hemauer Stadtoberhaupt nicht erneut kandidieren.

HEMAU Die Entscheidung habe er bewusst getroffen und auch bewusst in „seinem“ Ortsverband zuerst kommuniziert. Vor der Ankündigung blickte Thomas Gabler in seinem Bericht auf die vergangenen zwei Jahre im Ortsverband zurück. Sie wurden von den Wahlkämpfen und den großen Themen der Partei geprägt. Migration, Diesel, Maaßen und nicht zuletzt Seehofer-Söder hätten den Mitgliedern einiges abverlangt. In diesem Jahr wolle Gabler neben den Vorbereitungen für die Kommunalwahl auch den Europakandidaten Christian Doleschal in den Ortsverband holen. Erste Gespräche liefen bereits. Es müsse noch ein Termin abgestimmt werden.

Die anschließenden Neuwahlen bestätigten die bisherige Vorstandschaft in ihren Ämtern. Die Wahlen hatten aber eine gewisse Tragweite, da dieser Vorstand sich um die Vorbereitung der Kommunalwahl kümmern wird. In der Großgemeinde geschehe das traditionell in enger Abstimmung mit den anderen drei Ortsverbänden Hemau, Klingen und Aichkirchen. Und in diese bevorstehenden Wahl wird es in jedem Fall eine Änderung im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten geben: Hans Pollinger wird nicht mehr als Bürgermeister und Kreisrat kandidieren.

Für das Stadtoberhaupt war die Nachricht in dieser Versammlung ein persönliches Anliegen. Schließlich war es auch sein Heimatortsverband, der sich am 15. März 1995 für ihn als Bürgermeisterkandidaten ausgesprochen hat, bevor er am 17. Mai 1995 von allen vier Ortsverbänden der Großgemeinde das Vertrauen erhalten hat. In jeder der folgenden Wahlperioden habe er rund ein Jahr vor einer Wahl entschieden, ob er noch einmal kandidiere. Und so wolle er auch jetzt frühzeitig informieren, dass er eben nicht mehr kandidiere. Genug Zeit, um innerparteilich einen Kandidaten zu finden.

Rasante Entwicklung als Wohn- und Gewerbestandort Hans Pollinger nahm in einem kurzen Abriß die Mitglieder mit auf eine Fahrt von Kochenthal ins Hemauer Rathaus. „Eigentlich müsste mein Auto den Weg schon alleine finden“, fügte er scherzhaft an, so oft wie er die Strecke in den letzten über 20 Jahren gefahren sei. Und von Kochenthal kommend blickt er jeden Tag auf das Wohngebiet im Süden Hohenschambachs. Ganz am Anfang seiner Amtszeit war das Gebiet in Planung und mit 52 Parzellen ein großes Gebiet. Er hat sich in dieser Zeit oft hinterfragt, ob man sich übernehme. Heute weiß er, dass dieses Gebiet und die anschließende Entwicklung von Hemau Nord-West 3 mit 120 Parzellen den Grundstein für die rasante Entwicklung als Wohnstadt gegeben habe. Schließlich hat ihn die Wohnbaupolitik in der gesamten Amtszeit begleitet. Überhaupt war ein umfangreiches Grundstücksmanagement ein Schlüssel zu seiner erfolgreichen Arbeit.

Mit den Bürgern für die Bürger Pollinger erzählte auch von unzähligen Bürgergesprächen und Bürgerbeteiligungen, die nicht immer ganz einfach waren. Schließlich liegen die Interessen oft sehr unterschiedlich. Auf die Frage eines Stadtrates „Warum tust du dir das an?“ wusste Hans Pollinger bei der Versammlung eine einfache Antwort: „Ich war in dem Beispiel überzeugt, dass diese Maßnahme richtig ist und dann ist es auch Wert, dafür zu kämpfen, zu argumentieren und zu überzeugen.“

Und so versteht Pollinger auch das Amt des Bürgermeisters. Mit den Bürgern und für die Bürger zu arbeiten. „Das ist für mich eine Erfüllung.“ Er suchte auch das Gespräch mit Menschen, mit denen er zuvor ein „schwieriges“ Verhältnis hatte, aber über das Gespräch konnte er fast immer eine Lösung entwickeln.

Ortsvorsitzender Thomas Gabler würdigte Pollinger als Mann mit Grundsätzen, „mit denen du viele von uns geprägt hast“. Pollinger hingegen kann ein gut bestelltes Feld übergeben. Der aktuelle Haushalt weise in Summe knapp 30 Mio. Euro aus. Es werde ohne Kreditaufnahme investiert und sogar Schulden zurückgezahlt. Auch die mittelfristige Finanzplanung zeige positive Eckpunkte auf. Mit Investitionen und dem Aufbau von Rücklagen schaffe man „einen guten Einstieg in den Übergang zur nächsten Wahlperiode“, so Pollinger. Politik in meiner Zeit Der Bürgermeister blickte auch auf seine gesamte politische Zeit zurück. Beginnend mit dem Jahr 1978 und den Gesprächen über die Eingemeindung Hohenschambachs nach Hemau. Als Stadtrat kandidierte er damals und fiel beim ersten Mal durch. Den Sprung ins Gremium schaffte er nur sechs Jahre später. 1990 wurde er Vorsitzender der Mehrheitsfraktion, bevor er 1996 als Bürgermeister kandidierte und gewählt wurde.

„Ich habe Politik gemacht in meiner Zeit“, sagte Pollinger und er habe versucht mit den Möglichkeiten, die Hemau hat, das Beste zu machen. Die Versammlung bestätigte ihm in der folgenden Aussprache, dass er sogar mehr gemacht hat als das Beste. Nicht umsonst blickten andere Gemeinden respektvoll nach Hemau. Für das Stadtoberhaupt ist das die logische Konsequenz aus guter und überparteilicher Arbeit. Schließlich habe er alle Fraktionen im Stadtrat eng eingebunden. „Das ist ein Erfolgsrezept“, erklärte Pollinger abschließend.

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