Schuldenatlas
Schulden sind zusehends ein Problem für Städter – und für Frauen

09.12.2018 | Stand 13.09.2023, 0:27 Uhr
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Bayern ist reich. Wer das grafisch veranschaulicht haben möchte, kann sich das auf dem Schuldneratlas der Creditreform ansehen. Dunkles Grün bedeutet, dass die Schuldnerquote beispielsweise unter sechs Prozent liegt. Gemeint ist mit der Quote, dass Menschen die aufgehäuften Schuldenberge auf absehbare Zeit nicht mehr abtragen können. Das bezeichnet man als Überschuldung. Je tiefer rot die jeweiligen Gebiete gekennzeichnet sind, umso höher ist die Quote an verschuldeten Personen.

REGENSBURG Das Ost-West-Gefälle ist an den Daten der Creditreform ebenso abzulesen wie die prekäre Situation im Ruhrpott. Der Ruhrpott bleibt weiter das Armenhaus Deutschlands. Bayern ist dagegen offenbar tatsächlich ein Land der Glückseligen: Selbst in Abgrenzung zum reichen Baden-Württemberg kann man an dieser Grafik exakt die Grenzen des Freistaates Bayern ablesen. Dort ist die Quote der völlig überschuldeten Menschen niedriger als im Rest der Republik. Auffällig ist aber auch in Bayern, dass es ein Stadt-Land-Gefälle gibt. Besonders heftig ist die Schuldnerquote etwa in Nürnberg, aber auch in Hof. Doch auch eigentlich als sehr reich geltende Städte wie Straubing und Landshut heben sich deutlich von ihren sie umgebenden Landkreisen ab: Die höheren Lebenshaltungskosten, durch steigende Mieten immer weiter nach oben getrieben, scheinen dafür wohl eine Ursache zu sein. Zudem dürfte auch die Tatsache, dass sich etwa Häuslebauer in den dicht besiedelten Regionen eher in die Landkreise verlagern müssen, dafür zu sprechen, dass die Wohlhabenderen in die Landkreise abwandern.

Im Bundesschnitt sind 10,8 Prozent der Bevölkerung überschuldet. Straubing reißt diesen Schnitt leicht nach oben, es gibt also mehr überschuldete Menschen hier als im Bundesschnitt, Regensburg und Landshut sind dagegen leicht unter dem Schnitt. Auch in Passau gibt es das Phänomen, dass im Landkreis deutlich weniger Menschen überschuldet sind als in der Stadt. Und selbst in Ingolstadt, der Stadt, die im Herzen des Wirtschaftsmotors Bayern liegt, gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen Stadt und die umgebenden Landkreise.

Bemerkenswert ist an den Zahlen, dass laut Creditreform vor allem immer mehr Menschen Probleme damit haben, schon geringe Schulden zurückzuzahlen. „Erstmals seit 2006 beruht der aktuelle Anstieg der Überschuldungszahlen ausschließlich auf einer Zunahme der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität“, heißt es dazu.

Auffällig auch: Immer mehr Frauen und immer mehr alte Menschen sind von Überschuldung betroffen. Damit bestätigt sich, dass die Altersarmut in Deutschland immer weiter zunimmt. Die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Frauen und die erhöhten Kosten für Alleinstehende etwa tragen dazu bei, dass Überschuldung zunehmend weiblicher wird. Insgesamt sind aber nach wie vor Männer mit Schulden überlastet: 4,2 Millionen überschuldeten Männern stehen 2,7 Millionen Frauen gegenüber, wenngleich hier die Tendenz steigend ist.

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