Dezentraler Hochwasserschutz
Vor Ort am Polder-Modell – Aiwanger bleibt konsequent beim klaren „Nein“

22.04.2018 | Stand 20.07.2023, 18:08 Uhr
−Foto: Foto: Freie Wähler

„Wir verbiegen uns nicht, wir bleiben unserer Linie treu: Nein zu den Flutpoldern in Eltheim und Wörthhof – Ja zum staatlich geförderten Hochwasserschutz in der Fläche“ – mit dieser klaren Aussage hat Tobias Gotthardt, Landtagskandidat der Freien Wähler im Landkreis Regensburg, ein Vor-Ort-Gespräch mit BI-Vertretern und Poldergegnern am Geislinger Polderdamm-Modell eröffnet. Eingeladen hatten er und FW-Listenkandidat Hans-Peter Landsmann dazu Hubert Aiwanger, Landesvorsitzender und Fraktionschef der Freien Wähler im Bayerischen Landtag.

GEISLING Auch er sprach Klartext zum Polder: „Das ist ein gigantischer Wahnsinn – wir versenken hier 1,5 Milliarden Euro in einem Schlammbad. Geld, das wir den Kommunen geben sollten, um mit vielen kleinen Maßnahmen das Wasser zurückzuhalten, bevor es in der Donau landet.“ Eine Aussage, die BI-Sprecher Markus Hörner voll unterstützt: „Unser Ziel ist und bleibt es, die Polder zu verhindern und bessere Alternativen aufzuzeigen.“

Gefolgt waren der Einladung Gotthardts zahlreiche betroffene Bürger und BI-Aktive. Über eine Stunde lang diskutierten sie gemeinsam mit Aiwanger die Ausmaße und zu erwartenden Probleme nach Polder-Bau. Noch immer, so Hörner, sei nahezu keiner der im Fragenkatalog der Bürgerinitiative aufgebrachten Punkte seitens der Staatsregierung beantwortet – daran habe auch das Gespräch mit Ministerpräsident Markus Söder wenig geändert: „Er zeigt Verständnis für unsere Situation, er will den Schutz des Eigentums respektieren und ein neues Gutachten ermöglichen – das ist gut, aber eine endgültige Lösung ist das noch nicht“, so der BI-Vorsitzende. So gebe es beispielsweise keine neuen Erkenntnisse zum Staustufenmanagement als Mittel gegen Hochwasser oder zum Hochwasserrückhalt in der Fläche. „Und genau das wären die Alternativen zum Polder“, so Gotthardt.

Auch Aiwanger zeigte sich schockiert von den Ausmaßen des Projekts: Weder ein neun Meter hoher Staudamm noch „der Flächenfraß von über 2.000 Fußballfeldern“ sei für die Region verkraftbar. „Mir scheint, als solle der Landkreis Regensburg für alles herhalten: Zuerst der Kanal, dann die Polder, später noch die Monstertrasse mittendurch – das kann doch nicht sein.“ Unabhängig davon bleibe „schwerer Zweifel an der Sinnhaftigkeit und am technischen Nutzen dieses Riesenbauwerks: Enorm kurzzeitige Reaktionsfenster im Ernstfall und eine Folgewirkung, die allenfalls bis Straubing reicht“ seien kein ausreichendes Argument. Angesichts der ohnehin angespannten Grundwassersituation im kiesigen Untergrund des Donautals „muss man kein Experte sein, um zu erahnen, dass dieser Damm niemals dicht sein kann.“

Aiwangers Appell: „Lassen wir uns da nicht um die Finger wickeln und keinen faulen Kompromiss aufschwatzen. Söders Taktik ist: Beschwichtigen und verzögern. Wenn das Ding einmal steht, wird es für Klagen zu spät sein. Unser Ziel ist und bleibt es, die Polder-Pläne im Landkreis Regensburg zu verhindern durch ein dezentrales Hochwasserkonzept zu ersetzen.“ Das, so Gotthardt, „muss noch dieses Jahr mit Nachdruck angegangen werden: Unsere Hochwasserphänomene sind zunehmend heftigen Starkregenereignissen geschuldet – darauf müssen wir reagieren. Ziel muss es sein, das Wasser flächendeckend auf den Höhen, in den Orten zu halten – und gar nicht erst in die Donau zu lassen.“ Sicherlich fordere das „weit mehr Hirnschmalz und Koordinierungsarbeit durch den Freistaat als eine Kette gigantischer Schlammbäder am Donaustrand“ – es sei aber machbar. „Zudem können wir so den Kommunen endlich die hohe, bis zu 90 prozentige Landesförderung für Hochwasserschutzmaßnahmen garantieren, die sie brauchen“, sagt Aiwanger. Das zusammen sei erklärtes Ziel der Freien Wähler.

Das von den Poldergegnern errichtete Damm-Modell bezeichneten Aiwanger und Gotthardt – auch in Hinblick auf die am Dienstag anstehende Bürgerinformationsveranstaltung des Landkreises – als „eindrucksvolles Muster des angelegten Größenwahns vor unseren Haustüren“. Zweifellos raube der Polder „der gesamten Region die Perspektiven“ – was es unter allen Umständen zu verhindern gelte. Besonders betroffen zeigten sie sich von den Schicksalen einzelner Höfe – wie der Pfatterer Moosmühle, die nach den aktuellen Polderplänen künftig vom Überschwemmungsgebiet und damit auch von Poldern umschlossen wären: „Sie haben unser Wort: Wir sind und bleiben erklärte Gegner dieser Polder und bleiben an Ihrer Seite, um das zu verhindern!“

Regensburg