Krass
Attacken in Behörden – Stadt Regensburg muss Stelle gegen Gewalt in Amtsstuben einrichten

20.12.2017 | Stand 13.09.2023, 0:31 Uhr
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Verbale Ausfälle und Attacken gibt es auch bei uns in den Amtsstuben – jetzt handelt die Stadt Regensburg und schafft eine Stelle. Auch im Landkreis kennt man das Problem, dass die Stimmung aggressiver wird.

REGENSBURG Eine Meldung aus der SZ ließ vergangene Woche aufhorchen: Das Sozialreferat der Stadt hat angeordnet, dass in Flüchtlingsunterkünfte ohne Sicherheitsdienst keine Sozialpädagogen mehr geschickt werden. Und auch Erzieherinnen wurden abgezogen – aus Sicherheitsgründen. Immer wieder ist es zu Übergriffen gekommen. Jetzt hat die Stadt München angeordnet, für eine Beratung müssten die Betroffenen nun ins Amt kommen. Ist die Sicherheitslage für deutsche Behördenmitarbeiter wirklich so gravierend?

Wir haben in Regensburg sowohl bei der Stadt, als auch im Landratsamt nachgefragt. Der Sprecher des Landratsamtes antwortet: „Für alle Fachbereiche des Landratsamtes gilt, dass es keine Überlegungen gibt, Außendiensttermine einzustellen oder einzuschränken.“ Dennoch ist die Situation nicht immer unproblematisch. „Grundsätzlich ist festzustellen, dass es im Bereich der Asylunterbringung immer wieder zu verbalen Aggressionen gegenüber Behördenmitarbeitern kommt“, so der Sprecher. „Und zwar sowohl bei Vorsprachen in den zuständigen Sachgebieten im Landratsamt, als auch bei Außendienstterminen vor Ort, etwa in dezentralen Unterkünften oder auch in Gemeinschaftsunterkünften.“

Für das Landratsamt gibt es ein mit der Polizei abgestimmtes Sicherheitskonzept. Dazu gehören unter anderem der Einsatz eines Sicherheitsdienstes und eine Zugangsüberwachung durch Kameras. „In bisher wenigen Fällen mussten gegenüber Besuchern Hausverbote wegen unangemessenen Verhaltens erlassen werden“, schließt der Sprecher.

„Nur“ verbale, aber noch keine körperliche Gewalt

Auch in den Dienststellen der Stadt Regensburg ist es schon zu verbalen Aggressionen und unangebrachtem Verhalten von Bürgerinnen und Bürgern gegenüber Behördenangehörigen gekommen. Körperliche Angriffe gab es bisher aber nicht, sagt ein Sprecher der Stadt auf Anfrage. Bislang schickte die Stadt Mitarbeiter auf Schulungen, in denen sie „deeskalierende Gesprächsführung“ erlernen sollten. In besonders gefährdeten Einrichtungen wie dem Jobcenter hat man bereits lange einen Sicherheitsdienst vor Ort.

Doch offenbar reicht das der Stadt Regensburg nicht mehr. Der Stadtrat beschloss vergangene Woche, eine Fachkraft für Arbeitssicherheit mit genau diesen Fragen zu beauftragen. Zwei Jahre lang soll diese Fachkraft nun auf Grundlage des sogenannten Aachener Modells für mehr Sicherheit in den Amtsstuben Sorge tragen. Bis dahin analysiert der Beauftragte für Arbeitssicherheit in den Dienststellen der Stadt, wo genau es Gefährdungen für die Mitarbeiter geben könnte.

„Die Bandbreite von möglichen Präventionsmaßnahmen ist sehr groß“, heißt es von der Stadt. Sie reicht von Schulungen zu deeskalierender Gesprächsführung über interne Alarmierungssysteme, zum Beispiel über PC sowie weitere Alarmanlagen bis hin zu baulichen Maßnahmen. „Manchmal werden die Maßnahmen auch sehr banal sein, zum Beispiel die Änderung der Möblierung“, heißt es weiter. Im Zuge der Kundenorientierung wurden die Büros so möbliert, dass die Schreibtische in den Ämtern nicht als Barrikade wirken. Dies könne auch wieder geändert werden. „Unter Umständen kann es hilfreich sein, Büros mit zwei Mitarbeiter/innen zu besetzen, hier ist allerdings der Datenschutz zu beachten“, heißt es weiter.

Die Maßnahme, die am weitesten ginge, „bestünde im Einsatz von Sicherheitsdiensten in städtischen Dienststellen“. Dies will die Stadt im Sinne einer bürgernahen Verwaltung bislang vermeiden – eine solche Maßnahme stelle für die Stadt eine ultima ratio dar.

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