Steuerpolitik
Warum der Fiskus den Profifußball mag

05.12.2017 | Stand 31.07.2023, 15:29 Uhr
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Spektakuläre Transfersummen machen vor jeder neuen Bundesligasaison Schlagzeilen. In der Saison 2015/16 erzielten die Vereine 611 Millionen Euro Transfererlöse.

REGENSBURG Dabei verdiente der Fiskus ordentlich mit, denn der Verkaufserlös wird in der Vereinsbilanz als Ertrag verbucht und ist somit steuerpflichtig. Fiskale Einblicke in die Welt des Profifußballs erhielt der Steuerausschuss der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim bei seiner Sitzung am Montag, 4. Dezember,  im Konferenzzentrum der Regensburger Conti-Arena. „Der Profifußball ist ein enormer Wirtschaftsfaktor und für den Staat eine sprudelnde Einnahmequelle“, sagte der Ausschussvorsitzende Dr. Lothar Koniarski.

Ausschussmitglied Christian Leupold und Dr. Hans Weggenmann von Rödl und Partner analysierten die Bedeutung des Lizenzfußballs für das Steueraufkommen. „In der Saison 2015/16 haben die 36 deutschen Bundesligavereine mehr als eine Milliarde Euro an Lohn- und Betriebssteuern abgeführt“, rechneten die Experten vor. In ihrem Vortrag zeigten sie, wie Vereine bilanziell vorgehen.

Steuern, die fördern, nicht fordern

Was die deutsche Wirtschaft von der neuen Bundesregierung in der Steuerpolitik erwartet, das erläuterte der Leiter für Wirtschafts- und Finanzpolitik beim DIHK in Berlin, Dr. Rainer Kambeck. Erstmals seit 1960 gibt es stabile Überschüsse im Staatshaushalt. „Der DIHK rechnet wegen des stärkeren Wirtschaftswachstums bis 2021 mit 76 Milliarden Euro finanziellem Spielraum“, so Kambeck. Er präsentierte die Leitlinien für eine Steuerreform 2018, die der DIHK mit den IHK-Mitgliedsunternehmen erarbeitet hat.

Mehrere Themenfelder haben die Steuerexperten ausgemacht. Der zentrale Punkt bei den Unternehmen sei die Besteuerung von Kosten, zum Beispiel Hinzurechnungen bei der Gewerbesteuer oder Substanzbesteuerung. Hier erhoffen sie sich von der Politik Entlastungen, denn „die Besteuerung von Kosten ist unübersichtlich und folgt nicht dem Leistungsfähigkeitsprinzip“, sagte Kambeck. Daneben solle die Investitionskraft durch Steuerpolitik gefördert werden, zum Beispiel durch Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung.

Internationaler Wettbewer bleibt erhalten

Weitere Punkte, die der Wirtschaft wichtig sind, sind ein Abbau der Bürokratie, Kooperation der Steuerbehörden statt Konfrontation und eine Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. „Die Steuern dürfen kein Wettbewerbsnachteil im internationalen Vergleich sein“, gab IHK-Ausschussvorsitzender Koniarski zu bedenken.

Der Präsident des SSV Jahn Regensburg, Hans Rothammer, gab den Gästen aus der Wirtschaft im Anschluss einen Einblick in die Entwicklung des Vereins, der aktuell mit verhältnismäßig kleinem Budget sportlich viel erreiche. Vom neuen Selbstverständnis des Jahn als regionaler Identifikationspol konnten sich die Ausschussmitglieder bei einer Stadionführung überzeugen.

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