Die Rewag investiert für mehr Sicherheit und Qualität der Stromversorgung zusätzlich etwa 15 Millionen Euro in die Erneuerung störanfälliger PE-Stromleitungen.
REGENSBURG Gerade Produktionsanlagen von hoch-technologisierten Unternehmen können sensibel auf Spannungsschwankungen durch defekte Leitungen reagieren. Die Qualitätsinitiative läuft über die nächsten 10 Jahre. 25 Prozent der störanfälligen Kabel für Industriekunden sind nun bereits ausgetauscht.
Spannungseinbrüche, die eine Privatperson bestenfalls durch ein kurzes „Flackern“ einer alten Glühbirne wahrnimmt, können in der hoch-technologisierten Industrie millionenteure Produktionsausfälle verursachen. Dafür reichen Schwankungen im Millisekunden-Bereich. Verursacht werden Sie häufig durch veraltete PE-Mittelspannungskabel (Polyethylen). Das Material der 1975 bis 1992 verlegten Leitungen ist trotz Sanierung empfindlich gegenüber eindringendem Wasser. Die Folge sind Kurzschlüsse. Etwa 30 Mal höher liegt die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem dieser älteren PE-Kabel im Vergleich zu neuen VPE-Kabeln (vernetztes Polyethylen) materialbedingt eine Störung auftritt.
Es geht nicht nur darum, jederzeit Strom konkurrenzfähig anbieten zu können. Er muss ebenso sicher und störungsfrei beim Kunden ankommen – ohne jegliches „Flackern“. Wie man das sicherstellt, damit beschäftigt sich die technische Abteilung des Energieversorgers sehr intensiv. „Die Rewag stellt den Anspruch an sich selbst, bestmögliche Versorgungssicherheit für ihre Kunden – ob Privat-, Gewerbe- oder große Industriekunden – zu gewährleisten“, so Vorstandsvorsitzender Olaf Hermes. „Das geht nicht ohne Investitionen.“ Konkret bedeutet dies den Austausch der störungsanfälligen PE- durch neue VPE-Mittelspannungskabel. Die Erneuerung läuft bereits seit 2015. Die Investitionssumme liegt bei rund 15 Millionen Euro. Sie setzt sich aus der Gesamtleitungslänge von den noch im Netz befindlichen PE-Kabeln von insgesamt circa 120 Kilometern zusammen. Für einen Meter Kabel rechnet die REWAG mit ungefähr 125 Euro. „Wir gehen derzeit davon aus, dass die Erneuerungsmaßnahmen insgesamt rund zehn Jahre dauern“, so Hermes. „Neuralgische Punkte wie Gewerbegebiete oder solche, in denen viel Industrie angesiedelt ist, werden zeitlich prioritär behandelt.“ „Dabei liegen wir gut im Plan“, ergänzt Wolfgang Haas, der Geschäftsführer der Regensburg Netz GmbH, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Rewag. „Es sind schon etwa 25 Prozent von rund 18 Kilometern der relevanten Kabel für Industriekunden ausgewechselt. Bis zum Jahresende werden wir circa ein Drittel erneuert haben“. Neben dem Kabelaustausch erfolgt zudem die Erneuerung von Trafostationen an kritischen Netzknoten.
Die Regensburg Netz GmbH betreibt und plant die Netze im gesamten Netzgebiet der Rewag KG. Sie ist grundsätzlich für das 20-Kilovolt-(kV)-Netz – das Mittelspannungsnetz – zuständig, über das insbesondere die größeren Kunden direkt mit Strom versorgt werden. Die ersten Probleme in der Versorgungskette treten aber bereits beim Vorlieferanten auf der 110-KV-Ebene im Hochspannungsnetz auf. Eine der Ursachen dafür sind nistende Vögel auf den Leitungsmasten, deren Kotstrahlen Erdschlüsse verursachen können, die dann zu Spannungseinbrüchen führen. Die Rewag hat dagegen Maßnahmen entwickelt, die sich mit der Frage beschäftigen, inwieweit durch konstruktive Veränderungen an Isolatoren im Hochspannungsnetz die „Vogelproblematik“ bereits in der ersten Stufe in den Griff zu bekommen ist. Dies kann beispielsweise mit Schutzabdeckungen auf den Isolatoren geschehen. Auch andere Lösungsmöglichkeiten werden diskutiert. Die REWAG beziehungsweise die Regensburg Netz GmbH selbst fährt ihre eigenen Mittelspannungsnetze als sogenannte gelöschte Netze, das sind Stromnetze, die auf singuläre Vorfälle, wie sie durch Vögel entstehen, nicht sofort abschalten, sondern erst bei einem weiteren Fehler reagieren.
Neben diesen Lösungsansätzen und der Modernisierung des Stromnetzes verfolgt die REWAG weitere Maßnahmen, damit sich Kunden aus Gewerbe und Industrie besser vor Spannungseinbrüchen schützen können. Diese beruhen vor allem auf beratender, informativer und moderierender Funktion. Den Kunden mit Know-how zu unterstützen, ihm Wege aufzuzeigen, wie er sich und seine Produktionsanlagen selbst gegen Schäden durch Spannungseinbrüche optimieren kann, steht dabei im Fokus. Das Szenario reicht vom Einbau von Batterie-Puffern bis zu anderen hoch-technologisierten Schutzmaßnahmen. Ein von der Rewag initiierter Informationskreis dient dem Erfahrungsaustausch hinsichtlich der verschiedenen technischen Lösungsansätze.
Ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH) unter der Leitung von Professor Brückl beschäftigt sich darüber hinaus mit dem Thema Spannungsqualität. Die Rewag übernimmt damit eine Vorreiterrolle und agiert synchron einerseits als technisch versierter Netzbetreiber mit hohem Know-how, andererseits als kommunikativer Netzwerker, der Lösungen und Leute zusammenbringt.
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