Kabelaustausch
Die Rewag setzt auf Qualitätsinitiative – Modernisierung des Stromnetzes schreitet voran

28.10.2017 | Stand 31.07.2023, 5:23 Uhr
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Die Rewag investiert für mehr Sicherheit und Qualität der Stromversorgung zusätzlich etwa 15 Millionen Euro in ‎die Erneuerung störanfälliger PE-Stromleitungen.

REGENSBURG Gerade Produktionsanlagen von hoch-‎technologisierten Unternehmen können sensibel auf Spannungsschwankungen durch defekte Leitungen ‎reagieren. Die Qualitätsinitiative läuft über die nächsten 10 Jahre. 25 Prozent der störanfälligen Kabel für Industriekunden sind nun bereits ‎ausgetauscht.‎

Spannungseinbrüche, die eine Privatperson bestenfalls durch ein kurzes „Flackern“ einer alten ‎Glühbirne wahrnimmt, können in der hoch-technologisierten Industrie millionenteure ‎Produktionsausfälle verursachen. Dafür reichen Schwankungen im Millisekunden-Bereich. ‎Verursacht werden Sie häufig durch veraltete PE-Mittelspannungskabel ‎(Polyethylen). Das Material der 1975 bis 1992 verlegten Leitungen ist trotz Sanierung empfindlich gegenüber eindringendem Wasser. Die Folge sind Kurzschlüsse. Etwa 30 Mal ‎höher liegt die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem dieser älteren PE-Kabel im Vergleich zu neuen VPE-Kabeln (vernetztes Polyethylen) materialbedingt eine Störung ‎auftritt.‎

Es geht nicht nur darum, jederzeit Strom konkurrenzfähig anbieten zu können. Er muss ‎ebenso sicher und störungsfrei beim Kunden ankommen – ohne jegliches „Flackern“. Wie ‎man das sicherstellt, damit beschäftigt sich die technische Abteilung des ‎Energieversorgers sehr intensiv. „Die Rewag stellt den Anspruch an sich selbst, bestmögliche ‎Versorgungssicherheit für ihre Kunden – ob Privat-, Gewerbe- oder große Industriekunden – ‎zu gewährleisten“, so Vorstandsvorsitzender Olaf Hermes. „Das geht nicht ohne ‎Investitionen.“ Konkret bedeutet dies den Austausch der störungsanfälligen PE- durch neue ‎VPE-Mittelspannungskabel. Die Erneuerung läuft bereits seit 2015. Die Investitionssumme liegt bei rund 15 Millionen Euro. Sie setzt sich aus der ‎Gesamtleitungslänge von den noch im Netz befindlichen PE-Kabeln von insgesamt ‎circa 120 Kilometern zusammen. Für einen Meter Kabel rechnet die REWAG mit ungefähr 125 Euro. „Wir gehen derzeit davon aus, dass die Erneuerungsmaßnahmen insgesamt rund ‎zehn Jahre dauern“, so Hermes. „Neuralgische ‎Punkte wie ‎Gewerbegebiete oder solche, in denen viel Industrie angesiedelt ist, werden zeitlich prioritär behandelt.“ „Dabei liegen wir gut im ‎Plan“, ergänzt Wolfgang Haas, der Geschäftsführer der Regensburg Netz GmbH, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Rewag. „Es sind ‎schon etwa 25 Prozent von rund 18 Kilometern der relevanten Kabel für Industriekunden ‎ausgewechselt. Bis zum Jahresende werden wir circa ein Drittel erneuert haben“. Neben ‎dem Kabelaustausch erfolgt zudem die Erneuerung von Trafostationen an ‎kritischen Netzknoten.‎

Die Regensburg Netz GmbH betreibt und plant die Netze im gesamten Netzgebiet der Rewag KG. Sie ist grundsätzlich für das 20-Kilovolt-(kV)-Netz – das ‎Mittelspannungsnetz – zuständig, über das insbesondere die größeren Kunden direkt mit ‎Strom versorgt werden. Die ersten Probleme in der Versorgungskette treten aber bereits beim ‎Vorlieferanten auf der 110-KV-Ebene im Hochspannungsnetz auf. Eine der Ursachen dafür ‎sind ‎nistende Vögel auf den Leitungsmasten, deren Kotstrahlen Erdschlüsse verursachen ‎können, ‎die dann zu Spannungseinbrüchen führen.‎ Die Rewag hat dagegen Maßnahmen entwickelt, die sich mit der Frage beschäftigen, ‎inwieweit durch konstruktive Veränderungen an Isolatoren im Hochspannungsnetz die ‎‎„Vogelproblematik“ bereits in der ersten Stufe in den Griff zu bekommen ist. Dies kann beispielsweise mit Schutzabdeckungen auf den Isolatoren geschehen. Auch andere ‎Lösungsmöglichkeiten werden diskutiert. Die REWAG beziehungsweise die Regensburg Netz ‎GmbH selbst fährt ihre eigenen Mittelspannungsnetze als sogenannte gelöschte Netze, das ‎sind Stromnetze, die auf singuläre Vorfälle, wie sie durch Vögel entstehen, nicht sofort ‎abschalten, sondern erst bei einem weiteren Fehler reagieren. ‎

Neben diesen Lösungsansätzen und der Modernisierung des Stromnetzes verfolgt die REWAG weitere Maßnahmen, damit sich Kunden ‎aus Gewerbe und Industrie besser vor Spannungseinbrüchen schützen können. Diese ‎beruhen vor allem auf beratender, informativer und moderierender Funktion. Den Kunden mit ‎Know-how zu unterstützen, ihm Wege aufzuzeigen, wie er sich und seine Produktionsanlagen ‎selbst gegen Schäden durch Spannungseinbrüche optimieren kann, steht dabei im Fokus. ‎Das Szenario reicht vom Einbau von Batterie-Puffern bis zu anderen hoch-technologisierten ‎Schutzmaßnahmen. Ein von der Rewag initiierter Informationskreis dient dem ‎Erfahrungsaustausch hinsichtlich der verschiedenen technischen Lösungsansätze. ‎

Ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule ‎Regensburg (OTH) unter der Leitung von Professor Brückl beschäftigt sich darüber hinaus ‎mit dem Thema Spannungsqualität. Die Rewag übernimmt damit eine Vorreiterrolle und ‎agiert synchron einerseits als technisch versierter Netzbetreiber mit hohem Know-how, ‎andererseits als kommunikativer Netzwerker, der Lösungen und Leute zusammenbringt.

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