Ein harter Tag für die Politik in der Stadt
Der Landshuter Nockherberg im Saloon

14.04.2019 | Stand 13.09.2023, 0:32 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: Foto: Schmid

Bissig, zynisch, böse Frotzelei: Die Premiere des Starkbierfestes der Jungen Union im Bernlochner ist geglückt.

LANDSHUT Bisher war das Starkbierfest der Jungen Union so etwas wie ein Geheimtipp. Von „geheim“ kann man jetzt wohl nicht mehr sprechen. Am Samstag fand es zum ersten Mal im Bernlochner-Saal statt. Schon vier Wochen vorher gab es für die Veranstaltung keine Karten mehr. Rund 300 Zuschauer drängten sich im voll besetzten Saal. Die Premiere auf großer Bühne hat gezeigt, warum: Die Fastenpredigt von Bruder Barnabas (JU-Kreisvorsitzender Ludwig Schnur) und das Schauspiel sind beste boshafte Frotzelei, wie es sich für ein Starkbierfest gehört.

Wer sich auch nur ein bisschen in der Landshuter Politik auskennt, wer sie oftmals zum Heulen findet und gerne mal darüber lachen möchte, der ist also auf dem Starkbierfest der JU genau richtig. Keiner, der im Rathaus Rang und Namen hat oder gerne hätte, kommt hier ungeschoren davon. Mit bissigem Humor werden die Herrschaften aufs Korn genommen. Das Schöne daran: Besonders zu leiden haben fast schon traditionell die Politiker aus den eigenen Reihen. Heuer vor allem im Schauspiel, das in einem Western-Saloon spielte und den Titel trug: „Die 45 im wilden Isartal – eine Stadt kennt kein Gesetz“.

Da wird aus dem Landtagsabgeordneten Helmut Radlmeier plötzlich ein durchgeknallter Schmetterlingsfan (kultverdächtig dargestellt von Walter Hahn), aus CSU-Fraktionsvorsitzenden Rudi Schnur ein schießwütiger Marshall (treffend gespielt vom eigenen Sohn, Ludwig Schnur) und aus OB-Kandidat Thomas Haslinger (Florian Luginger) Thommy the Kid, der eine Art Brokeback Mountain-Freundschaft mit dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Grünhaut Stefan Gruber (Johannes Alfery) pflegt und ihn aus den Fängen der Peitschen schwingenden Domina-Häuptlingsfrau „Saure Sigi“ (Dr. Isabella Bubb) befreien will. Saloon-Betreiberin ist übrigens Showgirl Jutta Widmann (Michaela Lochner), die von Aushilfsshowgirl Patricia Steinberger (Alexandra Baier) unterstützt wird. Und natürlich geht es, in Anbetracht der bevorstehenden OB-Wahl im nächsten Jahr, um eines: Alle wollen sie dem selbstverliebten, Gitarre klimpernden und mit einem Selfie-Stick bewaffneten Sheriff Alexander Putz (Georg Stemberger) an den Stern. Putz zur Seite steht Spiegel-Träger und Hilfssheriff Andreas Bohmeyer (Paul Petschko).

Eine politische Frotzelei vom Feinsten mit viel hintergründigem Humor und ganz offensichtlichen Gemeinheiten, die aber beim Publikum – unter den Gästen waren Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW), OB Alexander Putz (FDP) und viele Stadträte – gut ankamen, weil sie nie verletzend wurden.

„Es war ein harter Tag für euch“, sagte JU-Kreisvorsitzender Ludwig Schnur, der zuvor in seiner Fastenrede als Bruder Barnabas kein Blatt vor den Mund genommen hatte, am Ende. Das war sicherlich richtig. Es war aber auch ein Tag, an dem sich jeder im Bernlochner richtig gut amüsiert hat. Landshut hat spätestens seit Samstag seinen eigenen Nockherberg. Großartig.

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