Beschluss
Kollnburg plant Bürgersaal neben Rathaus

02.08.2019 | Stand 31.07.2023, 2:14 Uhr
−Foto: n/a

„Innen statt außen“ für modernes Raumbild am Rathausumfeld.

KOLLNBURG Der Gemeinderat hat nach umfangreichen, monatelangen Beratungen und Orts- und Abstimmungsgesprächen mit dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) nun in seinen vergangenen Sitzungen im Juni und Juli einstimmig die Weichen für ein neues, modernes Gesamtprojekt „Umbau der Rathausumgebung“ in der neuen Landesförderkulisse „Innen statt außen“ beschlossen. Die neue, seit Sommer 2018 in Kraft getretene Förderinitiative „Innen statt außen“ setzt mit einer 90 Prozent hohen Bezuschussung den Fokus auf Innenortsentwicklung, bei der neben Planung, Abbruch, Wiederbebauung und Gebäudeinstandsetzungen auch die Gestaltung des Umfeldes gehört. Die Gemeinde hat dabei das Rathausumfeld als „gute Stube“ und „Herzstück“ im Hauptort Kollnburg im Visier. Der Platz vor dem Rathaus bildet neben dem Dorfplatz vor der Kirche das zentrale Umfeld von Kollnburg und ist daher vom Raumbild besonders prägend für das Burgdorf, sodass deren Aufwertung von enormer Bedeutung für die Gemeinde ist.

Nachdem die letztjährige Planung für den Neubau einer Mehrzweckhalle mit integrierter Schulsporthalle am Standort Mehrzweckplatz Kollnburg aufgrund des hohen Eigenanteils bei der ELER-Förderkulisse von 1,25 Millionen Euro bei Gesamtkosten von 2,4 Millionen Euro aus haushalterischen Gründen auf Eis gelegt wurde, hat sich die Gemeinde intensiv mit dem neuen „Innen statt außen“-Förderprogramm zur Revitalisierung innerörtlicher Bausubstanz beschäftigt und ein mehrfach überzeugendes Konzept gemeinsam mit dem Architekturbüro Robert Brunner aus Viechtach auf den Weg gebracht.

Die Hauptkomponente besteht im Abriss des sogenannten alten Bauhofgebäudes neben dem Rathaus, in dem sich derzeit das Jugendheim und der Trachtenvereinsraum im Obergeschoss und das Hackschnitzelheizwerk für das Nahwärmenetz, der Werkraum der Grundschule und die Hallen des Bauhofs zur Lagerung von Gerätschaften und Material befinden. Hier soll nach dem Abriss ein moderner Mehrzweck- und Bürgersaal an gleicher Stelle unmittelbar neben dem Rathaus errichtet werden.

Die neu geplante Mehrweckhalle, mit 350 Sitzplätzen ausgestattet, soll in untergeordneter Bedeutung vormittags auch für den Schulsport der Schüler von der unmittelbar benachbarten Grundschule genutzt werden und nach den Schulsportzeiten den Vereinen (zum Beispiel für Vereinsbälle, Theateraufführungen, Versammlungen, Tanz- und Turnstunden), für gemeindliche Veranstaltungen, aber auch für gewerbliche Vermietungen zur Verfügung stehen. Integriert ist in den neuen Bürgersaal auch eine Küche, Theken, Garderobe, Geräteräume, Stuhllager, Bühnentechnik sowie behindertengerechte Umkleide- und Toilettenräume, die als Dorfgemeinschaftshaus genutzt werden können. Sogar ein Schießstand im Galeriebereich ist möglich.

Die dominante Dachform um das benachbarte Rathaus bildet das klar längs gerichtete Satteldach. Diese Dachform ist ebenso für das neue Bürgersaalgebäude geplant. Die Gebäudefluchten nehmen konsequent die Raumkanten des Platzes vor dem Rathaus, die des Weges zur direkt benachbarten Grundschule und die der Nachbargebäude auf. Die Höhenentwicklung ordnet sich dem Rathaus unter.

Die holzverschalte Bauform mit vielen Glaselementen wurde zeitgenössisch interpretiert, aber bewusst zurückhaltend mit einem klar definierten Zugang zum Vorplatz gewählt, welcher bei Veranstaltungen optimal erschlossen werden kann, erläutert Architekt Robert Brunner seinen Entwurf, den er den Gemeinderäten vorstellte.

Das benachbarte ehemalige Lehrerwohnhaus, in dem sich seit zehn Jahren die Pils- und Cocktailbar „s’Chaos“ befindet, soll in dem Gesamtkomplex „Umbau Rathausumfeld“ zwar nicht abgerissen, dafür aber komplett kernsaniert werden. Darin sollen künftig moderne Räumlichkeiten für die Jugend und die Vereine geschaffen werden, die aber in untergeordneter Nutzung während der Schulzeiten auch für die Mittagsbetreuung und offene Ganztagsbetreuung an der benachbarten Grundschule mitgenutzt werden sollen.

Der bisherige Werkraum der Grundschule, der sich bisher in der mittleren, alten Bauhofhalle im Erdgeschoss des „Alten Bauhofs“ befindet, kehrt dann wieder zurück in den jetzigen Mehrzweckraum im Erdgeschoss im Grundschulgebäude. Die jetzige Turnhalle in der Grundschule soll, wie bisher jeden Abend voll belegt, auch weiterhin von den Vereinen in der Gemeinde genutzt werden können. Das Hackschnitzelheizwerk im bestehenden „Alten Bauhofgelände“, das die Gemeinde vor finanziell unlösbare Probleme durch einen von Anfang an nicht gewährleisteten Brandschutz stellt, wird komplett ausgelagert und unterirdisch als Bunker westlich von der Schule Richtung Kinderspielplatz neu geplant.

Das Mammutprojekt wird in einer Kostenschätzung des Architekturbüros Brunner mit 4,092 Millionen Euro veranschlagt und sieht einen Eigenanteil von 708.300 Euro für die Gemeinde vor. Dieser soll über ein KfW-Darlehen mit 20-jähriger Laufzeit und einem festgeschriebenen Zinssatz von 0,05 Prozent finanziell kein größeres Problem darstellen, wie Kämmerer Christian Mayer dem Gemeinderat darstellte.

Als Ersatz für die Hallen im alten Bauhofgebäude, welche vom Bauhof selbst genutzt werden, ist ein Ersatzbau am Bauhofgelände gegenüber der Salzlagerhalle in der Rechertsrieder Straße mit einer Fahrzeughalle mit fünf Stellplätzen (25 m x 12 m) geplant, welche hinsichtlich zweier Stellplätze auch von den Vereinen als Staufläche genutzt werden sollen. Hinsichtlich der Zukunft der Pils- und Cocktailbar, welche im ehemaligen Lehrerwohnhaus keinen Platz mehr hätte, setzt die Gemeinde auf eine Lösung auf dem freien Markt in einem benachbarten privaten Leerstand. Die Schaffung einiger weniger Parkplätze durch die Gemeinde ist lediglich in der Viechtacher Straße neben dem Friedhof geplant, ansonsten wird die Gemeinde versuchen, gegebenenfalls noch freie Parkflächen in der Nachbarschaft anzumieten, verweist aber darauf, dass Parkplätze auf dem Mehrzweckplatz in ausreichender Menge vorhanden sind und deren Schaffung baurechtlich für das Projekt auch nicht vorgeschrieben ist.

Das Architekturbüro Robert Brunner, Viechtach wurde einstimmig mit der Planung des Projekts „Umbau Rathausumgebung“ beauftragt, um den Förderantrag für die Förderinitiative „Innen statt außen“ im Herbst 2019 einreichen zu können.

Mit der Planung für das Großprojekt beauftragt wurde außerdem jeweils einstimmig hinsichtlich der Elektro- und Energietechnik die Firma Meindl + Amberger, Viechtach und hinsichtlich der Planung für Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärtechnik die Firma Kopp GmbH aus Frauenau.

Die Gemeinde hat gleichzeitig einstimmig einen Selbstbindungsbeschluss zum Vorrang für Innenentwicklung herbeigeführt. Künftig will die Gemeinde auf die Neuausweisung von Bauflächen verzichten und in erster Linie auf die Nutzung von Brachen und Gebäudeleerständen setzen. Bei einer dennoch notwendigen Ausweisung von Baugebieten wird auf Flächensparsamkeit, die Festlegung eines Baugebots von maximal fünf Jahren sowie die Möglichkeit zum verdichteten Bauen geachtet. Außerdem wurde die Durchführung einer einfachen Dorferneuerung auf dem Gebiet des Rathausumfelds einstimmig beschlossen. Die Realisierung des Großprojekts ist ab Frühjahr nächsten Jahres eingeplant, sobald noch in diesem Jahr der Bewilligungsbescheid vom Freistaat Bayern vorliegen wird.

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