Kommentar
A 94 – Söders Tempolimit ist eine billige Lösung

18.01.2020 | Stand 03.08.2023, 22:16 Uhr
−Foto: n/a

Bayerns Ministerpräsident macht den A 94-Lärm zur Chefsache, aber nur entlang des neu eröffneten Abschnitts

LANDKREIS. Über die längst überfällige Eröffnung der A 94 habe ich mich ehrlich gefreut. Viel zu oft bin ich nach München gefahren, behindert von Lkws, die gerade mal 60 Sachen gefahren sind. Ausgebremst von entweder Überholverboten oder komplett unübersichtlicher Streckenführung. Gefährdet von anderen Fahrern, die ohne Rücksicht auf Verluste überholt haben.

Ich gebe zu, dass ich bei den paar Malen, die ich seit der Autobahn-Freigabe am 1. Oktober 2019 nach München gefahren bin, auch ordentlich Gas gegeben habe. Zum einen, um zu testen, wie schnell ich jetzt von daheim in München sein kann – da spare ich locker 30 Minuten! Zum anderen, weil es eine Freude ist, nach der gewohnten B 12-Zuckelei endlich fühlbar vom Fleck zu kommen. Vielleicht auch, um mich für meine auf der B 12 verbummelten Stunden zu entschädigen?

Mit dem Vollgas- oder auch nur Schnellfahren wird es bald vorbei sein. Denn nach nur vier Monaten freier Fahrt hat unser Landesvater zum 1. Februar ein Tempolimit auf der neuen A 94 angekündigt. Damit und mit Lärmmessungen hat er bei einem Ortstermin die Anwohner beschwichtigt, die seit Öffnung der Strecke Heldenstein-Pastetten vom Lärm geplagt sind.

Seit Eröffnung der neuen A 94 ist es dort nicht mehr so idyllisch ruhig wie vorher als es nur Wiesen und Felder gab. Aber auch Flüsterbelag und kilometerlange Lärmschutzwände werden diese Ruhe nicht mehr zurückbringen.

Was ich an Söders Aktion – oder Aktionismus – nicht verstehe: Wie soll der Lärm an der A 94 unter realen Bedingungen – in der Regel kein Tempolimit – gemessen werden, wenn während der Messphase nur mit verordneten 120 Stundenkilometern gefahren wird?

Im Landkreis Erding, in dem der längste Teil der neuen A 94 liegt, werden sogar 100 km/h für Autos und 60 km/h für Lastwagen gefordert – was macht die Autobahn dann noch für einen Sinn und welchen Lärm soll man bei diesem Tempo noch sinnvoll messen?

Langfristig will Söder den Fahrbahnbelag überprüfen und wo nötig auswechseln sowie großzügig Lärmschutzwände installieren lassen – allerdings beschränkt er diese Maßnahmen nur auf die Neubaustrecke!

Im „alten“ Abschnitt von Marktl bis Heldenstein gibt es nur vereinzelte bis gar keine Lärmschutzwände. Hier müssen die Menschen auch weiterhin mit dem Lärm leben – ob das gerecht ist und einem Ministerpräsidenten für alle Bayern gerecht wird? Urteilen Sie selbst.

Söder greift zur billigsten Lösung. Ein Tempolimit kostet nichts bis auf ein paar Schilder. Dafür könnte ihm die Ankündigung die Sympathien der jetzt bevorzugten Anwohner und seinen Parteikollegen vor Ort am 15. März eventuell ein paar zusätzliche Wählerstimmen bringen.

Oder ist Söders Limit nur ein billiger Trick? Weniger Tempo bedeutet weniger Lärm und damit gibt´s keinen Grund mehr für Nachbesserungen?

Im Moment ist nur eines sicher: Die unendliche Geschichte A 94 wird gerade wieder um ein Kapitel verlängert.

Altötting