Das sagt der Bürgermeister
Burghausens „Aus“ zu offenem Salzachforum setzt alle Baupläne wieder auf Null

20.04.2019 | Stand 03.08.2023, 16:36 Uhr
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Die Stadt Burghausen hat ihre Verträge mit dem Investor gekündigt. Jetzt ist ein neuer  „Masterplan“ gefragt

BUEGHAUSEN. Die Stadt Burghausen hat in Sachen Einkaufszentrum „Salzachforum“ die Reißleine gezogen und ihre Verträge mit dem Investor und Eigentümer HBB (Hanseatische Betreuungs und Beteiligungs GmbH) gekündigt. Damit ist auch der ca. 15 Millionen Euro teure Tiefgaragenneubau auf Kosten der Stadt erst einmal hinfällig.

„Es steht alles auf Null“, verkündet Bürgermeister Hans Steindl auf Nachfrage des Wochenblatts. Nachdem wegen des Wegfalls wichtiger Mieter der Realisierungsbeschluss für eine geschlossene Mall von der HBB nicht umgesetzt wurde, sagt die Stadt „Nein“ zu den HBB-Plänen für ein offenes Ladenzentrum ohne vollausgebaute erste Etage. „Denn das ist keine Verbesserung für Burghausen, sondern nur eine Konkurrenz zu den bestehenden Geschäften“, so Steindl.

War die „Shopping Mall“  eine Nummer zu groß?

Jetzt ist die HBB am Zug. Sie kann eine Alternative für das 70 Millionen Euro-Projekt vor- oder eine kreative Denkpause einlegen. Oder: Sie bietet dieses Filetgrundstück Burghausens auf dem freien Markt zum Verkauf an. Am Rückkauf wäre auch die Stadt im Zuge ihres Verdichtungsprogramms „Neue Mitte“ vom Glöcklhofer bis zum Bahnhof interessiert.

Sinnvoll erscheint eine Bebauung mit Erdgeschoss und bis zu fünf weiteren Stockwerken. „Dafür muss ein neuer Bebauungsplan her, ein völlig neuer Masterplan“, erklärt das Stadtoberhaupt. „Möglich wäre eine Mischnutzung mit gehobenem Seniorenwohnen, Räumen für den Campus zur Miete, Büros und im Erdgeschoss Geschäften.“

Waren die 2008 vorgestellten Pläne für eine Burghauser „Shopping Mall“ vielleicht zu groß gedacht? Steindl verneint ganz klar: „Vor zehn Jahren hat keiner mit der Bedrohung des Handels vor Ort durch den Onlinehandel gerechnet.“

Vielleicht verspekuliert oder zu spät umgesteuert?

Schmerzt es den Ersten Bürgermeister, dass der übrige Landkreis das Salzachforum-Fiasko Burghausens eher amüsiert betrachtet? „Warum sollte jemand darüber schmunzeln? Weil man es Burghausen vielleicht nicht gönnt?“ - Steindl verweist auf die Finanzkraft Burghausens und die ungebrochene Anziehungskraft als Wohnort. „Der Status Burghausens ist mit dem Salzachforum sicher nicht eingebrochen“, stellt er fest. „Manch einer könnte vielleicht sagen, wir haben uns verspekuliert oder zu spät umgesteuert.“

Nach 30 Jahren als Bürgermeister Burghausens sieht er die Lage ganz nüchtern: „Das Salzachforum ist das einzige Vorhaben, das ich in meiner Amtszeit nicht zu Ende führen konnte.“ Mit seiner Bilanz ist er dennoch zufrieden und verweist darauf: „Wir haben Maßnahmen mit nachhaltigem Charakter realisiert wie den Bau des neuen St. Konrad-Kindergartens, die Neugestaltung des Pfarrzentrums und des Schulvorplatzes an der Hess-Schule, die im Umfeld des Sal zachzentrums von Bedeutung sind. Das Geld, das wir Taurus vorgestreckt hatten, haben wir vollständig zurückbekommen. Wir sind verantwortungsvoll mit den Steuergeldern umgegangen.“

Eins steht fest: Die Stadt bleibt im Gespräch mit der HBB, wenn es darum geht, eine vernünftige neue Lösung für das Areal zu finden.

Nach seinem letzten Arbeitstag als Bürgermeister am 30. April 2020 will sich Hans Steindl aber als Privatmann nicht mehr in das Salzachforum „einmischen“. Auch für den Stadtrat kandidiert er nicht: „Alles Weitere müssen der neue Stadtrat und der neue Burghauser Bürgermeister machen und Anton Steinberger ist ja noch da.“

Vielleicht hat Steindls Nachfolger im Amt ja mehr Glück mit Burghausens Prestigeobjekt.

Altötting