Gesundheit
Ein Raum fürs Ich: Kunst hilft Krebspatienten

12.07.2017 | Stand 21.07.2023, 9:16 Uhr
−Foto: n/a

Brustkrebs. Cornelia Lochner hat die Diagnose vor 15 Jahren bekommen. Es folgen Operation, Chemotherapie, Bestrahlung, Hormontherapie – das ganze Programm. Und immer mit dabei: Gedanken, Gefühle, Ängste. Hilfe hat Cornelia Lochner im "Offenen Atelier" in Amberg gefunden.

AMBERG Dieses Angebot für Menschen mit einer Krebserkrankung gibt es seit 2009, unterstützt wird es vom Verein zur Förderung der Frauengesundheit Oberpfalz, kurz FFGO. Im Offenen Atelier finden Krebspatienten ein kunsttherapeutisches Angebot zur ambulanten Begleitung nach der Diagnose. Jede Woche wird dort kreativ gestaltet – immer mit der professionellen Begleitung von Kunsttherapeutin Michaela Peter. "Ich bin von Anfang an dabei", erinnert sich Cornelia Lochner. "Und eigentlich auch laufend – soweit ich kann. Ich freue mich auf jedes Treffen. Im Malprozess kommen einem oft Gedanken, über die man dann offen reden kann. Mir hilft es sehr, vor allem, weil wir alle Betroffene sind. Man fühlt sich verstanden und das Gegenüber weiß einfach, wovon man spricht. Das ist so eine innige Beziehung untereinander, das finde ich eine tolle Sache." "Die Gemeinschaft in der Gruppe hilft", ergänzt Karin Netta. "Man erfährt viel voneinander, es ist ein vertrauter Kreis und man hat das Bewusstsein: Alles bleibt in der Gruppe. Ich habe für mich einen anderen Behandlungsweg gewählt. Darüber kann ich im Offenen Atelier sprechen und das wird in der Gruppe auch respektiert. Das ist mir persönlich wichtig." "Ich spreche in der Arbeit sehr viel", erzählt Sandi Konopek. "Da komme ich über das Reden bei mir selbst oft gar nicht mehr so an das ran, was mich bewegt. Die kreative Arbeit im Offenen Atelier hilft mir dabei sehr. Das ist einfach ein non-verbaler Weg, der einem die Augen öffnen kann. Ich kann jedem Betroffenen nur empfehlen, das auszuprobieren."

Einige der Werke, die im Offenen Atelier entstanden sind, sind derzeit unter dem Titel "immer – hier – jetzt" im Klinikum St. Marien Amberg zu sehen. "Es ist schön, die unterschiedlichen Ausdrucksweisen der Teilnehmerinnen zu sehen", so Michaela Peter bei der Ausstellungseröffnung. „Jede hat ihre eigene, wunderbare Art, ihre Welt, ihre Sorgen, ihre Gedanken darzustellen und ich bedanke mich bei alle, dass sie ihre Bilder für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben – das ist ein großer Schritt nach außen." "Wir sind froh und dankbar, dass Sie das Offene Atelier anbieten", bedankte sich Dr. Harald Hollnberger, Ärztlicher Direktor des Klinikums und administrativer Leiter des zertifizierten Onkologischen Zentrums. "Dieses Angebot ist für unsere Patienten sehr wichtig, weil sie hier durch ihre kreative Arbeit zur Verarbeitung der Erkrankung einen wesentlichen Teil beitragen können. Wir hoffen, dass sich durch die Ausstellung viele Patienten angesprochen fühlen und diese Form der Therapie nutzen möchten." Denn neben der schulmedizinischen Therapie spielen bei der Krebsbehandlung auch Entspannung, Ernährung und Bewegung eine wichtige Rolle für die Genesung. Deshalb unterstützen die Verantwortlichen am Amberger Klinikum zusätzlich zur Schulmedizin solche komplementären Maßnahmen wie die Kunsttherapie. "Dafür ist am Klinikum vor Kurzem das Projekt 'Integrative Onkologie' ins Leben gerufen worden. Sie vereint komplementäre Verfahren mit den Verfahren der Schulmedizin", erklärt Dr. Hollnberger. "So können wir unsere Patienten möglichst ganzheitlich behandeln."

"Leider nehmen viele Betroffene Angebote wie das Offene Atelier nicht wahr, weil die Hemmschwelle sehr hoch ist", weiß Michaela Peter. "Viele sagen: Ich kann nicht malen – aber darum geht es gar nicht. Jeder, der einen Stift, Pinsel oder eine Kreide halten kann, egal ob mit Fuß, Hand oder Mund, kann mitmachen!" Denn eigentlich gehe es um das Spielen mit dem, was in einem steckt. "Das haben die meisten von uns leider früh verlernt. Das Offene Atelier ist ein Raum, wo dieses Spielen wieder möglich ist. Und dabei kommen viele Dinge zum Vorschein, die im Innersten vergraben sind, es finden sich Lösungen, auf die der analytische Kopf vielleicht gar nicht kommt." Ihr Appell an alle Interessierten: "Nehmen Sie es in Anspruch! Es ist etwas Gutes, mit dem man sich selbst aktiv am Heilen, Genesen und Verarbeiten beteiligen kann." Die Bilder aus dem Offenen Atelier hängen noch bis Freitag, 8. September, im Klinikum. Alle Interessierten können sich die Werke also auch nach der Ausstellungseröffnung nochmal ganz in Ruhe anschauen. Informationen über das Offene Atelier bekommen Interessierte direkt bei Michaela Peter unter der Telefonnummer 0179/ 9628089 oder per Mail an mail@michaela-peter.de. Wer die Integrative Onkologie am Klinikum unterstützen möchte, kann sich an Eva Richter per Mail an richter.eva@klinikum-amberg.de oder telefonisch unter der Nummer 09621/ 384019 wenden.

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