Trommeln gegen Temelin
Grüne Direktkandidatin: 'Die Energiewende gehört in Bürgerhand'

11.07.2017 | Stand 25.07.2023, 2:33 Uhr
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Die traditionelle Ostermontagsdemo "Trommeln gegen Temelin" am Montag, 17. April, in Waidhaus fand diesmal während eines heftigen Schneesturms statt.

WAIDHAUS Dennoch hatten sich circa 80 Unentwegte eingefunden. Die Forderung lautete "Temelin eins sofort stoppen, gefährliche Schweißnähte untersuchen". Eine gleichnamige Petition will man noch vor der Sommerpause an die Bundesumweltministerin überreichen. 78.000 Menschen haben bereits unterschrieben unter www.change.org. Stephan Schneider, der zusammen mit seiner Frau Beate und einigen getreuen Helfern die Demo alljährlich organisiert, erklärte auf eindrückliche Weise, "worüber man reden würde". Er hatte ein Modell eines 80 Zentimeter dicken Kühlwasserrohres von Temelin eins gebastelt, auf dem 320 Grad und 160 bar standen. Unter diesem Druck stehen diese mit radioaktiver Flüssigkeit gefüllten Leitungen um deren Schweißnähte der Kampf tobt.

Engagiert machte Landesvorsitzende Sigi Hagl klar: "Temelin bedroht uns alle, denn der SuperGAU macht nicht vor unseren Grenzen Halt! Rund um Deutschland stehen gefährliche Schrottreaktoren, ob Temelin, Dukovany, Doel oder Tihange. Der beschlossene Atomausstieg in Deutschland ist deshalb nur ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Ende der Atomkraft. Raus aus der Atomkraft ist der einzige Weg, damit sich Tschernobyl, Fukushima nicht wiederholen. Nicht bei uns, nicht an unseren Grenzen, nirgendwo!" "Deutschland hat einen bilateral bindenden Vertrag mit Tschechien, der der Bundesregierung das Recht gibt, die nötigen Unterlagen von Temelin eins zu prüfen. Doch die Bundesregierung bleibt immer noch untätig. Das ist ein Skandal und bringt uns alle in Gefahr", sagte die Wunsiedler Grünen-Kreisrätin und Vorsitzende der "BI stoppt Temelin", Brigitte Artmann. "Wir waren mit unabhängigen Experten und der deutschen Atomaufsicht bei der tschechischen Atomaufsicht in Prag. Diese unabhängigen Experten rieten dringend dazu, alle Schweißnähte und deren Aktenlage in Temelin eins zu untersuchen."

Artmann erklärte, dass einer dieser Experten Dieter Majer war, der ehemalige technische Leiter der deutschen Atomaufsicht des Bundesumweltministeriums. Seine Meinung ist, "dass keine der Schweißnähte im Primärkreis von Temelin eins den Anforderungen entspricht. Sie könnten wohl im Normalbetrieb halten, aber nicht im Notfall. Weder Betreiber noch Behörde hätten bisher gegenüber der Öffentlichkeit die einwandfreie Qualität der Schweißnaht nicht nachgewiesen. Die einzige realistische Möglichkeit ist eine sehr aufwendige Prüfung der Dokumentation." Der andere Experte, so Artmann, war Tilman Just, Materialexperte für den TÜV Nord, nun im Ruhestand. Er hatte bei der Prüfung zweier vorliegender Dokumente festgestellt, dass ein Rohr am einen Ende am Reaktor angeschweißt worden sein soll, während das andere Ende desselben Rohres aber zeitgleich in einer weit entfernten Montagehalle an ein zweites Rohr angeschweißt worden sein soll. Diese Unterlagen können nicht stimmen. Erst letztes Jahr war jahrzehntelanger Betrug mit falschen Röntgenaufnahmen an allen Schweißnähten im Sekundär-Kreislauf aller tschechischen Reaktoren aufgeflogen.

Hilde Lindner-Hausner von der BI WAA NAA informierte spontan, dass das rechtsverbindliche Planungsverfahren für den Südostlink am Montag, 17. Mai, in der Max-Reger-Halle in Weiden beginnt. Man habe den ehemaligen Rechtsanwalt der WAA-Gegner Wolfgang Baumann aus Würzburg dafür beauftragt. Betroffene Grundstücksbesitzer könnten sich ihn wenden. Sie habe Baumann damals gegen die WAA eine Vollmacht unterschrieben. Gisela Helgath, Grüne Direktkandidatin für den Wahlkreis Weiden, Tirschenreuth, Neustadt an der Waldnaab sagte: "Wir brauchen starke Grüne, damit die Energiewende wiederbelebt wird. Die geplanten Stromtrassen und der Weiterbetrieb von Temelin sind kontraproduktiv. Die Energiewende gehört in Bürgerhand."

Schwandorf