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Wenn in der Marienkapelle für OB Wolbergs gebetet wird

11.07.2017 | Stand 13.09.2023, 7:03 Uhr
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In der kleinen Hauskapelle neben dem Domplatz liegt ein Buch auf, in das viele Regensburger ihre Sorgen und Nöte schreiben. Wochenblatt-Autor Christian Eckl fand ein Stoßgebet - für den suspendierten Oberbürgermeister.

REGENSBURG Marias Beistand Ich habe einen Interview-Termin beim Bayerischen Rundfunk, es geht um den Tag der Pressefreiheit am 2. Mai und die Ermittlungen gegen mich in der Spendenaffäre. Übrigens hat mir die Staatsanwaltschaft die Akten nach wie vor nicht zukommen lassen, die Mühlen der Justiz mahlen offenbar langsam. Weil ich noch etwas Zeit habe, bevor mich Kollege Kilian Neuwert im BR-Studio am Fischmarkt befragt, gehe ich an einen Ort, den meine Urgroßmutter und mit ihr ganze Generationen von Regensburgern gerne besuchten: Die kleine Hauskapelle beim Domplatz. Dort liegt ein Buch aus, in dem viele Menschen ihre Sorgen und Nöte, vor allem aber ihre Bitten an die Gottesmutter schreiben. Und das können Sie mir jetzt glauben oder nicht, aufgeschlagen war jedenfalls eine Seite mit einem Eintrag vom 26. Januar 2017. Dort stand wörtlich: „Heilige Mutter, bitte hilf unserem Oberbürgermeister.“ Wirklich, das stand da. Sie können jetzt davon halten, was Sie wollen. Eines aber beweist mir das: Es gibt nach wie vor viele Menschen in Regensburg, die Joachim Wolbergs für unschuldig halten. Und die beten für ihn ...

Vive la France! Ich freue mich für die Franzosen, ich finde, sie haben sehr gut gewählt! Der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron hat die meisten Stimmen bekommen. Auch wenn er sich nun mit Marine Le Pen messen muss, ist für mich klar: Macron wird der neue Präsident am 7. Mai. Das Establishment wird abgestraft, ohne dass eine Nationalistin wie Le Pen als strahlende Siegerin dasteht. Mehr als 35 Prozent bekommt sie nie. Und Macron ist in mehrfacher Hinsicht ein interessanter Politiker!

Der Toyboy Erstens ist er bereits Wirtschaftsminister gewesen, hat als Investment-Banker Ahnung, von was er spricht. Zweitens hat er angekündigt, dass er Reformen am Arbeitsmarkt vorhat – das ist auch bitter nötig, denn Frankreich steht wirtschaftlich an der Wand. Er muss sich Mehrheiten suchen. Interessant ist ja Macrons Privatleben: Der heute 39-Jährige lernt mit 17 seine damals 41-jährige Lehrerin kennen, sie gehen auf Distanz, später heiratet er sie. Heute ist sie 64. Ein bekennender Toyboy also ...

Unfassbar Ich traue wirklich meinen Augen nicht! Am Samstag stehe ich gerade am Bismarckplatz, mampfe meine Semmel mit fränkischer Bratwurst und Kraut, als ich Blaulicht sehe. Drei Polizeiautos fahren voraus, Polizisten gehen zu Fuß vorneweg, es ist eine der vielen Demos, die am Samstag grundsätzlich durch die Innenstadt laufen müssen – schließlich soll von den teils abwegigsten Forderungen unbedingt jeder etwas mitkriegen, egal, ob es ihn interessiert oder nicht. Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem jeder, der gerade nichts zu tun hat, für alles mögliche protestieren darf. Bloß bei blöden Nazi-Dumpfbacken werde ich garstig, das finde ich echt bekloppt, dass die durch die Straßen ziehen dürfen mit Polizeischutz. Aber auch das schlug dem Fass den Boden aus: Da schiebt ein versprengter Haufen von Ewiggestrigen eine Kanone vor sich her, skandiert irgendwas von der Verstaatlichung der Betriebe und schwenkt ein Lenin-Plakat. Wie dumm und geschichtsvergessen muss man bitte sein? Am Arnulfsplatz sitzt dann eine junge Frau mit Kind und wartet vergeblich auf den Bus – kein Bus, weil ja Demo ist!

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