Einsatz
Weiterbildung: Rettung aus einem Fahrzeug – Feuerwehren übten den Ernstfall

11.07.2017 | Stand 24.07.2023, 14:29 Uhr
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Am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Pentling trafen sich am Samstag, 25. März, Mitglieder aus sechs verschiedenen Landkreiswehren zum THL-Seminar. Es stand also die technische Hilfeleistung auf dem Programm.

PENTLING In Theorie- und Praxiseinheiten werden in diesem Seminar technische Maßnahmen, die bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personenzum Einsatz kommen, besprochen und praktisch beübt. Landkreisausbilder Siegfried Engl leitet den Kurs. Bereits seit 2012 macht er das und ist als erster Vorstand der Feuerwehr Wörth an der Donau auch selbst sehr aktiv bei der Feuerwehr dabei.

Am Samstag unterzogen sich 13 Teilnehmer aus den Wehren Hagelstadt, Obertraubling, Köfering, Schierling, Eggmühl und Pentling seinem Unterricht. Insgesamt gibt es im Kalenderjahr vier solche Seminare, sprich für jeden Kreisbrandinspektorbezirk einen. Engl will den Teilnehmerm bei seinem Kurs vor allem solche technische Maßnahmen beibringen, die normalerweise nicht als Standartmethoden eingesetzt werden. "Ich möchte keine 0815-Vorgehensweisen besprechen, die jeder schon einmal in seiner Feuerwehr gemacht hat beziehungsweise die im täglichen Einsatzgeschehen sowieso schon oft angewendet werden. Sondern, ich möchte Möglichkeiten aufzeigen, die es auch frühers schon gab, aber mittlerweile stark in Vergessenheit geraten sind. Einfach aus dem Grund, damit die Feuerwehrmänner Kenntnisse zu verschiedenen Optionen erlangen, wenn das Standartverfahren einmal nicht angewendet werden kann." Zudem informiert Siegfried Engl auch über die verschiedenen Fahrzeugkonstruktionen, sowie deren Schwachstellen.

Am Vormittag startete das Seminar mit Praxisunterricht im Schulungsraum der Feuerwehr Pentling. Dort wurden Themen, wie die Ordnung und Gefahren an der Einsatzstelle per PowerPoint Präsentation aufgezeigt. Auch der strukturierte Ablauf, die Standarteinsatzregeln, wie sie Engl nannte, sowie viele weitere Dinge wurden besprochen. Seit drei Jahren ist auch die Oslo-Methode fester Bestandteil des Seminars. Bei dieser Methode werden eingeklemmte Personen mittels Kettenzüge befreit. Im Anschluss an die Theorie folgte die Mittagspause mit Schnitzel und Kartoffelsalat, ehe es am Nachmittag mit dem praktischen Teil weiter ging.

Dazu standen im Hof der Feuerwehr Pentling bereits zwei Autos bereit, an denen die Feuerwehrmänner mit schwerem Gerät allerhand Szenarien ausprobieren konnten. Geübt wurde beispielsweise die so genannte "Fischdose"; eine schnelle Rettungstechnik, um den Patienten schonend und achsengerecht durch das Heck des Fahrzeugs zu retten. Weitere Ziele waren das Abstützen eines umgekippten Autos mit Leitern, sowie das Öffnen des Daches in der Seitenlage oder das Strecken der A-Säulen. Auch die Rettung eines Patienten mit Hilfe des Spinebords wurde geübt. Und so noch einige weitere Methoden.

Oslo-Methode seit drei Jahren mit dabei

Die Oslo-Methode ist eine technische Form zur Befreiung von eingeklemmter Fahrzeuginsassen. Hierbei kommen Ketten zum Einsatz, mit deren Hilfe die verformte Karosserie auseinandergezogen wird. Erfunden wurde die Methode von einem Paramedic der Feuerwehr Oslo. Mitarbeiter der norwegischen "Norsk Luftambulanse" entwickelten sie weiter, einige Schweden optimierten das System. In Skandinavien ist die Oslo-Methode gängige Praxis bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen. Auch in Deutschland war der Einsatz von Ketten früher ein gängiges Verfahren.

Doch gerade als das Thema der patientenschonenden Rettung aufkam, galt das Wegziehen des Vorderwagens mit Ketten als denkbar schlechtes Mittel. Bei der Oslo-Methode kommt jedoch ein komplett neu überdachtes und modernes System zum Einsatz. Mittlerweile haben auch viele Feuerwehren in Deutschland die Methode für sich neu entdeckt.

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