Wie Dornröschen
Europäischer Tag der Narkolepsie – der Zwang zu schlafen

11.07.2017 | Stand 03.08.2023, 19:29 Uhr
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Margit S. steigt in den Bus und schläft nach wenigen Minuten ein, ihre Haltestelle verpasst sie, und sie wird vom Busfahrer schließlich an der Endhaltestelle geweckt.

REGENSBURG Michael K. ist Ingenieur und schläft fast in jeder längeren Besprechung ein. Beide Patienten werden von ihrer Umwelt belächelt und im mildesten Fall als "Schlafmützen" bezeichnet. Das sind nur zwei Fallbeispiele einer geheimnisvollen Krankheit, unter der in Deutschland etwa 40.000 Menschen leiden: Narkolepsie. Am Samstag, 18. März, ist der Europäische Tag der Narkolepsie.

"Narkolepsie ist eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, die sich durch eine erhöhte Tagesschläfrigkeit auszeichnet. Dabei treten über den ganzen Tag hinweg 'Schlafattacken' auf, die einige Sekunden oder Minuten dauern können", so Dr. Peter Geisler, ärztlicher Leiter des medbo-Schlaflabors am Bezirksklinikum. "Der Zustand eines Patienten mit Narkolepsie ist vergleichbar mit dem eines Gesunden, der zwei Nächte hintereinander nicht geschlafen hat." Bei vielen dieser Patienten kommt es noch zusätzlich zu einer Störung der Muskelspannung: Bei plötzlicher Freude, Ärger oder Überraschung erschlafft die Muskulatur für einige Sekunden, und das bei vollem Bewusstsein. Der Kopf nimmt alles wahr, nur der Körper reagiert nicht. Diese Kataplexie geht häufig mit der Narkolepsie einher.

Unter Narkolepsie leiden in Deutschland 40.000 Menschen, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM). Die Krankheit, die zu den so genannten seltenen neurologischen Erkrankungen zählt, wurde bei vielen noch nicht richtig erkannt. Die Diagnose ist schwierig und häufig wird sie mit Epilepsie oder Depression verwechselt. Die Narkolepsie beginnt meist schon im Jugendalter und begleitet den Patienten dann sein ganzes weiteres Leben. Die Krankheit ist durch Spezialisten in einem Schlaflabor gut zu diagnostizieren, die Symptome können durch Verhaltenstherapie und Medikamente gemildert werden. Durch Narkolepsie wird die Lebenserwartung des Patienten nicht beeinträchtigt; aber die Lebensqualität für die Betroffenen und Angehörigen leidet enorm. Als Ursache für die Krankheit gilt das Fehlen eines Botenstoffes im Gehirn.

Am Sonntag, 9. Juli, trifft sich die Selbsthilfegruppe Deutsche Narkolepsie-Gesellschaft (DNG) im Bezirksklinikum Regensburg. Dr. Geisler wird über die Diagnostik der Narkolepsie berichten und einen Überblick über die neusten Forschungsthemen geben. Interessierte sind herzlich eingeladen.

Weitere Informationen gibt es im INnternet unter www.medbo.de oder www.dng-ev.org.

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