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Eklat um alte Jahn-Tribüne: Baumfrevel, damit man Augenthaler besser sehen kann

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:06 Uhr
−Foto: Foto: Eckl

In Donaustauf wirft der große neue Trainer Klaus Augenthaler seinen Schatten voraus. Der SV Donaustauf errichtet derzeit eine alte Tribüne des SSV Jahn. Dafür mussten Bäume weichen – dumm nur: Man sägte kurzerhand die falschen ab, damit Auge in besserem Licht glänzen kann. Das führte jetzt zu einem waschechten Eklat im Marktgemeinderat.

REGENSBURG_25DONAUSTAUF Bis zuletzt hatte man ja ein großes Geheimnis gemacht um die Neuverpflichtung des Weltmeisters, Ex-Bayern-Profis, Ex-Nürnberg- und -Haching-Trainers Klaus Augenthaler, 58. „Das kann ich weder bestätigen, noch dementieren“, hatte Lothar Rengsberger vom SV Donaustauf noch gesagt, als das Wochenblatt als erstes Medium über die Neuverpflichtung berichtete. Erst am 19. Februar wurde der „Big Deal“ verkündet.

Doch im Hintergrund werkelten die Verantwortlichen schon seit Monaten an der Neuverpflichtung. Die ambitionierten Fußballer und Vereinsvertreter hatten heimlich, still und leise das altehrwürdige Gestühl des SSV Jahn ersteigert. Weil das alte Jahn-Stadion, das schon Bundesligapartien zu besseren Zeiten des Jahn erlebt hatte, abgebrochen wird, versteigerte man auch das Inventar. Ein Teil davon landete in Donaustauf, wohlwissend, dass Augenthalers Aufwartung nur vor angemessener Kulisse geschehen dürfe.

„Wir überlegen, ob wir Anzeige erstatten“ Donaustaufs Bürgermeister Jürgen Sommer, ein ansonsten wirklich mit sonnigem Gemüt gesegneter Mensch, wirkt etwas genervt, wenn man ihn derzeit auf Augenthaler und den SV Donaustauf anspricht. Kein Wunder: Ein waschechter Baumfrevel sorgte kürzlich für einen Eklat – zunächst am Sportplatz, dann im Marktgemeinderat. „Die Verantwortlichen des SV Donaustauf haben im Oktober einen Antrag gestellt, auf ihrem Fußballplatz auf der Ostseite eine Tribüne aufbauen zu dürfen“, sagt Sommer. Der Markt reagierte schnell, schon am 5. November gab es ein Placet für die Tribüne. Doch dann scheint es zu einem Sinneswandel gekommen zu sein. Ostseite, wenn man nachmittags spielt? Das würde ja bedeuten, dass die Zuschauer, die wohl bald in Scharen an den Sportplatz eilen, gegen die Sonne schauen! Und überhaupt – Augenthaler im Schatten? Undenkbar!

So kam es dann, dass man sich umentschied – die Tribüne sollte im Westen stehen. Problem nur: Bei der Gemeinde sagte man nicht Bescheid. Offenbar wechselte man nur den Betreff, schrieb in Mails an den Bauamtsleiter lediglich von „Tribüne im Westen“. Niemandem ist das aufgefallen.

Ex-Grüne soll grünes Licht gegeben haben Offenbar auch Brigitte West nicht. Die Vorsitzende im Umweltausschuss war bis vor kurzem noch Mitglied bei den Grünen – und auch im Marktrat ist das Tischtuch zumindest angerissen, seit West die Seiten wechselte und fürderhin mit den Schwarzen paktiert statt mit der roten Mehrheit.

Nun sind Grüne, auch solche, die es noch vor kurzem waren, nicht gerade bekannt dafür, dass sie Baumfrevlern Vorschub leisten. Doch auch West räumt heute ein, dass es „zu einer ganzen Reihe von Missverständnissen“ gekommen ist. „Außerdem ist der Bestand sehr jung und insofern greift hier nicht das Artenschutzrecht, das besagt, dass Bäume mit Bruthöhlen und Nestern von seltenen Tierarten geschützt sind.“ Heute sagt West, sie habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man nochmals mit der Gemeinde sprechen müsse, bevor man auch nur einen Baum absägt. Nun, das ist wohl nicht geschehen. Vergangene Woche dann die Meldung an den Bürgermeister: Bäume wurden umgesägt. Der leutselige Sommer packte seine Digitalkamera ein, fuhr zum Sportplatz – und dokumentierte das Corpus Delicti: Zerschmetterte, zersägte Bäume. Auf der falschen Seite. Eine eigens einbestellte Firma ließ noch die Kreissäge laufen, Sommer gebot ihr sofortigen Einhalt.

„Das ist Sachbeschädigung“, sagt Sommer heute. „Eventuell erstatten wir Anzeige gegen Unbekannt.“ Denn so richtig klar ist nicht, wer nun genau die Baumfällfirma damit beauftragte, die falschen Bäume abzusägen.

Im Marktrat fielen letzte Woche dann auch harsche Worte. Vor allem West, die Ex-Grüne, geriet unter Beschuss. Klaus Augenthaler indes wird’s nicht weiter stören. Der erste Skandal seiner Amtszeit, er wird ihn wohl selbst gar nicht mitbekommen. Aber ob es der letzte bleibt?

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