Beförderung:
Blankes Entsetzen über Schaidinger

05.07.2017 | Stand 13.09.2023, 5:58 Uhr

Blankes Entsetzen!” Mit diesen mehr als deutlichen Worten bringt ein Beamter aus dem Rathaus das auf den Punkt, was im Moment innerhalb der Regensburger Stadtverwaltung herrscht. Blankes Entsetzen ausgerechnet über Oberbürgermeister Hans Schaidinger, den Mann, der in seiner Partei durchaus umstritten ist, in seinem Rathaus aber seit Amtsbeginn 1996 stets die Verwaltung hinter sich wusste. Eine Personalie sorgt nun derzeit für Getuschel auf den Gängen des Neuen und Alten Rathauses. Eine Personalie, mit der Schaidinger für die kommenden Jahre alle Weichen in seinem Sinne stellt.

REGENSBURG Wie dem Wochenblatt aus gut unterrichteten Kreisen mitgeteilt wurde, möchte der Oberbürgermeister seinen persönlichen Referenten Maximilian Mittermeier mit der am höchsten dotierten Beamten-Stelle im Rathaus bekleiden. Ein auch für Schaidinger noch nie dagewesenes Maß an Eigeninteresse, das ihn offenbar umtreibt, stößt auf Kopfschütteln in den Verwaltungsreihen. Demnach soll die Nachfolge gleich zweier hoher Beamter, die die Stellen „Steuerung und Koordination“ A und B inne haben, jetzt von einer Person geleitet werden – von Mittermeier. 

„Schaidinger hat ohnehin in den letzten Jahren die Struktur in der Verwaltung komplett umgekrempelt und um sich herum junge Leute versammelt, die ihm bis aufs Äußerste gehorsam sind, weil sie ihren Posten allein ihm verdanken”, sagt ein langgedienter Verwaltungsmann erbittert. Aber das, was Schaidinger nun vorhat, schlägt dem Fass den Boden aus. 

Offenbar hat die Stadt die neue Stelle ausgeschrieben, deutschlandweit. Doch ein Bewerbungsverfahren mit Vorstellungsgesprächen soll es nicht gegeben haben. Mittermeier wird dafür nicht nur für jahrelange Treue zum OB als persönlicher Referent mit der Stelle belohnt, sondern er wird auch in Zukunft die Geschicke der Verwaltung lenken können – und das wird er sicher auch im Sinne seines „Spiritus Rector” tun. „Wer diese Stelle besetzt, der entscheidet mit, wie die Zukunft der Verwaltung für die nächsten zehn Jahre aussieht”, sagt ein Beamter, „und das kann auch nicht im Sinne eines Nachfolgers von Schaidinger sein”.

Die Position soll offenbar nicht nur die höchst dotierte im Rathaus sein mit einer Einstufung von B2 (der einzigen im Rathaus), sie soll auch die Mächtigste werden: Die Koordination der Pressestelle ist ihr ebenso untergeordnet wie das Beteiligungsmanagement und Controlling, quasi die Kontrolle über die Städtischen Töchter. 

Am heutigen Mittwoch um 14 Uhr tagt der Personalausschuss des Stadtrates in nichtöffentlicher Sitzung. Der Koalitionspartner SPD ist wohl alles andere als „amused“ über die Personalie, doch sie hat keinerlei Möglichkeit, Mittermeier zu verhindern. Im Ausschuss geht es dann auch nicht darum, ob er die Stelle bekommt – weil er derzeit im Krankenstand ist, muss der Personalausschuss die Stelle des bisherigen Leiters „Steuerung und Koordination B“ verlängern – um Mittermeier einzuarbeiten. Ein entsetzter Betroffener schildert eine Szene, die wie kaum eine andere wiedergibt, wie das Verhältnis zwischen Mittermeier und seinem Dienstherren ist: „Einmal im Wahlkampf hat er sein Kind mit einem Blumenstrauß zu Schaidinger vorgeschickt. Er ist sein treuester Diener, anders kann man es nicht bezeichnen“. 

Einzige Möglichkeit, die Beförderung zu verhindern, wäre übrigens, wenn ein Bewerber aus der Ausschreibung klagen würde …

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