Verfassungsschutz
Regensburg bleibt Hochburg extremistischer Salafisten

09.07.2017 | Stand 13.09.2023, 2:18 Uhr
−Foto: Foto: Eckl

Regensburg bleibt eine Hochburg des extremistischen Salafismus. Neben der vom Verfassungsschutz erwähnten "Lies!"-Aktion in der Fußgängerzone fallen derzeit vor allem antisemitische Postings von albanischen Moslems auf.

REGENSBURG_25MÜNCHEN Die sogenannte „Lies!“-Aktion von Regensburger Salafisten in der Fußgängerzone steht auch im Halbjahresbericht des bayerischen Verfassungsschutzes, den Innenminister Joachim Herrmann am Montag in München vorstellte. Das Wochenblatt hat seit 2012 über Tendenzen berichtet, wonach Regensburg ein Zentrum der radikal-islamischen Bewegung ist.

Im Bericht steht wörtlich: „Koranexemplare werden in Fußgängerzonen an Info-Tischen und von mobilen Da’wa-Teams verteilt. In Bayern finden seit 2012 Lies!-Aktionen statt, regelmäßig in größeren Städten wie München, Augsburg, Regensburg, Nürnberg und Erlangen, aber auch in kleineren Orten außerhalb der Ballungszentren.“ Deutschlandweit seien es bis zu 150 „Lies!“-Infostände. Immer wieder wurden in der Vergangenheit radikalislamische Prediger in Moscheen in Regensburg eingeladen, die dem Umfeld des Salafisten Pierre Vogel zuzuordnen sind. Propaganda für dessen Internet-Seite „Einladung ins Paradies“ ist gerade unter einigen dem Salafismus zugewandten Jugendlichen äußerst populär.

Doch auch eine andere, erschreckende Tendenz ist derzeit festzustellen. Da die – in großer Mehrheit in Bayern und auch in Regensburg lebenden – gemäßigten Muslime auch durch die breite Medienberichterstattung gegenüber extremistischem Salafismus sensibler geworden ist, bietet sich für Anhänger beispielsweise Pierre Vogels immer weniger Raum in den liberalen Moscheen. Wie eng die Zusammenhänge auch zu internationalen Entwicklungen sind, ist eine Tatsache, die auch in Regensburg deutlich feststellbar ist. Wie uns behördennahe Kreise mitteilten, gibt es auch Radikalisierungs-Tendenzen in Teilen der Gemeinde von Albanern, die in Regensburg eine Moschee betreiben.

Eigentlich ist dies widersinnig: Albaner wurden im Laufe ihrer Geschichte von den Osmanen oftmals gezwungen, zum Islam zu konvertieren. Der albanische Islam ist ein gemäßigter, der Welt zugewandter Islam. Doch offensichtlich gibt es vor Ort in Albanien das Problem, dass mit großen finanziellen Mitteln extremistische Tendenzen gefördert wurden – in den letzten Jahren gab es eine Welle an Verhaftungen im Kosovo und in Albanien deshalb.

Regensburg ist Zentrum für radikale Salafisten Auch in Regensburg scheint es eine starke Verbindung zum Salafismus zu geben. Einer der Funktionsträger des islamisch-albanischen Vereins verbreitet auf seiner Facebook-Seite im Internet gezielt Videos der Seite „Einladung ins Paradies“. Gepaart mit Werbung für die „Lies!“-Aktion findet sich auf der Facebook-Seite auch ein Bild, das den israelischen Ministerpräsidenten als Vampir darstellt, der palästinensische Kinder aussaugt – eine offen antisemitische Darstellung. Ob auch in dieser Gemeinde radikal-islamische Prediger auftreten, ist nicht bekannt.

Generell aber ist Regensburg ganz offen ins Visier der Behörden geraten, aber auch Zentrum und Ausgangspunkt für radikalisierte Moslems. Rege ist seit Jahren der Versuch, in den insgesamt drei Moscheen, in denen salafistische Tendenzen festzustellen sind, Jugendliche zur Konversion zum Islam zu bewegen. Zahlreiche Videos auf Youtube belegen, dass es häufig zu solchen Konversionen kommt. Vor allem russlanddeutsche Jugendliche sind hier ins Visier der Prediger geraten, offenbar weil diese oft Probleme haben, hierzulande akzeptiert zu werden. Die Verunsicherung ist der Nährboden, um die jungen Menschen anzuwerben.

Gegen einen Konvertiten aus Regensburg ermittelt derzeit der Generalbundesanwalt, weil der IT-Spezialist im Verdacht steht, die Gründung einer terroristischen Vereinigung geplant zu haben. Im Gespräch mit dem Wochenblatt sagte der Mann, er habe versucht, „ein besserer Moslem zu sein als diejenigen, die als Moslems geboren wurden“. Das habe ihn radikalisiert, so der 31-Jährige. Minister Herrmann sprach am Montag davon, dass deutschlandweit 720 radikalisierte Moslems nach Syrien und Irak ausgereist sind, um sich dem „Islamischen Staat“ anzuschließen. Allein 65 sind aus Bayern. 20 davon sind wieder heimgekehrt. Es ist nicht bekannt, ob auch von Regensburg aus jemand in den Krieg zog.

Gleichzeitig ist zu beobachten, dass auch von Regensburg aus das Internet als Rekrutierungsmedium genutzt wird. Die „Einladung zum Paradies“-Videos werden auf Facebook und auf Youtube verbreitet. Auf wechselnden Seiten werden Auftritte von radikal-islamischen Predigern angekündigt.

Hoffnungsvoll indes ist, dass die breite Mehrheit gemäßigter Moslems erkannt hat, welche Gefahr der Extremismus darstellt. Auch in Regensburg ist man hier lange gewarnt.

Lesen Sie auch den Kommentar zum Thema Staatsschutz und Salafismus: Link.

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