Am 26. Mai 2012 verschwand Maria Baumer
Drei Jahre danach: Ein schreckliches Verbrechen ist nach wie vor ungeklärt

09.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:22 Uhr
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Samstag, 26. Mai 2012, 7.30 Uhr, Christian F. verlässt die Wohnung in Regensburg, in der er seit Kurzem mit seiner Verlobten Maria Baumer lebt. Der Polizei wird er später erzählen, dass Maria zu diesem Zeitpunkt zu Hause war – gegen 10 Uhr kehrt er angeblich zurück, Maria ist verschwunden. Ein mysteriöser Fall, der bis heute Polizei und Justiz beschäftigt, nimmt seinen Anfang.

REGENSBURG Maria Baumer ist gerade fertig mit dem Studium, seit einer Woche ist sie in einem Unternehmen beschäftigt, das sich um Gutachten für Windanlagen kümmert. Am Vorabend sind sie und ihr damaliger Verlobter bei dessen Bruder auf einem Reiterhof nahe Bernhardswald eingeladen. Kurz nach Mitternacht verlassen sie gemeinsam den Hof, um nach Regensburg zurückzufahren. Diese Stelle in der ganzen Geschichte ist bereits die erste, die unklar ist: Hat Maria den Hof wirklich verlassen? Wenn ja, ist sie jemals in Regensburg angekommen? Der Ort, an dem Pilzsammler die Leiche der jungen Frau am 8. September 2013 fanden, liegt nur wenige Kilometer vom Reiterhof entfernt – an einem Waldweg, der von Bernhardswald nach Donaustauf führt. Nach dem Verschwinden Marias informiert Christian F. die Familie, man sucht nach der jungen Frau, einige Tage später geht man auch zur Polizei, denn Maria bleibt verschwunden. Die Polizei wendet sich am 6. Juni 2012 das erste Mal an die Öffentlichkeit – es sollte nicht die letzte Meldung bleiben! Die Polizei setzt alle Hebel in Bewegung. Die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" bringt den Fall, die Polizei sucht auf dem Jakobsweg, schickt Mantrailer-Hunde in den Ennepe-Ruhr-Kreis, durchsucht ein Waldstück bei Roßbach. Alle Maßnahmen bleiben erfolglos, Maria bleibt verschwunden.

Am 8. September 2013 kam eine Nachricht, die alle aufhorchen ließ, die sich bislang mit dem Vermisstenfall befasst hatten. Es wurden sterbliche Überreste gefunden, im Kreuther Forst bei Bernhardswald. Pilzsammler hatte die Knochen gefunden und die Polizei alarmiert. Nur drei Tage später dann die traurige Gewissheit: Es handelt sich um Maria Baumer, die Vermisste ist tot! Nur einen Tag später, am 12. September, wird der nun Ex-Verlobte in U-Haft genommen, am 6. November 2013 wird er wieder entlassen, es bestehe kein dringender Tatverdacht, der die Haft rechtfertige. Tag, Zeitraum und Umstände des Todes der Maria Baumer stünden aktuell nicht fest. Zudem fehle ein tragfähiges Motiv, so der Anwalt Michael Haizmann damals gegenüber dem Wochenblatt. „Vielleicht haben damit auch endlich die tendenziösen Ermittlungen der Kripo ein Ende“, übte der Anwalt Kritik an den Behörden.

Dann wurde es ruhig um den Fall und auch um Christian F. – bis im Juni 2014 Vorwürfe laut wurden, er habe einer Patientin im privaten Umfeld Barbiturate verabreicht. Auch hier erging Haftbefehl, dieser wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Auch sonst passieren die Ermittlungen eher im Stillen, so sickerte eine Durchsuchungsaktion bei einem Privatermittler und den Betreibern eines Online-Forums im März dieses Jahres durch. Von dieser Aktion hatte man sich neue Erkenntnisse erhofft. Der Fall Maria Baumer wirft viele Fragen auf: Wie ist die junge Frau gestorben – und wann? Denn auch das kann nicht zweifelsfrei geklärt werden. Ebenso ist die Todesursache unklar. Der Zustand der Leiche ließ es nicht mehr zu, hier sichere Erkenntnisse zu erzielen. Wer ist am Tod der jungen Frau schuld? War es tatsächlich der damalige Verlobte? Hat ein Dritter die Finger im Spiel? Ein Mann, mit dem Maria eine Beziehung hatte? Stecken gar Personen aus ihrem Arbeitsumfeld dahinter? War sie das zufällige Opfer eines Mörders? Aber: Wie groß muss der Zufall sein, dass ein solcher Täter die Leiche genau da ablegt, wo Maria gefeiert hatte, bevor sie nach Regensburg zurückfuhr? Fragen, die nur einer beantworten kann: der Täter selbst!

An aktuellen Mordfällen ist erkennbar, dass die Chance auf Aufklärung immer dann besonders groß ist, wenn bald nach der Tat ermittelt werden kann; das blieb der Polizei im Fall Maria Baumer verwehrt. Erst über 15 Monate nach dem Verschwinden der jungen Frau war klar, dass es sich wohl um ein Tötungsdelikt handelt. 15 Monate, in denen der oder die Täter Zeit hatten, alles zu vertuschen und Spuren zu beseitigen. 15 Monate, in denen die Polizei auf Wege geschickt wurde, die Maria wahrscheinlich nie gegangen ist. 15 Monate verlorene Ermittlungszeit rächen sich – die Aufklärung des Falles ist in weiter Ferne! Doch sicher dürfen sich auch hier die Verantwortlichen für den Tod der jungen Frau nicht sein – so mancher Mord wurde erst nach vielen Jahren geklärt!

Regensburg