Nach zwölf Monaten Bauzeit
Dachinstandsetzung der Kirche St. Magdalena in Hausbach ist abgeschlossen

10.10.2017 | Stand 31.07.2023, 6:16 Uhr
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Das Staatliche Bauamt Passau hat nach zwölf Monaten Bauzeit die Instandsetzungsarbeiten am Dachtragwerk der katholischen Kirche St. Magdalena in Hausbach bei Vilshofen abgeschlossen.

PASSAU / VILSHOFEN Auf Einladung von Leitendem Baudirektor Norbert Sterl informierten sich Stadtpfarrer Lothar Zerer und Kirchenpfleger Ludwig Silbernagl auf der Baustelle über das Ergebnis der gelungenen Restaurierung. Eine besondere Freude für sie war, dass bei der Baudurchführung von den genehmigten Kosten in Höhe von 690.000 Euro rund 50.000 Euro eingespart werden konnten, die nun für Restaurierungsarbeiten auch im Innenraum der spätromanischen Rundkirche zur Verfügung stehen.

45 Jahre ist die letzte umfassende Restaurierung her. Damals wurden u. a. die Umfassungsmauern mit einem Ringanker aus Stahlbeton stabilisiert, das Dachtragwerk verstärkt und die Dachdeckung erneuert. Aus welchem Grund man das bis dahin vorhandene Kirchenbiberdach durch eine Dachdeckung aus Mönch- und Nonnenziegeln ersetzte, lässt sich in der Rückschau heute nicht mehr nachvollziehen.

Das schwere Gewicht dieser Dachdeckung und insbesondere die Verlegung in Mörtel, die die unvermeidbaren Bewegungen des Dachtragwerks nur schwer aufnehmen kann, führte in den folgenden Jahrzehnten zunehmend zu Schäden. Die Mörtelfugen und viele Ziegel gingen zu Bruch oder rutschten ab, sodass Feuchtigkeit in das Bauwerk eindringen konnte. Fäulnisschäden und Pilzbefall waren die Folge. Einzelne Sparren und Pfetten wurden dabei so stark geschädigt, dass sie ihre Tragfunktion verloren. Die Mauerkrone, auf der das Dachtragwerk steht, war ständig feucht und zeigte bereits Algenbewuchs.

Die Schäden im Traufbereich der Sakristei waren so weit fortgeschritten, dass die unterste Ziegelreihe abgekippt war. Eine Sanierung zur Beseitigung dieser Schäden war daher unumgänglich. Die Durchführung der Zimmererarbeiten zur Reparatur der Schäden am Holztragwerk, die ab Oktober 2016 durchgeführt wurden, gestalteten sich kosten- und zeitaufwändig. Bei den vorbereitenden Untersuchungen, die das Staatliche Bauamt Passau im Rahmen der Sanierungsplanung durchführen ließ, zeigte sich, dass bei der in den 1970er Jahren durchgeführten Sanierung Holzschutzmittel verwendet worden waren, die den gesundheitsgefährdenden Wirkstoff PCP (Pentachlorphenol) beinhalteten.

Aus Arbeitsschutzgründen musste daher eine sogenannte „Schwarz-Weiss-Baustelle“ eingerichtet werden, bei der die Handwerker den Dachstuhl über eine Schleuse betreten und die staubreichen Arbeiten an den Holzbauteilen nur mit entsprechender Schutzkleidung und Atemmaske durchführen dürfen. Trotz dieser widrigen Arbeitsbedingungen war es den Bauverantwortlichen ein Anliegen, die bestehenden Holzbauteile, die zum Teil noch aus der Erbauungszeit des Dachstuhls um 1470 stammen, möglichst weitgehend zu erhalten. Geschädigte Holzpartien wurden ausgeschnitten und ersetzt.

Die Reparatur der geschädigten Sparren, Kehlbalken und Rähme erfolgte durch traditionelle zimmermannsmäßige Verbindungen. Die Dachdeckung wurde einschließlich der Dachlattung komplett erneuert, entsprechend der ursprünglichen Ausführung wieder als Biberschwanz-Doppeldeckung.

Die erste Bewährungsprobe hat die sanierte Dachkonstruktion bereits hinter sich: Das schwere Unwetter, das im August über den Landkreis Passau zog, hat das achteckige Steildach der Kirche ohne Schaden überstanden. Auf 690.000 Euro wurden die Kosten für die Instandsetzung der Filialkirche in Hausbach veranschlagt. Den Großteil dieser Kosten übernimmt der Freistaat Bayern, die Kirche trägt 29.000 Euro zur Finanzierung bei.

Im Rahmen der Instandsetzungsarbeiten am Kirchendach wurden auch neue Verblechungen und Regenrinnen montiert sowie die Außenfassaden der Kirche und des Glockenturms restauriert. Des Weiteren wurde der Sockelputz im Kircheninnenraum erneuert, der durch die aus dem Mauerwerk aufsteigende Feuchtigkeit geschädigt war. Um den unvermeidbaren Feuchteeintrag künftig zu reduzieren, wird aktuell die Drainage erneuert und die Abwasserleitung instandgesetzt.

Bis Ende Oktober 2017 sollen auch diese Arbeiten in den Außenanlagen fertiggestellt sein. Wirtschaftliche Planung und ein günstiger Bauverlauf ohne zusätzlich notwendige größere unvorhersehbare Bauleistungen haben dazu beigetragen, dass von den veranschlagten Kosten rund 50.000 Euro eingespart werden können.

Diesen Einsparungsbetrag beabsichtigt das Staatliche Bauamt Passau, notwendige Bewilligungen vorausgesetzt, für bisher nicht vorgesehene Instandsetzungsmaßnahmen im Kircheninnenraum zu verwenden. Damit kann im kommenden Jahr der Wunsch der Kirchenstiftung Vilshofen auch nach einem neuen Innenanstrich der Rundkirche und der Sakristei erfüllt werden. Die Sanierungsarbeiten wurden unter der Projektleitung des Staatlichen Bauamts Passau durchgeführt.

Die Ausführungsplanung, Ausschreibung und örtliche Bauüberwachung hat das Bauamt dem Architekturbüro Paukner in Passau übertragen. Damit die im Kirchendach lebenden Fledermäuse und Turmfalken nicht langfristig absiedeln, war eine sogenannte „Ökologische Baubegleitung“ zur Unterstützung der Bauleitung eingeschaltet, die u. a. darauf achtete, dass nur außerhalb der Brutzeiten im Dachstuhl gearbeitet wurde. Die Fledermäuse haben ihr Quartier im Dachstuhl der Kirche bereits wieder bezogen.

Rundkirchen aus romanischer und gotischer Zeit findet man im deutschsprachigen Raum selten. Insofern kommt der Kirche St. Magdalena in Hausbach kunstgeschichtlich eine besondere Bedeutung zu. Den Außenbau des komplett runden Kirchengebäudes, das vermutlich im 11. oder 12. Jahrhundert im romanischen Stil entstand, prägt ein hohes, spitzes Kegeldach, das gleichzeitig mit der spätgotischen Einwölbung errichtet wurde.

Der vollrunde Innenraum, der seit der Einwölbung um 1470 von einer zentralen Mittelsäule dominiert wird, gibt bis heute Rätsel auf. Ob ein heimkehrender Kreuzfahrer den Zentralbau als Nachbildung der Jerusalemer Heilig-Grab-Kirche hat errichten lassen oder ob es sich um eine romanische Rundkapelle zu Ehren Mariens handelt, wird ungeklärt bleiben. Der heutige Glockenturm und der kleine Sakristei-Anbau mit dem Übergang zum benachbarten Haus kamen erst in der Barockzeit hinzu. 

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