Rückkehr einer Traditionsmarke
Ab sofort gibt‘s wieder Reichardtbräu in Landshut

30.07.2019 | Stand 13.09.2023, 0:20 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: Foto: Privat (

Kleine Brauereien verschwinden, nur die großen Namen haben auf dem Markt noch eine Chance. So war das jedenfalls in den letzten Jahren. In Landshut geht man jetzt den umgekehrten Weg. Ab sofort gibt es das Reichardtbräu-Bier wieder zu kaufen, das früher in vielen Wirtschaften ausgeschenkt wurde.

LANDSHUT Es gibt sie noch, die original Reichardtbräu-Flaschen mit Bügelverschluss und dem tastbaren Schriftzug, die ein Liter Bier fassen. Sie stehen in einer Lagerhalle in Altheim in handgeschmiedeten Bierkisten. Eine dicke Staubschicht hat sich auf den grünen Flaschen abgelagert, die in den alten handgefertigten Brauereibierkisten gestapelt sind. „Hernehmen kann man die leider nicht mehr. Das Glas wird porös, die Gefahr, dass die Flasche zerbirst, ist einfach zu groß“, sagt Braumeister Uwe Janssen aus Tiefenbach. Er ist Inhaber der Brauerei Bierschau. Als die Getränkemarkt-Kette Fleischmann ihn in seine Pläne einweihte, war er sofort begeistert: Die Landshuter Traditionsmarke Reichardtbräu, die im Jahr 1987 vom Markt verschwunden ist, wieder in Landshut zu etablieren.

Einst waren die Biere der Brauerei mit dem charismatischen Logo – Brauereigebäude und die Buchstaben RB im roten Kreis – tief verwurzelt in der Landshuter Biergeschichte. Von 1613 bis 1986 wurden die Biere im Herzen der Stadt, in der Braustätte in der Litschengasse, gebraut. Neben der Brauerei Wittmann und dem Landshuter Brauhaus war „Reichardtbräu“ die dritte große Brauerei in der Stadt.

Der Reichardtbräu war zur damaligen Zeit ein echter Vollsortimenter in Eigenherstellung. Neben den Biersorten Hell, Dunkel, Export, Pils, Märzen, Weißbier und dunkler Bock wurden auch alle Limonaden selbst produziert. Die Brauerei war stark auf ihre Kundschaft in der Gastronomie fixiert und verzichtete zu deren Schutz lange auf die Belieferung des Lebensmittelhandels und auf einen eigenen Heimdienst.

Letzte Besitzerin der Brauerei „RB“ war die Josef Neumayer Landshut KG, der jetzige Betreiber von Getränke Fleischmann. Nach dem Tod von Robert Fleischmann junior übernahm „RB“ GF Getränkemärkte und baute die Fachmarktkette sukzessive aus. Da man sich von diesem Geschäftskonzept mehr versprach und man sich voll darauf konzentrieren wollte, wurde RB 1985 an Paulaner verkauft. Kurz darauf verschwand Reichardtbräu vom Landshuter Markt. Die alte Brauerei verschwand, wo einst das Traditionsbier gebaut wurde, stehen in der Litschengasse jetzt Wohnblocks. Vergessen wurde das „RB“ allerdings nicht. Auch heute noch sind zahlreiche Gläser, Krüge und Equipment mit dem roten Logo in den Privathaushalten in und um Landshut zu finden.

Zum 40. Jubiläum von Getränke Fleischmann hat man sich an seine Wurzeln erinnert – und will das Reichardtbräu wieder auf den Markt bringen. „Wir verhandeln schon seit einiger Zeit mit Paulaner über die Namensrechte“, so Hans-Peter Vögl, Prokurist und Verkaufsleiter von Getränke Fleischmann. „Anfang dieses Jahres ist uns dann endlich der Durchbruch gelungen und wir können ein Stück Landshuter Bierkultur wiederbeleben!“

Den richtigen Partner dafür hat man ganz schnell gefunden. Braumeister Uwe Janssen ließ sich nicht lange bitten. „Ich war sofort Feuer und Flamme,“ erzählt er. „Für einen Braumeister ist es natürlich eine absolute Ehre, sich an so eine alte Biertradition rantrauen zu dürfen!“ Das Bier braut Janssen in der Anlage einer befreundeten Brauerei im Bayerischen Wald. Der Grund: Seine Anlage in Tiefenbach wäre dazu einfach zu klein.

Echte Reichardtbräu-Fans gibt es noch erstaunlich viele in und um Landshut. Flaschen der ersten Abfüllung wurden bereits an einzelne Personen zum Testen ausgegeben. Sie dankten es mit Begeisterung und euphorischen Postings in den Sozialen Medien. Bei so viel Begeisterung haben sich die Verantwortlichen von Getränke Fleischmann dafür entschieden, das neue alte Bier bereits jetzt schon in den Handel zu bringen.

„Wir wollten eigentlich erst nach den Sommerferien offiziell auf den Markt gehen“, so Geschäftsführerin Eva Gottinger. „Nachdem uns aber zahlreiche Anfragen erreicht haben, wann es das Helle endlich im Handel gibt, haben wir uns kurzfristig umentschieden und so kann sich jeder sein Helles ab sofort endlich wieder kaufen.“

Erhältlich ist das neue alte Bier von Reichardtbräu in Getränke-Fleischmann-Filialen, außerdem in der Bierschau in Landshut und bei Getränke Obermeier in Vilsheim.

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