Von wegen Krise im stationären Handel
„Das Internet ist für mich keine Konkurrenz!“

14.09.2018 | Stand 13.09.2023, 3:09 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: n/a

Wie Bettenhändler Christian Hess dem Online-Wahnsinn mit Erfolg ein Schnippchen schlägt.

LANDSHUT/DINGOLFING Eigentlich sollte man meinen, dass es keinen Grund für Christian Hess gibt, gut gelaunt zu sein. Er betreibt ein bekanntes Bettenfachgeschäft in Ergolding (Industriestraße 11) und eines in Dingolfing (Aitrachstraße 16), verkauft hochwertige Matratzen, Wasserbetten und alles, was für eine entspannte Nachtruhe wichtig ist. Doch längst hat sich der Onlinehandel aber auch auf dieses Segment ausgebreitet. Während das viele Mitbewerber von Hess schmerzhaft zu spüren bekommen, teilweise aufgeben müssen, bleibt der gelassen: „Das Internet ist keine Konkurrenz für mich! Für andere schon, für mich aber nicht!“, sagt er im Brustton der Überzeugung. Wie kann das sein? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: „Ich habe alle Marken aus meinem Geschäft verbannt und das schon vor Jahren.“ Tatsächlich findet sich in den Geschäftsräumen in der Industriestraße keine Matratze, kein Wasser- oder Federbett, das von den „üblichen Verdächtigen“ stammt, die ihre Ware mittlerweile im World Wide Web anbieten.

Christian Hess und seine Ehefrau Michaela bieten dafür etwas an, das garantiert niemand sonst hat: sich selbst! Oder besser: ihren guten Namen und eine Idee, die sich nicht kopieren lässt, weil sie auf individuell abgestimmte, qualitativ hochwertige Produkte zu marktüblichen Preisen baut. Der Name Hess, er ist dadurch längst selbst zur Marke geworden.

Und das kam so: Vor Jahrzehnten kam der 44-Jährige auf die Idee, die Komponenten für Wasserbetten direkt von den Herstellern zu beziehen und selbst zu einem Produkt zusammenzusetzen. Entstanden ist so mit der Zeit eine eigene Marke: „Betten Hess“.

Das hatte nicht nur für den umtriebigen Geschäftsmann Vorteile, sondern vor allem auch für seine Kunden. „Es gibt keine Preisaufschläge für Zwischenhändler. Das kann ich an die Kunden weitergeben.“

Soll heißen: An einem verkauften Bett verdienen jetzt kein Außendienstler, kein Großhandel und keine Marke mehr mit. Die Qualität ist aber genauso hoch.

Es sind schließlich die gleichen Komponenten wie bei den bekannten Marken. Es gibt aber noch einen weiteren Vorteil: „Ich habe so die Möglichkeit, jedes Bett individuell den jeweiligen Kundenwünschen anzupassen“, sagt Hess.

Weil das mit den maßgeschneiderten Betten zum bezahlbaren Preis gut ankam, hat er es auf alle Produkte ausgeweitet. Auf Matratzen zum Beispiel, die er den Kundenbedürfnissen mit den entsprechenden Komponenten direkt von den Herstellern anpasst. „Ich arbeite da zum Beispiel mit einem Schäumer zusammen, der für mich produziert“, erzählt er.

Das Problem, dass Kunden zum Probeliegen in sein Geschäft kommen, sich von ihm und dem Team um Ehefrau Michaela beraten lassen, und die Matratze im Internet bestellen, wie viele seiner Mitbewerber, hat er also nicht. „Die kann man nicht im Netz bestellen.“

Die Idee schlug ein wie eine Bombe. Mittlerweile kommen die Kunden von Christian Hess nicht mehr nur aus der Region, sie reisen aus Österreich oder der Schweiz an, er liefert zum Teil sogar nach Spanien, Frankreich oder in die Vereinigten Staaten.

„Vor kurzem waren sogar Kunden da, die in Landshut extra einen Kurzurlaub gemacht haben, um bei mir Betten zu kaufen“, erzählt er und schmunzelt. Die Matratzen werden dann freilich geliefert. Der Erfolg von Hess kommt nicht von ungefähr. Er ist Geschäftsmann durch und durch, sprüht vor Ideen und Leidenschaft für seinen Job. Und er hat schon so manche verrückte Idee umgesetzt. Zum Beispiel, als er aus einem ausrangierten Omnibus alle Sitze rausgerissen hat, um daraus ein rollendes Wasserbettenstudio zu machen. „Mit dem bin ich dann zu den Messen gefahren“, erzählt er. Nur eine von vielen seiner Ideen, die er umgesetzt hat. „Natürlich muss man eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen“, sagt er. Auch er riskierte schon, wieder ganz von vorne anfangen zu müssen, weil er alles auf eine Karte setzte. Doch Christian Hess hat eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft. Er selbst nennt es „Gespür“ für das, was funktionieren könnte. Man könnte es aber auch so sagen: In Zeiten des Onlinehandels braucht man einfach den richtigen Riecher und muss seine Nische finden. Hess ist das geglückt.

Landshut