Am Klinikum und in Achdorf
Zwei Bereitschaftspraxen gegen überlastete Notaufnahmen

11.10.2017 | Stand 13.09.2023, 2:01 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: n/a

In Landshut eröffnet der Kassenärztliche Verband am Mittwoch zwei Bereitschaftspraxen. Damit sollen die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlastet werden.

LANDSHUT Jedes Jahr zu Grippesaison ist es das Gleiche, egal ob im Krankenhaus Achdorf oder im Klinikum Landshut: Die Notaufnahmen der beiden Häuser quellen über zu den Zeiten, in denen kein normaler Arzt geöffnet hat. Schniefnasen, die sich selbst für todkrank halten, es aber eben nicht sind, blockieren mit ihren Erkältungssymptomen den Krankenhausbetrieb. Sie sorgen für stundenlange Wartezeiten, überlastetes Pflegepersonal und Mediziner am Rande des Nervenzusammenbruch. Die Kassenärztliche Vereinigung will jetzt gegensteuern. Mit Bereitschaftspraxen, in denen außerhalb der normalen Sprechzeiten diejenigen Patienten behandelt werden sollen, die in einer Notaufnahme nichts verloren haben. Zwei sollen in Landshut eröffnen. Eine beim Achdorfer Krankenhaus und eine im Gesundheitszentrum am Klinikum.

Bisher läuft es trotz des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, der über die Nummer 116 117 zu erreichen ist, in der sprechstundenfreien Zeit so ab: Viele Patienten fackeln nicht lange und fahren mit ihren Wehwehchen lieber gleich ins Krankenhaus, wohin sie den Weg kennen.

Dabei ist die Sache eigentlich klar geregelt: Für alle Erkrankungen, die die Versorgung eines niedergelassenen Arztes in dessen Praxis erfordern und die aus medizinischen Gründen nicht bis zum nächsten Tag warten können, ist der Bereitschaftsdienst zuständig. Solche Erkrankungen sind aber nicht unbedingt Notfälle, zu denen zum Beispiel stark blutende Wunden und Brüche nach Unfällen gehören.

Was ein Notfall ist und was nicht, liegt aber – das zeigt die Erfahrung der Notfallmediziner in den beiden Häusern – im Auge des Betrachters. „Das hängt davon ab, wie sensibel ein Patient ist“, erklärte bei der letzten Notaufnahme-Krise während einer Grippewelle der Chefarzt in Achdorf. Tatsächlich sind viele Patienten äußerst sensibel, wenn die Fieberkurve steigt. In der Vergangenheit gab es öfters Meldungen, wonach die Notaufnahmen in der Grippe-Zeit völlig überlastet waren wegen Patienten, die dort eigentlich nicht hingehören.

Die beiden neuen Standorte neben dem Krankenhaus Achdorf und dem Klinikum sind deshalb kein Zufall. „Mühsame Recherchen, welcher Arzt Dienst hat und wo sich dessen Praxis befindet, entfallen somit. Außerdem werden die Notaufnahmen der Krankenhäuser von leichteren Fällen entlastet, die ambulant von einem niedergelassenen Arzt behandelt werden können. Ergänzend werden wie bisher medizinisch notwendige Hausbesuche durch den bereits bestehenden Hausbesuchsdienst durchgeführt“, heißt es in einer Meldung der KVB.

Die beiden Bereitschaftspraxen haben mittwochs und freitags nachmittags sowie ganztägig an Wochenenden und Feiertagen geöffnet. Eine Kooperation mit den Kliniken ermöglicht außerdem die Versorgung im Rahmen des ärztlichen Bereitschaftsdienstes zu den Nachtzeiten, wenn die Bereitschaftspraxen geschlossen haben. „Ab Ende April 2018 werden die Öffnungszeiten der KVB-Praxen, sowohl am Klinikum Landshut als auch am Krankenhaus Landshut-Achdorf, auf die Abende am Montag, Dienstag und Donnerstag erweitert“, so die KVB.

In einem Pilotprojekt wurde das Modell bereits getestet, jetzt soll es sukzessive umgesetzt werden. Geplant ist derzeit ein Netz von rund 110 Bereitschaftspraxen in ganz Bayern, Landshut soll noch 2017 ein Anlaufpunkt für Patienten werden.

Die Hoffnung: Die Notaufnahmen werden zur Grippesaison nicht mehr von erkälteten Patienten überrannt und können ihre Kapazitäten für echte Notfälle nutzen.

Die Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxen sowie eine Anfahrtsbeschreibung sind stets aktuell auf der Internetseite www.bereitschaftsdienst-bayern.de zu finden.

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