Beratung
Der Gang zur Caritas-Schuldnerberatung – aller Anfang ist schwer

21.01.2019 | Stand 01.08.2023, 10:40 Uhr
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Jedes Jahr gibt es für viele die gleichen Neujahrsvorsätze: Endlich die Schulden loswerden und ein sorgenfreies Leben führen. Das Problem dabei ist, dass die Vorsätze nach den Feiertagen viel zu schnell wieder unter die Räder des Alltags geraten und die gewünschte Veränderung damit nicht dauerhaft ist.

LANDKREIS KELHEIM Sandra Konrad (Name geändert) hat es trotzdem geschafft und einen Termin bei der Sozialberatung für Schuldner der Caritas Kelheim vereinbart. Neujahrsvorsätze werden oft aus einer Laune heraus gemacht, sind meist wage und oft negativ formuliert. Konrad erzählt, dass sie sich ein konkretes Ziel gesetzt hat. Lange hat sie darüber nachgedacht und festgestellt, dass sie dies alleine nicht schaffen kann. Dann war es fix formuliert: Ich hole mir Hilfe um meine Schulden regulieren zu können. Mit dem Entschluss war der erste Schritt getan, denn ohne einen konkreten Vorsatz, findet niemand aus den roten Zahlen heraus.

Rückblickend war die Zeit vor der Beratung eine sehr schwierige Phase für die Klientin der Schuldnersozialberatung. Aus Angst vor Forderungen, Mahnungen und behördlichen Schreiben habe sie nicht einmal den Briefkasten oder ihre Post geöffnet. „Kein Einzelfall“, betont Viktoria Zerzawy, Leiterin der Sozialberatung für Schuldner. Weiter sagt sie: „Viele Klienten sind in ähnlicher Situation, der enorme psychische Druck, den die Ratsuchenden empfinden, führt zu solchen Verhaltensweisen.“ Daneben wird versucht, kleinere Forderungen und Raten mit dem „letzten Pfennig“ zu begleichen, was unter Umständen zu neuen Schulden führen kann. Ein Teufelskreislauf entsteht, der nur schwer durchbrochen werden kann.

Vor allem das Erstgespräch wird von neuen Klienten der Sozialberatung für Schuldner als sehr unangenehm bezeichnet. Auch Sandra Konrad war im Vorfeld angespannt und von Scham besetzt. „Es war kein leichter Schritt, aber ich bin sehr froh, dass ich mich überwunden habe“, so die Betroffene. Viele Ratsuchende haben eine große Hemmschwelle, wenn es um den Besuch der Beratungsstelle des Caritas Kelheim geht, meint die Leiterin Zerzawy. Daher sei zunächst das „sozialpädagogische Geschick“ gefragt, die Hemmschwellen müssen durch empathische Gesprächsführung abgebaut werden. „Ich merke oft, dass die Ratsuchenden nach dem Erstgespräch erleichtert sind, als würde plötzlich eine schwere Last von ihnen fallen“, freut sie sich. Die Klientin Konrad kann dies bestätigen. Nach dem Termin ging es bergauf, sie habe endlich nach vorne schauen können.

Viktoria Zerzawy fügt noch einen wichtigen Aspekt hinzu, nämlich dass die Ratsuchenden befähigt werden selbständig zu handeln. Sie ist überzeugt, dass erst das eigene Tun einen nachhaltigen Denk- und Lernprozess in Gang setzt. Daher ist der Sozialpädagogin wichtig, dass den Ratsuchenden nicht jeder Handlungsschritt abgenommen wird. Dadurch werden nur neue Abhängigkeiten erzeugt und die Selbständigkeit unterbunden. „Heute macht mir meine Post keine Angst mehr! Ich weiß nun, welche Möglichkeiten ich habe und verstehe die Zusammenhänge besser“, jubelt Konrad. Die Caritas-Schuldnersozialberatung habe ihr sehr geholfen. Der Neujahrsvorsatz ist in trockenen Tüchern.

Infos zur Schuldnerberatung gibt es unter der Teelfonnummer 09441/ 50 07 16 oder per Mail an v.zerzawy@caritas-kelheim.de

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