Mit Giulio Salvati unterwegs
Geschichte spüren an authentischen Orten

22.01.2018 | Stand 24.07.2023, 18:40 Uhr
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60 Interessierte tauchen in Erdings Geschichte ein

ERDING Die Vorsitzende des Historischen Vereins Erding begrüßte knapp 60 Interessierte, um gemeinsam mit dem Doktoranden der New York University, Giulio Salvati, Orte in Erding aufzusuchen, an denen Geschichte spürbar ist.

Salvati widmet sich besonders den Orten, die mit Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg zu tun hatten. Es sind Orte, an denen Zwangsarbeiter, Ausländer aus Italien, der Ukraine, aus Polen oder Frankreich gearbeitet, gelebt haben, mitten unter den alteingesessenen Erdingern. Jeder Einzelne ist für Giulio Salvati von Bedeutung, weil Geschichte durch jede einzelne Biografie entsteht. Am Kriegerdenkmal am Grünen Markt hatte Salvati Namen gelesen und die, die ihm fremd vorkamen, wie „Kegge“ oder „Baptschuck“ notiert und sich in Archiven um ihre Biografie bemüht. Es sind Menschen, die in Erding unter Androhung von harten Strafen als zwangsverpflichtete Arbeiter schwer schuften mussten, aber auch Personen, die freiwillig nach Erding kamen. Heute weiß man kaum mehr etwas von diesen Menschen. Giulio Salvati erforscht ihre Biografien und will mit seinen Vorträgen an sie erinnern.

Dass die Erinnerung nur schlummert, zeigen die regen Diskussionen nach den Vorträgen Salvatis: Plötzlich erinnern sich die Erdinger an Namen, Begebenheiten, traurige Begegnungen, aber auch an schöne Ereignisse. Beim Stadtspaziergang hatten einige Besucher Fotografien und Briefe dabei. Die Forschungen Salvatis werden noch einige Zeit nicht abgeschlossen sein.

Einen großen Teil seiner Forschung zu den Zwangsarbeitern in Stadt und Landkreis hat er in der Jahresschrift des Historischen Vereins 2016 veröffentlicht. Sie ist im Museum Erding, bei der Tourist-Info oder bei heike.kronseder@t-online.de erhältlich.

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