Niemand soll verloren gehen
In der LanZe finden Menschen mit Behinderung Beschäftigung

07.08.2018 | Stand 03.08.2023, 1:37 Uhr
−Foto: Foto: Bezirk

Landauer Zuverdiensteinrichtung hat noch freie Plätze.

LANDAU „Das Gefühl, in der Gesellschaft etwas Wert zu sein und einen Beitrag zu leisten, ist für jeden Menschen enorm wichtig“, stellte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich heraus, als er kürzlich gemeinsam mit der Bürgermeisterin von Bodenkirchen, Monika Maier, die Landauer Zuverdiensteinrichtung (LanZe) besuchte.

Hier finden derzeit 24 Menschen mit Behinderung eine Beschäftigung, Träger ist der Caritasverband Isar/Vils, dessen Vorsitzender Josef Brunner den Besuch freudig als „Aufwertung unserer Arbeit“ bezeichnete.

„Der Bezirk Niederbayern finanziert diese Einrichtung und wir leisten vor Ort die Arbeit. Doch es ist für Sie ebenso wichtig, zu erfahren, was hier genau mit dem Geld passiert.“ Darüber informierte die Leiterin der LanZe, Sieglinde Kettl, die zusammen mit drei weiteren Mitarbeitern die fünf Arbeitsbereiche organisiert. Im Second Hand Laden direkt am Oberen Stadtplatz werden private Kleiderspenden sortiert und fein säuberlich in die Regale eingeräumt. „Wir bieten Qualität an und sind dabei sehr erfolgreich, wie der Zulauf unserer Kunden zeigt.“ In der Montageabteilung werden Firmenaufträge bearbeitet, etwa das Verpacken von Kleinteilen. „Dabei handelt es sich um ein sehr niederschwelliges Angebot, bei dem sich unsere Klienten schnell einarbeiten können.“ In der Kerzenwerkstatt nebenan werden von Hand besondere Einzelstücke hergestellt, die auch auf Märkten verkauft werden. „Hier sieht man, dass solche Einrichtungen nicht in Konkurrenz zum Einzelhandel stehen, denn oft werden Bereiche abgedeckt, die es ohnehin kaum mehr gibt“, so Heinrich, der die Taufkerze für seinen Sohn kürzlich auch in einer Behindertenwerkstatt gekauft hatte, da es diese im lokalen Handel nicht mehr gab. Mit dem Wasch- und Bügelservice sowie dem Haus- und Gartenservice richtet sich das Angebot der LanZE an Privatpersonen. „Auch hier gilt, dass wir nur Tätigkeiten verrichten, die von einer Gärtnerei nicht durchgeführt werden.“ Die Aufträge in Sachen Rasenmähen etwa seien laut Kettl so gestiegen, „dass wir bis zum Umfallen arbeiten könnten“.

Doch genau das ist auch das Problem: Denn mit dem zunehmenden Druck auf dem ersten Arbeitsmarkt kämen immer weniger Menschen zurecht, zugleich steige die Intensität der Krankheitsbilder. „Unsere Klienten werden zunehmend schwächer und sind schwerer zu motivieren.“ Die vom Bezirk genehmigten zwölf Betreuungsplätze werden deshalb über verschiedene Arbeitszeitenmodelle auf zwei bis drei Personen aufgeteilt, so dass maximal 36, mindestens aber 24 Menschen in der LanZE arbeiten können.

Derzeit bewegt man sich also am unteren Rand der Beschäftigtenzahl. „Wir könnten noch weitere Menschen aufnehmen“, so Kettl, die auch auf den von der Caritas selbst finanzierten Fahrdienst hinwies, der die Beschäftigten im ganzen Landkreis „einsammelt“.

Sie würde wegen des hohen Arbeitsaufkommens eine Öffnung der Einrichtung für Arbeitslosengeld-II-Empfänger begrüßen und erkundigte sich bei Heinrich, ob es dazu bereits Gespräche zwischen Bezirk und Jobcenter gegeben habe. „Ich kann verstehen, dass Sie Ihre Plätze gern für diese Menschen, die nur schwer auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden können, zur Verfügung stellen möchten. Doch es braucht dabei viel Augenmaß. Der Weg in ein Beschäftigungsprojekt wird von vielen als Abstieg empfunden und der Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt ist in der Praxis sehr herausfordernd“, bat Heinrich um Verständnis und betonte: „Wichtig ist vor allem, dass wir darauf achten, dass uns gesesellschaftlich niemand verloren geht.“ Darin waren sich wiederum alle einig. Monika Maier, die als neue Kandidatin für den Bezirkstag besonders interessiert war am umfassenden Engagement der Einrichtung, erkundigte sich, ob die LanZE-Klienten auch psychologisch betreut würden. „Wir sind an den Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas angegliedert und haben deshalb viel Kompetenz im Haus, wobei auch die Wege kurz sind“, so Kettl. Außerdem seien die meisten der Beschäftigten ohnehin in Behandlung. Manche sind bereits seit den Anfängen vor zehn Jahren dabei, andere sind neu hinzugekommen.

„Man kennt sich und es ist fast wie eine große Familie.“ Das merkte auch der Bezirkstagspräsident schnell und lobte „die spürbare Empathie, mit der Sie sich um Ihre Leute kümmern“.

Dingolfing-Landau