Impakt-Gestein härter als Diamant
Chiemgau-Impakt: Neue Beweise?

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 17:56 Uhr

Chiemgau-Impakt hat neue Beweise für den Meteoriten-Einschlag im Chiemgau. Das neu entdeckte Impakt-Gestein Chiemit ist teils härter als Diamant und enthält Silber.

GRABENSTÄTT Wir haben bereits mehrfach über den Chiemgau-Impakt genannten Einschlag eines Meteoriten während der Bronze-/Keltenzeit in Südostbayern berichtet. Lange Zeit hat man nichts mehr vom Chiemgau-Impakt gehört. Nun wurden im Rahmen einer Pressekonferenz in Grabenstätt die faszinierenden neuen Forschungsergebnisse des Chiemgau Impact Research Teams (CIRT) präsentiert.

Stichwort Donnerlöcher: Schon seit langem kommt es in der Gegend um Kienberg oft über Nacht zu plötzlichen Geländeeinbrüchen. Dieses mysteriöse Phänomen wird Donnerlöcher genannt und stellte die Wissenschaft bislang vor ein Rätsel. Den CIRT-Forschern ist es jedoch gelungen, einen direkten Zusammenhang zwischen den Donnerlöchern von Kienberg und dem Einschlag eines Meteoriten bzw. Asteroiden vor rund 2500 Jahren in Südostbayern nachzuweisen.

Die CIRT-Wissenschaftler haben erstmals eine wissenschaftliche Erklärung für das Phänomen gefunden, das als Beweis für den Chiemgau-Impakt genannten Meteoriten-Einschlag interpretiert wird. Die Erklärung wurde in der international renommierten Wissenschaftszeitschrift „Central European Journal of Geosciences” veröffentlicht. (Hier finden Sie einen ausführlichen Artikel über „Das Rätsel der Donnerlöcher”.)

Bei der Pressekonferenz wurden auch noch die Ergebnisse einer Kooperation mit dem Labor für Diamant-Mineralogie am Geologischen Institut im Komi-Wissenschaftszentrum der Russischen Akademie der Wissenschaften präsentiert. Die Ergebnisse sind nicht minder faszinierend, als die Lösung des Donnerloch-Rätsels.

So wurde beispielsweise ein neues Impakt-Gestein analysiert, das in der Chiemgau-Region relativ häufig zu finden sein soll. Russische Wissenschaftler haben es mit modernsten Geräten bis in den Nanobereich hinein analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass das extrem leichte Gestein exotische Kohlenstoffmodifikationen enthält, wie sie in dieser Zusammensetzung bislang weltweit unbekannt waren. Außerdem enthält das Gestein feinste Nanopartikel Silber.

Beeindruckend ist, dass die Kohlenstoffmodifikationen des Gesteins härter als Diamant sind. Sie belegen, dass das Gestein unter enorm hohem Druck (bis zu 50 Kilobar) und höchsten Temperaturen (2500 bis 4000 Grad) entstanden sein muss. Derart hoher Druck und die extremen Temperaturen werden vom CIRT-Team als weiteren Beweis für den Einschlag eines Meteoriten im Südostbayern interpretiert.

Das neu entdeckte Impakt-Gestein haben die CIRT-Wisschaftler des Vereins Chiemgau-Impakt Chiemit genannt und dem Landkreis Traunstein gewidmet. Im Rahmen der Pressekonferenz übergab Barbara Rappenglück vom Chiemgau-Impakt dem stellvertretenden Landrat Josef Konhäuser ein Stück Chiemit und die Widmungsurkunde. Josef Konhäuser ist gleichzeitig der Vorsitzende von Chiemgau Impakt.

Hier der Wortlaut der Urkunde: „Im Rahmen der Erkundung des Chiemgau-Impaktes, eines nach gegenwärtigen Forschungsstand katastrophalen Einschlags eines Großmeteoriten in der Region zur Bronzezeit/Keltenzeit, wurde ein bisher unbekanntes Material entdeckt. Es besteht aus seltenen Kohlenstoffmodifikationen, die sehr hohe Drücke und sehr hohe Temperaturen bei seiner Bildung belegten. Dieses Material wird als neues Impakt-Gestein angesehen, das fortan den Namen Chiemit trägt. Er wird dem Landkreis Traunstein im Chiemgau gewidmet."

Fast schon absurd erscheint übrigens, dass die in Wissenschaftskreisen durchaus anerkannten Forschungsergebnisse der CIRT-Wissenschaftler in Deutschland meist nach wie vor weitgehend ignoriert werden. Die CIRT-Erkenntnisse werden längst in renommierten Wissenschaftsverlagen auf der ganzen Welt publiziert. „Ein Betrag wurde sogar übersetzt und in einem Wissenschaftsjournal in Estland veröffentlicht”, sagte Dr. Michael Rappenglück während der Konferenz. Die Chiemgau Impakt-Forscher nehmen regelmäßig an wissenschaftlichen Tagungen in den USA und vielen anderen Ländern teil. Nur das offizielle Deutschland gibt sich weiterhin ungläubig.

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