Wiedergewählt:
Leitung der Bergwacht Freilassing bestätigt

11.07.2017 | Stand 24.07.2023, 18:40 Uhr
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Siegfried Fritsch und Thomas Klein bleiben weitere vier Jahre Leiter der Bergwacht Freilassing. Beide wurden bei den Neuwahlen im Amt bestätigt.

FREILASSING Kassenwart bleibt Niko Magg; Markus Weilacher und Gerhard Hogger engagieren sich als Revisoren und Thomas Läpple übergibt das Amt des Ausbildungsleiters an seine Nachfolger Fabian Ehrler und Thomas Mayer. Für die Höhlenrettung der Region Chiemgau zeichnet weiterhin Rudi Hiebl verantwortlich, Guido Fick kümmert sich ums Ressort Technik, Dr. Helmut Tanzer um die Notfallmedizin und Simon Maier um den Naturschutz. Die Bergwacht Freilassing betreibt die Höhlenrettungswache der Region Chiemgau, engagiert sich zusammen mit der Bergwacht Bad Reichenhall im Einsatzleitbereich Saalachtal und leistet Pistendienste am Götschen und Jenner, wobei 2016 insgesamt 30 Einsätze absolviert werden mussten, darunter auch am 5. August eine Rettungsaktion aus der vom Hochwasser blockierten Lamprechtshöhle bei St. Martin bei Lofer.

24 aktive Einsatzkräfte

Aktuell besteht die Bergwacht Freilassing aus 52 Mitgliedern, darunter 24 aktive Einsatzkräfte, sieben Anwärter, 21 unterstützende Mitglieder und weitere 190 Förderer. Die besondere ehrenamtliche Aufgabe, die tolle Gemeinschaft und die umfangreiche Ausbildung kommen bei den jungen Alpinisten trotz der großen zeitlichen Herausforderung gut an, weshalb auch seit Jahren die Zahl der Anwärter wieder steigt. Als neue Anwärter wurden Hubert Mayer und Bastian Gmeiner aufgenommen; Michi Stummer hat die Winterprüfung bestanden. Drei sind Einsatzleiter, sechs weitere Einsatzleiter in Ausbildung, einer ist Krisenberater, ein weiterer Fachberater Naturschutz, drei sind Rettungsassistenten, zwei Rettungssanitäter und einer Notarzt.

30 Einsätze

Die Retter mussten 2016 im Einsatzleitbereich Saalachtal, als Höhlenretter und im Pistendienst am Götschen 30 Einsätze absolvieren; weitere 14 Einsätze fielen für den Kriseninterventionsdienst (KID) nach tragischen Bergunglücken an. Besondere Einsätze waren unter anderem im Januar eine große Suchaktion mit Totenbergung am Högl, eine nächtliche Rettung von blockierten Kletterern am 8. August in den Nordwänden der Reiter Alpe, ein tödlicher Absturz am 12. Mai am Fuderheuberg und eine Rettung von Verstiegenen am 8. Mai ebenfalls am Fuderheuberg. 2016 wurden auch 190 Naturschutzstreifen absolviert. Highlights waren die Einführung des neuen Digitalfunks und Ausgabe der Geräte an die Einsatzkräfte und eine Notärzte-Fortbildung mit Schwerpunkt Höhlen- und Canyon-Rettung im neuen Übungshaus der Freilassinger Feuerwehr, ein Ausflug in die Salzgrabenhöhle am Königssee und eine überregionale nächtliche Großübung im November in der Pfingsthöhle im Müllnerhörndl. 2017 bekommt die Bergwacht Freilassing vom Freistaat Bayern ihr neues Einsatzfahrzeug.

Nur rund ein Drittel der Einnahmen sind Benutzungsentgelte

Kassenwart Niko Magg berichtete von rund 23.700 Euro an Ausgaben und 23.400 Euro an Einnahmen, wobei nur rund ein Drittel der Einnahmen aus Benutzungsentgelten für geleistete Einsätze bestehen. „Zur Finanzierung unseres ehrenamtlichen Dienstbetriebs mit Ausrüstung, Fahrzeugen und Gebäuden sind wir daher nach wie vor maßgeblich auf die Unterstützung von treuen Förderern und großzügigen Spendern angewiesen“, betont Magg. Etwa 5.000 gingen an Spenden ein, weitere 4.000 Euro an Förderbeiträgen, wobei Zahl der treuen Förderer altersbedingt seit Jahren rückläufig ist, eine Mitgliedschaft aufgrund des kostenlosen weltweiten Rotkreuz-Rückholdienstes ins Heimatkrankenhaus aber vor allem auch für junge Leute attraktiv wäre. Rund 7.500 Euro mussten für Ausrüstung und Geräte ausgegeben werden, fast 4.000 Euro fürs Fahrzeug, 2.800 Euro für Versicherungen, 2.300 Euro für Höhlenrettung, 2.200 Euro für die Räume, 2.100 Euro für Bekleidung, und 1.800 Euro für Ausbildung.

53 Aus- und Fortbildungen

Thomas Läpple zeichnet seit 1984 für die Fortbildung seiner Kameraden verantwortlich und übergibt sein Amt als Ausbildungsleiter nun an seinen Nachfolger Fabian Ehrler. Bei der Jahreshauptversammlung berichteten sie von insgesamt 53 Aus- und Fortbildungen (ohne die zusätzlichen Anwärter-Termine) im vergangenen Jahr, 15 davon in Bergrettung, sechs für den neuen Digitalfunk, zehn in Notfallmedizin, zwei in Naturschutz, einen in Lawinenkunde und einen in Krisenintervention. Der Schwerpunkt lag auf vielen realistischen Übungen im Gelände, darunter Winter- und Lawinenrettung am Götschen, auf dem Roßfeld, auf der Stoißer Alm, auf der Moar Alm, auf Kühroint und auf der Reiter Alpe, Statikseil im Karlsteiner Klettergarten und am Wachterl, Orientierung mit GPS im Gelände, eine Sommerübung im Klettersteig am Staufen, die Rettung von Gleitschirmfliegern aus Bäumen im Eichetwald, eine Eisausbildung auf der Kürsinger Hütte, zwei Hubschrauber-Übungen mit dem ADAC und mit „Christoph 14“ sowie zweimal am Simulator in der Halle in Bad Tölz, ein medizinisches Notfalltraining am Simulator in der Kreisklinik Bad Reichenhall. Läpple dankte seinem Stellvertreter Rudi Hiebl, seinem Nachfolger Fabian Ehrler und den besonders engagierten Ausbildern Guido Fick, Thomas Klein, Florian Kronawitter, Simon Maier, Thomas Mayer, Dr. Helmut Tanzer, Markus Weilacher und Georg Wimmer. Auf ihrem Ausbildungsstützpunkt im Hagengebirge, der Hütte am Seeleinsee, bauten die Freilassinger Bergretter 2016 Rauchmelder und ein Aktiv-Ladegerät mit Antenne und Stromversorgung für den neuen Digitalfunk ein; 2017 stehen Malerarbeiten und der Austausch des bestehenden Ofens bevor.

20 Höhlentouren

Die Bergwacht Freilassing ist zugleich die Höhlenrettungswache der Bergwacht-Region Chiemgau. Rudi Hiebl zeichnet für die Sonderaufgabe verantwortlich und berichtete bei der Jahreshauptversammlung von den 2016 sieben Ausbildungsabenden, 20 Höhlentouren und einem Einsatz der aktuell 20 einsatzerfahrenen, aktiven Höhlenretter, von denen zwei Ärzte, vier Rettungsassistenten und zwei Rettungssanitäter sind und zwei über eine Sprengberechtigung zur Engstellen-Erweiterung verfügen. Die Retter kommen aus vier Bereitschaften (Freilassing, Berchtesgaden, Marquartstein und Bergen). Neun haben das erste Ausbildungsmodul absolviert, 14 beide Ausbildungsmodule der Bergwacht Bayern. „Unsere interne Ausbildung vor Ort orientiert sich an den Kursinhalten und bietet deshalb auch einen optimalen Ausbildungsstand“, erklärt Hiebl. Ausbildungsinhalte waren unter anderem die ständige Optimierung der Ein-Seil-Technik beim Befahren und Aufsteigen in Schächten, Kommunikation mit Höhlentelefon und Cavelink, Orientierung, Patienten-Transporttechniken (Seilbahn, Gegenzug, Flaschenzug), Biwak, Gesteinsbearbeitung und Notfallmedizin. Ziele waren der Lengfeldkeller, die Gutortenbrandhöhle, das Eisenloch, das Hennerloch, die Mörtelbachhöhle, der Lamprechtsofen, der Brennwaldschacht, die Brunneckerhöhle, die Adventhöhle und die Pfingsthöhle – besondere Höhepunkte die nationale Übung im Harz in Hessen, eine bilaterale Übung mit den Salzburgern im Brennwaldschacht in der Osterhorngruppe, eine Übung in der Schlüssellochhöhle am Samerberg/Laubenstein, eine Biwaktour ins Riesending im Untersberg, vier Höhlen im Triester Karst und die Salzgrabenhöhle am Königssee zusammen mit der BRK-Wasserwacht und die große Übung im November im Müllnerhörndl mit 70 Teilnehmern. „Höhlenrettung ist vor allem mit viel Wartungs- und Reinigungsarbeiten verbunden – allein an 48 Tagen haben wir mit einem Aufwand von 120 Stunden nur geputzt und sortiert“, berichtet Hiebl. Bei ihrer Arbeit sind die Freilassinger eng mit den anderen bayerischen Höhlenrettungswachen, der Salzburger Höhlenrettung, dem Höhlenrettungsverbund Deutschland und dem Team des Technikbusses der Bergwacht-Region Chiemgau vernetzt. Hiebl: „Man kennt sich, wir haben gemeinsame Einsatzerfahrung und arbeiten Hand in Hand zusammen!“

Einsatz am 5. August in der Lamprechtshöhle

Am 5. August gegen 16 Uhr wurden die Freilassinger von der Salzburger Höhlenrettung in den Pinzgau angefordert, wo wieder einmal der Höhlenbach den Eingangsbereich der Lamprechtshöhle überflutet und einer Touristengruppe den Weg abgeschnitten hatte. Ein siebenjähriger Junge hatte Glück im Unglück, als er vom Wasser mitgerissen uns ins Freie gespült wurde, aber ohne große Verletzungen davonkam; die restliche Gruppe wurde von den Einsatzkräften betreut und durchs Wasser an Seilgeländern ins Freie geführt.

Lob und Anerkennung

Fritsch gedachte im Totengedenken den verstorbenen Bergsteigern und Kameraden, darunter Helmut Böhm und Helga Huber. Zahlreiche Ehrengäste dankten der Bergwacht Freilassing für die gute Zusammenarbeit und lobten den ehrenamtlichen Einsatz, darunter Bürgermeister-Stellvertreter Gottfried Schacherbauer, Monika Feichtner, die Chefin der Salzburger Höhlenrettung, der Leiter der BRK-Bereitschaft Freilassing, Moritz Jellinek, der neue Reichenhaller Bergwachtchef Stefan Strecker und sein Stellvertreter Urs Strozynski und der stellvertretende Leiter der Bergwacht Teisendorf-Anger, Robert Reiter.

Berchtesgadener Land