Fast elf Prozent mehr als im Vorjahr
17.157 Rettungsdienst-Einsätze im Jahr 2015

10.07.2017 | Stand 29.07.2023, 0:45 Uhr
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Mit insgesamt acht Rettungswagen (RTW), fünf Krankenwagen (KTW) und drei Notarzteinsatzfahrzeugen (NEF) hat das Bayerische Rote Kreuz (BRK) im vergangenen Jahr 17.157 (2014: 15.507) Rettungsdienst-Einsätze im Landkreis und den angrenzenden Nachbargemeinden geleistet – ein starker Anstieg um 1.650 (10,64 Prozent).

BERCHTESGADENER LAND Im Schnitt rückten die Rotkreuzler über 67 (2014: 43) Mal pro Tag aus, um Leben zu retten oder Kranke zu transportieren. „Von 2013 auf 2014 waren die Einsatzzahlen nahezu konstant geblieben. In den Jahren zuvor gab es jeweils einen Anstieg um 1,5 und drei Prozent“, erklärt Markus Zekert, Bereichsleiter für den Rettungsdienst und Krankentransport des Roten Kreuzes im Berchtesgadener Land.

Tendenziell sind die Retter pro Einsatz auch länger und weiter unterwegs, als früher, was an der veränderten Krankenhauslandschaft mit immer mehr Spezialisierungen der Kliniken liegt. Den größten Anteil an Rettungsdienst-Einsätzen machen mit über 70 Prozent internistische Notfälle aus. Verkehrsunfälle und andere chirurgische Einsätze nehmen im Verhältnis einen immer geringeren Anteil ein. Rotes Kreuz leistet 100 Prozent der Einsätze Über 70 hauptamtliche Rettungsassistenten, Rettungssanitäter und Fahrer, Rettungsdiensthelfer im Bundesfreiwilligendienst (BFD) sowie durchschnittlich 40 ehrenamtliche Mitarbeiter der BRK-Bereitschaften besetzen im Schichtdienst bis zu 16 Fahrzeuge. Die haupt-, neben- und ehrenamtlichen Mitarbeiter sind als Rettungsdiensthelfer, Rettungssanitäter und Rettungsassistenten ausgebildet. Um den Rettungsdienst im Gebirge und an Gewässern kümmern sich die Ehrenamtlichen der Bergwacht im BRK und der BRK-Wasserwacht. Damit leistet das BRK im Berchtesgadener Land 100 Prozent der Einsätze und garantiert eine optimale Notfallversorgung der Bevölkerung.

18 Erdumrundungen: Weniger Notarzteinsätze, starker Anstieg bei Notfällen und im Krankentransport

4.161 (2014: 4.231) Mal rückten die Rotkreuzler 2015 zu Notarzteinsätzen aus; das sind 70 (1,7 Prozent) weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Notfalleinsätze ohne Notarzt stieg dagegen im Vergleich zu 2014 (2.004) um 438 (fast 22 Prozent) auf 2.442 an, was mitunter auch an der gestiegenen Bevölkerungszahl mit den tausenden Flüchtlingen seit September im Raum Freilassing liegt. Bei 10.554 Krankentransporten wurden rund 1.282 (13,8 Prozent) mehr Kranke und Verletzte als im Jahr 2014 (9.272) befördert. „Für diese Zunahme gibt es zwei Gründe: Zum einen macht sich der demographische Wandel und die damit verbundene Alterung der Gesellschaft immer mehr bemerkbar. Zudem hat sich in den letzten Jahren die Krankenhaus-Landschaft spürbar verändert. Die Kliniken sind mittlerweile sehr unterschiedlich spezialisiert, sodass mehr Krankentransporte nötig sind, um die Patienten zu den erforderlichen Behandlungen bringen zu können“, erklärt Zekert. Hinzu kommen 3.464 nicht verrechnungsfähige Einsätze, wie Hilfeleistungen ohne Transport des Patienten, Sicherheitsabstellungen und Gebietsabsicherungen bei hohem Einsatzaufkommen, Werkstattfahrten und Fehleinsätze. Die 16 Rettungsdienstfahrzeuge des Roten Kreuzes sind an den Wachen in Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Freilassing und Teisendorf stationiert – mittlerweile verfügen alle über Allrad-Antrieb. Sie legten im letzten Jahr 727.525 Kilometer zurück, rund 66.500 mehr als 2014. Diese Zahl entspricht über 18 Erdumrundungen und bedeutet einen Schnitt von gut 30 Kilometern pro Einsatz.

Plus an Sicherheit: Spitzenabdeckung durch die BRK-Bereitschaften

Seit 2011 gibt es die Rettungsdienst-Spitzenabdeckung durch die ehrenamtlich betriebenen Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG´n) der BRK-Bereitschaften, die den regulären Rettungsdienst und Krankentransport unterstützen, wenn besonders viel los ist und kein Rettungs- oder Krankenwagen mehr frei ist. 2015 wurden die SEG´n zu insgesamt 54 Einsätzen alarmiert – doppelt so viele wie im Vorjahr (2014:27), davon allein 23 (2014: 14) Notfälle und Krankentransporte, bei denen jeweils ein Patient versorgt und in eine Klinik transportiert werden musste; zusätzlich dazu etliche Betreuungen, medizinische Versorgungen und Transporte von erkrankten und verletzten Flüchtlingen. Die restlichen 31 (2014: 13) Einsatzfälle sind größere Schadensereignisse mit Sicherheitsabstellungen bei Flüchtlingseinsätzen, Bränden, Gasaustritten, extremen Wetterereignissen oder Evakuierungen, bei denen immer mehrere SEG´n und Fahrzeuge gleichzeitig im Einsatz waren. „Dieses sinnvolle Plus an Sicherheit für die Menschen im Landkreis leisten wir ausschließlich ehrenamtlich, die zusätzlichen Fahrzeuge und Ausrüstung müssen aber nahezu komplett mit Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden“, betont Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter. Bei der Spitzenabdeckung des regulären Rettungsdienstes und Krankentransports hat sich die 2011 durchgeführte Aufteilung in kleinere Einheiten wie SEG Behandlung und Transport bereits mehrfach bewährt. „Die Besatzungen sind sehr schnell einsatzklar und können den Rettungsdienst bei Engpässen rasch und effektiv ergänzen“, freut sich Halter, der an größere Verkehrsunfälle und Brandereignisse wie am 23. Mai in Schneizlreuth erinnert. Geografisch ist das Berchtesgadener Land aufgrund der Berge gerade im südlichen Landkreis von den Nachbarregionen abgeschnitten. Wenn alle regulären Rettungsmittel bereits im Einsatz sind, kann die Leitstelle deshalb auf die SEG´n zurückgreifen. Die BRK-Bereitschaften im Landkreis halten zur Ergänzung des Rettungsdienstes und für Großschadensfälle aller Art 21 zusätzliche Fahrzeuge, neun Anhänger und umfangreiche Ausrüstung bereit, die - genauso wie die Aus- und Fortbildung der freiwilligen Sanitäter - fast ausschließlich über Spendengelder finanziert werden.

Seit September zusätzlicher Rettungswagen in Freilassing

Aufgrund der angespannten Asyl-Situation und der damit gestiegenen Bevölkerungszahl im Raum Freilassing hatten der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Traunstein (ZRF) und das Bayerische Rote Kreuz (BRK) als Durchführender des Rettungsdienstes beim Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Integration die Kostenübernahme für einen zusätzlichen, rund um die Uhr besetzten Rettungswagen in Freilassing beantragt. Das Fahrzeug ging am 24. September in Betrieb und ist seitdem stark gefordert. Zu Beginn des Flüchtlingseinsatzes im Raum Freilassing mussten das Bayerische Rote Kreuz (BRK) und der Malteser Hilfsdienst (MHD) innerhalb von nur zehn Tagen über hundert Asylbewerber aus dem Raum Freilassing versorgen und in Kliniken bringen. „Wir mussten handeln, damit weiterhin die Versorgungssicherheit der heimischen Bevölkerung trotz der vielen zusätzlichen Einsätze gewährleistet ist. Durch die Maßnahme wurden sowohl der reguläre Rettungsdienst und Krankentransport als auch unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte der BRK-Bereitschaften entlastet, die während der ersten beiden Wochen immer wieder zur Spitzenabdeckung gefordert waren und akut intern erkrankte oder verletzte Asylbewerber versorgen und transportieren mussten“, erklärt BRK-Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz.

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