Rampenlicht
Die Bayerwald-Pilze im Fokus

11.07.2017 | Stand 03.08.2023, 11:40 Uhr
−Foto: n/a

Nationalpark Bayerischer Wald koordiniert die Zusammenarbeit des trilateralen Projekts „Funga des Böhmerwalds“.

GRAFENAU Es ist eine einmalige Gelegenheit, um das Wissen zur Pilzwelt im Böhmerwald länderübergreifend zu erfassen – und auszubauen. Die Rede ist vom Interreg-Projekt „Funga des Böhmerwalds“, für das nun der Startschuss gefallen ist. Dabei untersucht der Nationalpark Bayerischer Wald als führender Partner zusammen mit Forschern aus Tschechien und Österreich die Pilze im trilateralen Grenzraum. Insgesamt sind etwas mehr als 700.000 Euro für die drei Jahre dauernden Forschungsarbeiten angesetzt. Der Fördersatz liegt bei 85 Prozent.

Im Fokus der Untersuchungen steht dabei weit mehr als nur das Gebiet der beiden Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava. Auf deutscher Seite ist etwa auch der Oberpfälzer Wald und das Nationalpark-Umland dabei, in Tschechien ebenso das Vorfeld des Nationalparks bis hin zum Gratzener Bergland. Aus Österreich kommen noch Teile des Mühl- und Waldviertels dazu. Ziel ist es, die im Naturschutz oft als „forgotten species“ (vergessene Lebewesen) titulierten Pilze ins Rampenlicht zu rücken. Schließlich sind diese faszinierenden Organismen essenziell wichtig in allen natürlichen Stoffkreisläufen – und noch dazu bei der Bevölkerung als kulinarische Spezialität hochbegehrt.

Um einen besseren Überblick zur Verbreitung von weit über 3000 Arten in der Region zu erhalten, setzen die Verantwortlichen des Kartierungsprojekts stark auf die Karte „Citizen Science“ (Bürgerwissenschaft). So sollen in lokalen Vereinen ehrenamtlich tätige Amateure in die Erhebung von Beobachtungsdaten eingebunden werden. Besonders knifflige Arten werden anhand von DNAProben identifiziert. Alle gesammelten Pilze landen am Ende in einem Online-Atlas, der in deutscher, tschechischer und eventuell auch englischer Sprache verfügbar sein wird. Zu den Verbreitungskarten der Pilzarten gibt’s dort dann auch Fotos und Beschreibungstexte, so dass sich die breite Öffentlichkeit allumfassend informieren kann.

Neben den beiden Nationalparkverwaltungen arbeiten das Biologiezentrum Linz mit der dort angegliederten Mykologischen Arbeitsgemeinschaft (MYAG) und der Lehrstuhl für Ökologie und Naturschutzbiologie der Universität Regensburg am Projekt mit. Außerdem sind die Deutsche Gesellschaft für Mykologie und die Österreichische Mykologische Gesellschaft mit im Boot.

Dass es in der Region in Sachen Pilzkunde noch reichlich Potenzial gibt, hat erst eine mykologische Fachtagung im vergangenen Sommer gezeigt. Dabei wurden viele extrem seltene Pilze teilweise erstmals im Nationalpark Bayerischer Wald nachgewiesen. „Umso mehr sind wir darauf gespannt, wie viele interessante Entdeckungen wir im Laufe der Untersuchungen machen können“, freut sich Dr. Claus Bässler, Pilzexperte und stellvertretender Sachgebietsleiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald.

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