Viele Landkreisbürger betroffen
Anleger bangen um ihr Geld - Opfer eines Schneeballsystems?

07.07.2017 | Stand 28.07.2023, 6:52 Uhr
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Angeblicher Investmentbanker soll 20 Millionen Euro Schaden verursacht haben.

BURGHAUSEN Er lebte auf extrem großem Fuß, hatte sich ein Prunkhaus hingestellt und fuhr nur die schicksten Autos. Auch wenn der Burghauser nicht gerade wie ein Investmentbanker wirkte, schaffte er es dennoch, unzählige Anleger aus der Region für sich zu gewinnen. Seit mehr als zehn Jahren bietet der Burghauser, dessen Investmentfirma in der Schweiz sitzt, etwas undurchsichtige Geldanlagen an, jedoch seine Investoren waren bislang hochzufrieden, wiesen doch die Kontoauszüge regelmäßig Gewinne von bis zu 20 Prozent aus. So regelmäßig, dass andere Investmentbanker sich nur wundern konnten, wie so etwas funktioniert.

Viele Anleger hatten Summen von weit mehr als 100.000 Euro bei dem Burghauser angelegt, teilweise sämtliche Ersparnisse. Diese müssen sich jetzt große Sorgen um ihre Einlagen machen, denn seit Kurzem ist der (angebliche) Investmentbanker ein Fall für den Staatsanwalt.

Auf seinem Handy meldet sich nur noch der Anrufbeantworter mit einer Ansage, die der Finanzjongleur selbst aufgesprochen hat. Er habe, so seine Erklärung, wegen Unregelmäßigkeiten Selbstanzeige erstattet. Sämtliche Konten seien eingefroren. Die Anrufer sollten keine Nachrichten hinterlassen, da diese nicht mehr abgehört würden. In einigen Wochen werde sich der Staatsanwalt melden ... Eine etwas dürftige Information für die bangenden Investoren.

Der Münchner Rechtsanwalt Wilhelm Lachmair vertritt inzwischen einige Betroffene. Auf Grund der ihm vorliegenden Unterlagen bezweifelt der Anwalt, der sich auf die Vertretung geschädigter Kapitalanleger spezialisiert hat, dass es die angepriesenen Derivatgeschäfte jemals gegeben hat. Ebenso bezweifelt er die angebliche Vergangenheit des Burghausers als Experte bei J.P. Morgan. Für Wilhelm Lachmair sind sämtliche Anzeichen eines illegalen Schneeballsystems erfüllt. Das würde bedeuten, dass die Gelder möglicherweise niemals an der Börse angelegt wurden, sondern die Gewinnauszahlungen (die nach Wochenblatt-Infos tatsächlich erfolgt sind) nicht von erzielten Gewinnen sondern aus der Substanz stammten oder von dem Geld neuer Anleger. Ein System, das irgendwann zwangsweise zusammenbrechen muss, wenn das Geld aufgebraucht ist und keine neuen Anleger mehr hinzukommen. Nach Einschätzung von Rechtsanwalt Lachmair könnte noch Geld vorhanden sein, die Investoren müssten nun aber schnell handeln. Der Schaden soll etwa 20 Millionen betragen

„Wir haben die Schweizer Finanzaufsicht eingeschaltet, um sicherzustellen, dass keine Kontobewegungen mehr stattfinden“, so Lachmair. „Der Schaden soll laut Auskunft der BaFin etwa 20 Millionen Euro betragen“, erklärt der Rechtsanwalt. Zuletzt seien zahlreiche Vermittler engagiert worden, die neue Anleger warben, offensichtlich um den zunehmenden Geldhunger des Schneeballsystem zu befriedigen. Lachmair: „Wir gehen davon aus, dass ein erheblicher Teil der Gelder dazu verwendet wurde, um Anleger auszuzahlen. Ein erheblicher Teil floss offenbar auch in den Lebenswandel des Burghausers.“ Rechtsanwalt Lachmair rät den Betroffenen, sich schnell anwaltschaftliche Hilfe zu holen. Über den Rechtsbeistand könne man dann beispielsweise versuchen, eine Pfändung zu erwirken.

Strafrechtliche Konsequenzen müssen die Anleger, laut Lachmair, nicht befürchten, denn auch wenn es sich um illegale Geschäfte gehandelt habe, so vertrauten die Kunden doch auf die Aussagen des Burghausers, der eine Rechtmäßigkeit vorgegaukelt habe. Nicht auszuschließen sei hingegen, dass das Finanzamt auf die Betroffenen mit einer Rückforderung herantritt. Die erzielten „Scheingewinne“ könnten möglicherweise eine Steuerhinterziehung darstellen. Wir bleiben für Sie am Ball!

Geschädigte können sich gerne beim Wochenblatt melden, wir sichern Anonymität zu!

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