Zum Ausbildungs-Start
Das sind die beliebtesten Ausbildungsberufe in der Region

31.08.2023 | Stand 12.09.2023, 22:32 Uhr

130 Berufe stehen im Handwerk zur Auswahl, 150 in den Bereichen Industrie, Handel, Dienstleistung und Tourismus. Die Zahl der Azubis hat sich in Niederbayern stabilisiert. −Fotos: Baumann, Ehm-Klier

Wenn am 1. September offiziell das Ausbildungsjahr beginnt, werden viele Firmen gespannt sein, ob der Nachwuchs überhaupt antritt: Fast 15 Prozent der Azubis kommen erst gar nicht zur Arbeit, fast ebensoviele brechen im Laufe der Zeit ab. Denn die Auswahl ist groß und die Betriebe sind froh, wenn sie ihre Ausbildungsstellen überhaupt besetzen können. Pro Azubi stehen zwei offene Stellen zur Verfügung.



Hier gibt es in Handwerk sowie Industrie, Handel, Gewerbe und Dienstleistung ein einheitliches Bild, wie gestern den Berichten zum Ausbildungsstart von Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern, und Hans Schmidt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, zu entnehmen war. Traditionell ziehen die Kammern zum 1. September Azubi-Bilanz – und mussten nun immerhin keine richtig schlechten Tendenzen verkünden.

Sattes Plus in der Gastro-Branche



Während in den vergangenen Jahren die Hauptsorgen der Unternehmen immer wieder wechselten – von Corona über Lieferkettenprobleme bis hin zur Energiekrise, „der Fachkräftemangel ist und bleibt auch in den nächsten Jahren die Herausforderung Nummer eins“, prognostiziert Hans Schmidt die Bedeutung der Ausbildung. Lehrlinge seien längst keine billigen Arbeitskräfte mehr, sondern die Zukunft.

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Das Handwerk in Niederbayern verzeichnet ein leichtes Minus (1,85 Prozent) auf 2436 neue Ausbildungsverträge. Dies wechsle häufiger, zeigt sich Schmidt froh über relativ stabile Zahlen.

Bei der IHK, wo 150 Berufe in Industrie, Handel, Dienstleistung und Tourismus gebündelt sind, freut man sich hingegen über ein sattes Plus von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr und überflügelt sogar den Bayerntrend (5,3 Prozent mehr Ausbildungsverträge). 4073 junge Leute treten im Herbst im Bereich der IHK Niederbayern ihre Lehre an. Dabei sind die kaufmännischen Bereiche etwas beliebter als die Ausbildungen im gewerblichen Bereich. Zuwächse sind in der Metalltechnik (+ 7,5 Prozent) und Elektrotechnik (+ 10,5) zu verzeichnen. In die Höhe geschnellt sind die Zahlen in den Bereichen Hotellerie und Gastronomie (+ 36,6 Prozent) und auch die Banken erfreuen sich nach langer Flaute wieder über Interesse an der Ausbildung, was sich mit einem Plus von 26,2 Prozent bemerkbar macht.

Einen Mangel an offenen Stellen gibt es indes in keiner Branche. Jedem Azubi stehen heute knapp zwei offene Stellen gegenüber. Das heißt: „Es müsste für jedes Talent das Richtige dabei sein“, sagt Alexander Schreiner, der ebenso wie Hans Schmidt betont, dass der Ausbildungszug zum 1. September längst nicht abgefahren ist. „Der Einstieg ist eigentlich immer möglich.“

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Es ist an den Betrieben, sich für die jungen Leute attraktiv zu machen: Führerschein zahlen, ein Betriebsauto zur Verfügung stellen, Lehrlingsprojekte organisieren, attraktive Arbeitszeiten, Fortbildung und Zukunftsperspektiven bieten, „Wertschätzung zeigen“, betont Hans Schmidt.

Andererseits muss man potenzielle Bewerber und Bewerberinnen erst einmal finden. So gehen sowohl Handwerk als auch IHK schon in Schule und sogar Kindergarten auf den Nachwuchs zu, zeigen Perspektiven auf. Das Handwerk freut sich seit diesem Jahr über den „Tag des Handwerks“, der verpflichtend in allen bayerischen Schulen eingeführt wurde – also auch in Gymnasien.

9 Prozent der Azubis im Handwerk mit Abitur

Denn hier sind in den meisten Fällen Universität oder Hochschule gesetztes Ziel der Absolventen. Doch auch eine Lehre soll Option sein. Dem Handwerk schwebt eine Quote „20, 40, 40“ vor, so Hans Schmidt. Heißt: 20 Prozent Abiturienten und jeweils 40 Prozent aus Real- und Mittelschule. Noch sind es 9, 37, 51.

Die Betriebe stellen sich mittlerweile auch online neu auf, wo sie die junge Zielgruppe für eine Ausbildung ansprechen, die Kammern veranstalten Ausbildungsmessen oder schicken Ausbildungsscouts in die Schulen, das sind weitergebildete junge Leute, die aus ihrem Alltag erzählen und Werbung für ihren beruflichen Weg machen. Hauptsache Orientierung, sagt Alexander Schreiner: „Gerade in der Generation Z gibt es oftmals eine Zwischenphase nach der Schule, in der viele junge Leute nicht wissen, was sie machen sollen. Wer dann erst einmal auf Reisen und Freizeit setzt oder orientierungslos einen der fast 10000 Bachelor-Studiengänge in Deutschland aufnimmt, ist für die Berufsausbildung verloren.“

DAS SIND DIE BELIEBTESTEN BERUFE



Die Top-Zehn der neuen Azubis bei der IHK in Niederbayern:
Platz 1: Industriekaufleute(302)
2: Einzelhandelskaufleute (264)
3: Fachinformatiker/in (255)
4: Kaufleute im Büromanagement (251)
5: Industriemechaniker/in (238)
6: Bankkaufleute (207)
7: Verkäufer/in (206)
8: Fachkraft für Lagerlogistik (195)
9: Elektroniker/in für Betriebstechnik (183)
10: Mechatroniker/in (142)

Insgesamt stehen im Bereich der IHK 150 verschiedene Ausbildungsberufe zur Auswahl.

Die Top-Ten im Handwerk listet die Kammer nur für Niederbayern und Oberpfalz auf. In Niederbayern hat sie 2436 Azubis, in der Oberpfalz 2274 in 130 Berufen.
Platz 1: Kfz-Mechatroniker/in (791)
2: Elektroniker/in (562)
3: Anlagenmechaniker/in für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik (423)
4: Schreiner/in (226)
5: Kaufleute für Büromanagement (218)
6: Friseur/in (194)
7: Maurer/in (189)
8: Land- und Baumaschinenmechatroniker/in (170)
9: Zimmerer (161)
10: Metallbauer/in (153).