„Meine Idee ist die richtige“
Nach DFB-Desaster: Flick bleibt stur – Völler geht auf die Spieler los

21.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:55 Uhr

Bundestrainer Hansi Flick. −Foto: dpa

Hansi Flick entschwand sturköpfig in den nächtlichen Nieselregen von Gelsenkirchen, unbeirrbar, von seinem Weg vollkommen überzeugt. Trotz aller Pfiffe, aller Kritik nach der nächsten ganz bitteren Länderspiel-Enttäuschung schloss er einen Rücktritt als Bundestrainer im Angesicht der nahenden Heim-EM kategorisch aus.



„Meine Idee vom Fußball ist für diese Mannschaft die richtige“, sagte Flick nach 0:2 (0:0) gegen Kolumbien trotzig. Auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler warf sich wie schon vor dem Abschluss einer gründlich missratenen Länderspielsaison geradezu schützend vor den Trainer - er nahm stattdessen die Stars ins Gebet.

Völler: „Hansi Flick die ärmste Sau“



„Am Ende ist Hansi Flick die ärmste Sau“, polterte Völler, der bei seinem Amtsantritt sicherlich nicht gedacht hatte, dass kurz darauf das gesamte Projekt EM in Gefahr geraten würde. „Er versucht alles, dass wir erfolgreich sind, probiert ein bisschen was aus“, sagte Völler über Flick, räumte aber ein: „Man muss sagen, dass wir es ein bisschen unterschätzt haben, dass die Qualität nicht die ist wie vor einigen Jahren.“



Völler-Ankündigung: „Einige Spieler werden wir im September nicht mehr sehen“



Deshalb geht es daran, jene Spieler ausfindig zu machen, die diese immer noch talentierte Mannschaft mit ihren vielen Schwachstellen nicht verstärken. „Es waren einige dabei, die werden wir im September nicht mehr sehen“, kündigte Völler an. „Der eine oder andere ist an seine Grenzen gekommen.“

Das, versicherte er, werde Flick ähnlich sehen - und bei der Nominierung für die Duelle mit Japan (9.9.) und Frankreich (12.9.) berücksichtigen. Der Druck aber steigt und steigt. „Flick macht uns die EM kaputt“, titelte die Bild-Zeitung noch am Abend, der kicker sprach von einem „Kurs ins Verderben“.

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Selbstkritik von Flick: „Es ist in die Hose gegangen“



Der Bundestrainer ließ immerhin auch Selbstkritik erkennen. „Es ist in die Hose gegangen“, sagte er zerknirscht mit Blick auf seine Experimente. Dabei gab er sich „wahnsinnig enttäuscht“ über die Art und Weise. „Das tut mir leid für die Fans. Was wir ausprobiert haben, hat nicht funktioniert.“

Das trifft für die vielen Personalrochaden zu, für die Dreierkette, aber auch für seine Versuche, in der Mannschaft endlich mehr Feuer zu schüren. „So eine Situation habe ich in der Form noch nicht erlebt“, sagte Flick. „Ich hasse es zu verlieren“, doch: „Ich kann mit den besten Spielern Deutschlands trainieren, mir macht die Arbeit Spaß.“

Spieler stehen zu Flick



Die Spieler jedenfalls stehen zu ihrem Trainer. „Absolut, ich glaube nicht, dass wir da diskutieren müssen“, antwortete Emre Can auf eine entsprechende Frage. „In erster Linie müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Wir sind für die Leistung verantwortlich.“

Aber das ist eben auch: der Bundestrainer. Flick jedenfalls verabschiedete sich nach seiner Kabinenansprache in einen unruhigen Sommer. Bezeichnend war, wie Leon Goretzka die Lage analysierte: „Bedenklich“ reiche zur Beschreibung nicht aus, sagte er: „Es ist dramatisch.

− sid