Wirtschaftskrise
Dutzende Festnahmen nach Protesten in Kuba

12.07.2021 | Stand 13.07.2021, 18:14 Uhr

Eliana Aponte/AP/dpa

Das hat es im autoritären Karibikstaat Kuba seit langem nicht mehr gegeben. Menschen gehen auf die Straße und demonstrieren gegen die schlechte Versorgungslage und für Freiheit.

Im Zusammenhang mit den ersten Massenprotesten gegen die Regierung in Kuba seit Jahrzehnten sind nach Angaben von Amnesty International mindestens 115 Menschen dort willkürlich festgenommen worden.

Darunter waren prominente Dissidenten sowie auch Journalisten, wie die Amerika-Direktorin der Menschenrechtsorganisation, Erika Guevara-Rosas, am Montag auf Twitter schrieb. Medienberichten zufolge herrschte eine hohe Präsenz der Sicherheitskräfte. In der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) wurde in sozialen Medien vereinzelt über Tote und Verschwundene berichtet. Es kursierten Videos, die neue, kleinere Proteste zeigen sollen. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Da der Internetzugang in Kuba eingeschränkt wurde, drangen wenige Informationen nach außen. «Wegen des fehlenden Zugangs kostet es viel Mühe, von Zahlen zu sprechen: von Toten, Verletzten und Verschwundenen. Aber es gibt sie», schrieb der Journalist Abraham Jiménez Enoa am Dienstag auf Twitter. In einer Facebook-Gruppe wurden zahlreiche Menschen als vermisst gemeldet. Die Presse werde ins Visier genommen, twitterte die Journalistin Yoani Sánchez. In Wohnungen von Aktivisten und Journalisten gebe es Polizeieinsätze.

Am Sonntag hatten Tausende Menschen in zahlreichen Städten des autoritär regierten Karibikstaates gegen Mangelwirtschaft und Unterdrückung demonstriert. Auslöser war unter anderem der Mangel an Medikamenten und Lebensmitteln. Unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hatten die USA ihre Sanktionen gegen Kuba verschärft. Während der Pandemie fehlen nun auch die wichtigen Einnahmen aus dem Tourismus. Zuletzt stiegen zudem die Zahlen der Corona-Infektionen deutlich.

«Wenn sie die Revolution bezwingen wollen, müssen sie über unsere Leichen gehen», hatte der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel am Sonntag im Fernsehen gesagt. Er rief dazu auf, die Revolution - sprich: das sozialistische System - auf den Straßen zu verteidigen. Die Sicherheitskräfte griffen Berichten zufolge hart durch. Auf Videos war zu sehen, wie Männer, bei denen es sich laut Aktivisten um Polizisten in Zivil handelte, Demonstranten schlugen und mitnahmen.