Mediengruppe Bayern exklusiv
Ampel-Politiker erwarten Unterordnung des Denkmalschutzes unter Belange des Klimaschutzes

10.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:49 Uhr

−Foto: Symbolfoto dpa

Vertreter der Ampelparteien erwarten im Zusammenhang mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz eine Unterordnung des Denkmalschutzes unter Belange des Klimaschutzes.

„Der Gebäudesektor, und damit auch denkmalgeschützte Bauten, müssen bis 2045 klimafit werden“, sagte Daniel Föst, bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. „Der Denkmalschutz dient dazu, unwiederbringliche historische, von Menschenhand gestaltete bauliche Erzeugnisse zu bewahren. Er darf aber nicht zum Bremsklotz der Wärmewende werden oder die Eigentümer vor unlösbare und oft unfassbar teure Herausforderungen stellen.“ Föst plädiert für Ausnahmen im Gesetz, aber auch Änderungen des Denkmalschutzes. „Leider ist es heutzutage nicht immer möglich, mit vertretbarem Aufwand auch die Klimaziele zu erreichen. Deshalb braucht es gerade für Gebäude und Quartiere, für die der Staat zusätzliche Regeln vorschreibt, Ausnahmen unter anderem von der 65-Prozent-Regel für Erneuerbare Energien.“ Der Staat müsse das Thema Denkmalschutz neu bewerten, so Föst. „Am Ende müssen Denkmalschutz und Klimaschutz einen Schritt aufeinander zugehen.“

Nina Scheer: „Photovoltaik-Anlagen in Schieferdachziegel-Format“



Nina Scheer, energiepolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, erklärte, erneuerbare Energien lägen im überragenden öffentlichen Interesse und dienten der öffentlichen Sicherheit. „Erneuerbaren Energien sind als vorrangiger Belang in die jeweils durchzuführenden Schutzgüterabwägungen einzubringen.“ Grundsätzlich müsse gelten, eine mögliche Modernisierung auf Basis erneuerbarer Energien auch in die Umsetzung bringen zu können: „Die Energiewende auch in historischen Gebäuden sollte den Menschen jedenfalls zur Sicherung von bezahlbarer und sauberer Energie nicht vorenthalten werden.“ Scheer baut darauf, dass die neuen Gesetze Produkthersteller inspirieren, denkmalgerechte Lösungen zu entwickeln. „Es gibt schon heute etwa Photovoltaik-Anlagen in Schieferdachziegel-Format.“

Stefan Schmidt: PV auch auf historischen Dächern



Der tourismuspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Schmidt, plädiert dafür, auch historische Dächer mit Photovoltaik-Anlagen (PV) auszustatten. „Dachlandschaften sind aus meiner Sicht nur ein randständiger Aspekt. Ich kenne jedenfalls keinen Kalender mit den ,schönsten historischen Dachlandschaften Deutschlands‘.“ Hätte es sie früher gegeben, wären PV-Anlagen heute Teil des Stadtbilds, meint Schmidt. „Erstens hätte sich keine geschäftstüchtige Patrizierfamilie geschenktes Geld wie eine PV-Förderung entgehen lassen. Zweitens trägt PV aktiv zur Energiewende und damit zum Klimaschutz und einer lebenswerten Zukunft für Kinder und Enkel bei.“ Für ihn sei klar: „Ein schlecht isoliertes und fossil beheiztes Haus ist immer noch schlechter als eines, das sich durch eine PV-Anlage auf dem Dach im Erscheinungsbild geändert hat.“