Saison hat bereits begonnen
Borreliose und FSME: Warum Zecken so gefährlich sind

03.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:39 Uhr

Die Zeckensaison 2023 hat bereits begonnen. Viele Tiere warten schon wieder auf Pflanzen, in Gebüschen und auf herumliegenden Totholz auf ihre Beute. −F.: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Der Frühling steht bevor – und damit auch die Zeit der Zecken. Viele Menschen denken bereits mit Schrecken an die kleinen Plagegeister, die Borreliose und FSME verursachen können. Wir haben beim RKI nachgefragt, wie wir uns bestmöglich schützen können.



Sie sind winzig klein und können doch großen Schaden anrichten: Die Zecken. Normalerweise sind sie zu dieser Jahreszeit noch im Winterschlaf. Doch der fällt wegen des milden Winters heuer etwas kürzer aus. Ab einer Temperatur von etwa acht Grad werden die kleinen Tiere aktiv. Wir haben uns deshalb beim RKI schlau gemacht.

Welche Krankheiten können in Deutschland durch Zecken übertragen werden?

Laut RKI können Zecken eine Vielzahl von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Die wohl bekannteste ist die Borreliose, eine Bakterieninfektion, die in ganz Deutschland vorkommt. Verursacht wird diese Krankheit durch die Borrelia burgdorferi.
Die Frühsommer- Meningoenzephalitis (FSME) wird durch FSME-Viren verursacht – und ist eher im süddeutschen Raum zu verorten. Weitere durch Zecken auf Menschen übertragene Erkrankungen wie die humane granulozytäre Anaplasmose, die Babesiose oder verschiedene Rickettsiosen wurden bislang in Deutschland nicht oder nur selten beobachtet.

Wie gelangen die Zecken auf den Menschen?

Soviel vorab: Zecken können weder von Bäumen fallen noch springen. Grundsätzlich kommt die in Deutschland häufigste Ixodes-Zecke (auch bekannt als gemeiner Holzbock) überall dort vor, wo es Pflanzen gibt, also auch in Gärten oder Parks. Die Zecke geht geschickt vor: Sie platziert sich auf einer exponierten Stelle, wie etwa auf einem Grashalm, im Gebüsch oder auf herumliegenden Totholz. Laufen Menschen oder Tiere dort vorbei, wird sie bei Kontakt abgestreift und hält sich fest. Übrigens: Die meisten Zecken warten in einer Höhe von weniger als einem Meter, häufig sogar nur zwischen 10 und 50 cm über dem Boden. Anders als die Ixodes-Zecken krabbeln Auwald-, Relikt- und Hyalommazecken aktiv auf den Menschen zu.

Werden manche Menschen häufiger gestochen?

Nein, heimische Zecken suchen sich ihre späteren Opfer laut RKI nicht gezielt aus. Menschen, die sich viel in der Natur aufhalten und dort besonders häufig Kontakt mit niedriger Vegetation haben, sind einfach gefährdeter. Dies trifft laut RKI naturgemäß besonders auf spielende Kinder zu. Auch wer abseits der Wanderwege durch Gebüsch geht, hat ein erhöhtes Risiko, gestochen zu werden.

Wie hoch ist das Risiko nach einem Stich an Borreliose oder FSME zu erkranken?

Das Risiko, nach einem Stich, an FSME zu erkranken, kann fast nicht beziffert werden. Denn auch in den FSME-Risikogebieten Deutschlands sind nur wenige Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass das Virusvorkommen in den Zecken kleinräumig sehr stark schwanken kann, im Mittel tragen in FSME-Risikogebieten 0,1% bis 5 % der Zecken FSME-Viren in sich. Hieraus ein Erkrankungsrisiko nach einem einzelnen Zeckenstich abzuleiten, ist nicht möglich. Viele FSME-Infektionen verlaufen zudem ohne sichtbare oder mit milden Symptomen.

Etwas genauer beziffern können die Experten vom RKI hingegen das Risiko nach einem Stich an Borreliose zu erkranken. Grundsätzlich schwankt das Vorkommen von Borrelien in sehr stark – es kann durchaus bis zu 30 Prozent betragen. Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz zufolge wurde nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6% der Betroffenen eine Borrelien-Infektion nachgewiesen. Doch auch hier gilt: Nur ein kleiner Teil der Infizierten erkrankt. Insgesamt ist bei 0,3 bis 1,4% der Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen.

Wie kann ich mich vor Zeckenstichen schützen?

Das RKI rät beim Aufenthalt im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz unbedingt dazu, geschlossene Kleidung zu tragen, also festes Schuhwerk, lange Hosen und langärmelige Oberteile. Werden die Hosenbeine zusätzlich in die Socken gesteckt, erschwert den Zecken das die Suche nach einer geeigneten Hautstelle. Die Anwendung von Repellentien (Akarizide) auf der Haut schützt ebenfalls, dieser Schutz ist aber zeitlich begrenzt. Falls geeignet sollten Repellentien auch auf die Kleidung aufgetragen werden. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte der Körper nach Zecken abgesucht werden und diese sofort entfernt werden. Insbesondere sollte man Kinder nach dem Spielen im Freien gründlich untersuchen.

Welche Körperstellen mögen Zecken besonders gern?

Zecken bevorzugen Stichstellen wie zum Beispiel Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle. Das Tragen von heller Kleidung erleichtert das Auffinden von Zecken.


Wie entferne ich eine Zecke richtig?


Die Zecke sollte so schnell wie möglich entfernt werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Wichtig ist, möglichst alle Teile der Zecke zu entfernen – nur so kann eine Entzündung vermieden werden. Doch wie geht man am besten vor? Eine Pinzette oder ein spezielles Zeckenentfernungsinstrument (wie etwa eine Zeckenkarte) ist hilfreich. Hiermit greift man die Zecke nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen (niemals am vollgesogenen Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Möglichst sollte die Zecke dabei nicht gedreht werden, und auf keinen Fall darf sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt. Nach Entfernung der Zecke ist eine sorgfältige Desinfektion der Wunde empfohlen.

Falls kein Zeckenentfernungsinstrument oder Desinfektionsmittel zur Hand ist sollte die Zecke trotzdem sofort entfernt werden (z.B. mit dem Fingernagel), da so der Übergang von Krankheitserregern verhindert werden kann.

Worauf sollte ich nach einem Zeckenstich achten?

Das RKI rät auch in den Tagen und Wochen nach einem Zeckenstich zu Achtsamkeit. Hilfreich kann es sein, wenn man die Einstichstelle fotografiert oder aber mit einem Kreis auf der Haut markiert. So kann die eventuelle Ausbildung eines roten Infektionsrings (sogenannte Wanderröte; fachsprachlich Erythema migrans: ein früher Hinweis auf eine beginnende Borreliose) in der Haut besser verfolgt zu werden. Sollte nach einigen Tagen bis Wochen eine deutliche ringförmige Hautrötung, typischerweise im Zentrum blasser als am Rand, entstehen und sich ausweiten, sollte ein Arzt zwecks weiterer Abklärung aufgesucht werden. In einigen Fällen erscheint nur eine unspezifische Hautrötung, die wandert.

Die Alarmglocken sollten auch schrillen, wenn man innerhalb von ein bis zwei Wochen nach einem Zeckenstich und dem Aufenthalt in einem FSME-Risikogebiet grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen feststellt. In so einem Fall sollte der nächste Gang unbedingt zum Arzt führen. Übrigens: Eine generelle Antibiotikatherapie nach einem Zeckenstich wird nicht empfohlen, sie ist erst bei einem begründeten Borrelioseverdacht (Wanderröte und/oder neurologische Symptome oder massiver Gelenkschwellung) angezeigt.