Am Freitag
Wieder Streiks geplant: Darauf muss man sich bei einer Reise einstellen

19.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:25 Uhr

Die Beschäftigten bei Bahn und Flughäfen wollen wieder streiken. −Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Am Freitag wird es für viele Reisende und Pendler erneut anstrengend: Mit neuen Warnstreiks will die Gewerkschaft EVG die Regional- und Fernzüge blockieren. Auch an einigen Flughäfen soll gestreikt werden.



Wenige Wochen nach einem großen Warnstreik im Bahn-, Flug- und Schiffsverkehr kommt es diesen Freitag erneut zu weitreichenden Einschränkungen für Reisende. Zwischen 3 Uhr und 11 Uhr hatte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zu einem bundesweiten Warnstreik für den Fern- und den Regionalverkehr aufgerufen. Bereits am Tag zuvor gab die Gewerkschaft Verdi Arbeitsniederlegungen an den Flughäfen Düsseldorf, Köln / Bonn sowie Hamburg bekannt.

Nicht vorher abgesprochen



Dass nun am Freitag zeitgleich im Luft- und Schienenverkehr gestreikt werde, sei ein Zufall, betonte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch am Mittwoch bei der Ankündigung der Aktionen. Anders als beim koordinierten, weitreichenden Warnstreik im Verkehrssektor Ende März hatten sich die Gewerkschaften diesmal nicht vorher abgesprochen. „Das haben wir nicht getan, da gibt es keine Abstimmung dieses Mal“, sagte Loroch.

„Uns geht es auch nicht darum, Fahrgäste zu bestrafen“, sagte EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay. „Im Gegenteil: Uns geht es nur darum, den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen.“ Zurzeit führt die Gewerkschaft Verhandlungen mit rund 50 Eisenbahnunternehmen über höhere Tarife. Am kommenden Dienstag soll es bei der Deutschen Bahn weitergehen.

Die Forderungen der Arbeitnehmer



Die Arbeitnehmervertreter fordern in den Verhandlungen mit der Branche für ihre Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr im Monat oder eine Erhöhung von zwölf Prozent bei den höheren Einkommen über einen Zeitraum von maximal zwölf Monaten. Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes hatte der staatliche Konzern angekündigt, sich an dem jüngsten Schlichterspruch orientieren zu wollen. Die EVG lehnte dieses Ansinnen ab.

„Wir sind nicht Teil des öffentlichen Diensts und wir sind auch nicht Teil des Schlichtungsverfahrens gewesen“, betonte Loroch. „Wir haben Forderungen übersandt und wir erwarten ganz einfach, dass man sich mit den Forderungen auseinandersetzt.“

Unverständnis von Seiten der Arbeitgeber



Laut EVG bleibt abgesehen von den Warnstreiks für den Bahnverkehr am Freitag zunächst das Verkehrsunternehmen Transdev, bei dem an diesem Mittwoch weiter verhandelt werde. „Je nachdem, wie die Verhandlung heute läuft, wird Transdev am Freitag aus dem Streik ausgenommen sein“, erklärte Ingenschay. „Ansonsten gehen wir davon aus, dass am Freitagmorgen auf der Schiene nichts laufen wird.“
Am Mittwoch äußerte der Personalvorstand der Deutschen Bahn, Martin Seiler, sein Unverständnis zur Ankündigung eines Streiks. „Dieser Streik ist völlig unnütz und unnötig“, sagte er. Am Freitag, dem reisestärksten Tag der Woche, treffe die Aktion viele Pendlerinnen und Pendler „besonders hart“. Seiler verteidigte den eigenen Vorschlag, sich am Schlichter-Tarifkompromiss des öffentlichen Diensts orientieren zu wollen. „Warum sollte das, was für die 2,5 Millionen Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes gut ist, nicht auch für 180.000 Eisenbahner:innen gut sein?“

Am vergangenen Wochenende hatten die unabhängigen Schlichter eine Lösung im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes vorgeschlagen. Diese beinhaltet zunächst einen steuer- und abgabefreien Teuerungsausgleich in mehreren Etappen von insgesamt 3000 Euro. Danach soll es ab März 2024 einen Sockelbetrag von 200 Euro geben und danach noch ein Lohnplus von 5,5 Prozent. Die Gewerkschaften wollen am kommenden Wochenende mit Bund und Kommunen über diesen Vorschlag beraten.

Lange Wartezeiten stehen bevor



Für Donnerstag und Freitag hat Verdi in diesem Kontext die Angestellten im Bereich der Luftsicherheit, des Fluggast-Check-ins, der Personen- und Warenkontrolle sowie in Servicebereichen der drei Flughäfen Düsseldorf, Köln / Bonn und Hamburg zum Streik aufgerufen. „Es ist im Zusammenhang mit dem Streik mit längeren Wartezeiten bis hin zu Flugausfällen oder -streichungen zu rechnen“, warnte die Gewerkschaft am Dienstag. Die Luftfahrtindustrie kritisierte den erneuten Arbeitskampf.

Einen ersten Warnstreik hatte die EVG bereits Ende März gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi organisiert. Damals lagen nicht nur der Regional- und Fernverkehr auf der Schiene, sondern auch der Luft- und Wasserverkehr still.

− dpa, kix, kse